Zwar seien die Preise der meisten pflanzlichen Rohstoffe in den letzten Wochen leicht gestiegen und die moderate Erholung könne sich durchaus fortsetzen, erläuterte der AMI-Geschäftsführer bei der Agrarfinanztagung 2010 von Landwirtschaftlicher Rentenbank und Deutschem Bauernverband (DBV), die vergangene Woche in Berlin stattfand. Speziell beim Weizen sei aber kein explosionsartiger Preisanstieg zu erwarten, da die weltweit hohen Bestände auf die Preise drückten. Auch die Weizennotierungen an den Terminbörsen von Chicago oder Paris zeigten für die nächsten Monate nur geringes Aufwärtspotential.
Die von Analysten stark beachtete "Stocks-to-Use-Ratio" - also das Verhältnis zwischen Beständen und Verbrauch - liege beim Weizen aktuell bei äußerst komfortablen 30 Prozent, woraus die Versorgung über die Ernte hinaus für 117 Tage sichergestellt werden könnte. Die weitere Preisentwicklung beim Weizen werde auch davon abhängen, wie die Ernte in den Schwarzmeerländern ausfalle, da von hier in den letzten Jahren großer Angebotsdruck ausgegangen sei.
Immer mehr Mais wird versprittet
Eine Sonderkonjunktur beobachtet die AMI beim Körnermais, obwohl die "Key-Player" allesamt große Ernten eingefahren haben. Beim weltweit wichtigsten Futtermittel klaffe aktuell eine Lücke zwischen Angebot und Verbrauch. Zurückzuführen sei dies auf den Boom bei der Erzeugung von Bioenergie. Während in den USA viel Körnermais zu Bioethanol versprittet werde, wandere hierzulande immer mehr Maissilage in die Biogasanlage.
Auch die Rapspreise hätten sich aus Erzeugersicht recht positiv entwickelt, nicht zuletzt aufgrund der hohen Nachfrage nach Rapssaaten für die Herstellung von Biodiesel. Allerdings sei die Entwicklung der Rapspreise stark abhängig vom Soja, wo gerade in Südamerika phantastische Ernten eingefahren würden. Daher müsse beim Raps mit einer gewissen "Preisdeckelung" gerechnet werden.
"Der Preisboom ist vorbei"
Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise habe zu einer erheblichen Veränderung der Angebots- und Nachfrageverhältnisse geführt, führte Rinderer bei der Agrarnanztagung weiter aus. Die im Boomjahr 2007/08 zeitweise sehr hohen Erzeugerpreise hätten zu einer Ausdehnung und Intensivierung der globalen Agrarproduktion geführt. Gleichzeitig habe sich die Nachfrage durch gestiegene Nahrungsmittelpreise und eine schrumpfende Kaufkraft abgeschwächt.
"Der Preisboom ist vorbei", vermutet deshalb der AMI-Geschäftsführer. Gleichzeitig bleibe der Einuss der internationalen Märkte auf die Entwicklung an den heimischen Kassamärkten hoch. Die Rohstoff- und Agrarmärkte würden mangels attraktiver Anlagemöglichkeiten immer mehr auch zu Finanzmärkten. Die Spekulanten hätten durch Rohstoffkäufe ihren Teil zum fulminanten Preisanstieg 2007/08 beigetragen, so Rinderer.
Der Exportmotor läuft rund
Wann es an den Agrarrohstoffmärkten wieder zu einem nachhaltigen Preisanstieg kommt, hängt aus Sicht des AMI-Geschäftsführers auch davon ab, wie sich die globale Wirtschaft entwickelt. Gerade die deutsche Landwirtschaft sei in vielen Bereichen auf Exporte zur Marktentlastung angewiesen. Als Vorteil sei in diesem Zusammenhang die schwache Gemeinschaftswährung zu werten, da diese Agrarexporte in Märkte außerhalb der Eurozone erleichtere. Die Kehrseite der Medaille: Importe - vom Rohöl bis zum Sojaschrot - hätten sich durch die Euroschwäche verteuert.
Mit Blick auf die zuletzt wieder leicht anziehenden Nahrungsmittelpreise in Deutschland warnte Rinderer vor einem zu schnellen Anstieg der Verbraucherpreise für Lebensmittel, da dies den Konsum abwürgen könnte. Andererseits seien die Landwirte auf höhere Produkterlöse angewiesen, da sich die Preis-Kosten-Schere zuletzt weiter geöffnet habe. Hohe Rohölpreise hätten die Kosten für Agrardiesel oder Düngemittel steigen lassen. (AgE)
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