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Heimische Proteinpflanzen

Kidneybohnen aus Deutschland: Diesem Landwirt gelingt der Anbau

Kidneybohnen lieben viel Wärme. Sie sind erst auszusäen, wenn kein Frost mehr droht. Das Saatgut kommt meist aus Südeuropa.
am Samstag, 15.07.2023 - 06:00 (Jetzt kommentieren)

Der Anbau von Speiseleguminosen nimmt langsam Fahrt auf. Auf Gut Seligenstadt bei Würzburg testet Dominik Hofmann Kidneybohnen, Belugalinsen und Kichererbsen im Feld. Sie werden für pflanzliche Proteine vermarktet.

Dominik Hofmann testet den Anbau von Speiseleguminosen wie Kidneybohnen.

Landwirt Dominik Hofmann lässt ein paar rote Kidneybohnen durch seine Hände gleiten. „Die wachsende Nachfrage nach heimischen Eiweißpflanzen liegt auch daran, dass mehr Vegetarier oder Veganer pflanzliche Proteine wollen“, sagt der stellvertretende Verwalter von Gut Seligenstadt im unterfränkischen Prosselsheim, das zur Stiftung Juliusspital Würzburg gehört.

Diese Einschätzung brachten den 30-jährigen Betriebsleiter vor zwei Jahren auf die Idee, vergleichsweise „exotische Leguminosenarten“ auf den Flächen des Betriebs zu testen (siehe Betriebsspiegel). Dazu zählen derzeit je 4 ha

Auf der Suche nach entsprechenden Anbauern für genau solche Speiseleguminosen war damals die Firma Busch Agrarhandel aus Lindflur, mit der die Gutsverwaltung Seligenstadt seit Jahren zusammenarbeitet.

Eiweiß aus Speiseleguminosen wie Kidneybohnen als Fleischersatz

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Vertriebsleiter Diyaa Tarabeh beobachtet den Markt sehr sorgfältig. „Die Verzehrgewohnheiten in der Gesellschaft ändern sich deutlich. Sie gehen weg von viel Fleisch hin zu pflanzlichen Proteinen.“ Das sei ein wichtiger Grund, sich auch mit hier eher seltenen Speiseleguminosen zu befassen.

Auch andere Player, etwa die BayWa oder der Züchter KWS, setzen mit eigenen Start-ups auf alternative Proteine als Fleischersatz aus Erbsen. Ziel ist es, Lebensmittel wie vegane Burger zu entwickeln, die auf pflanzlichen Proteinen basieren.

Der regionale Agrarhändler hat nach eigenen Angaben inzwischen 150 ha an Leguminosen wie Kichererbsen, Belugalinsen oder Kidneybohnen, aber auch Trockenreis oder Quinoa im Vertragsanbau. Die Ernte vermarktet das Handelshaus zum Teil im eigenen Unverpacktladen.

So ist Landwirt Dominik Hofmann in Speiseleguminosen eingestiegen

„Der Einstieg in den Anbau von Speiseleguminosen und insbesondere Kidneybohnen ist in der Regel mit der am Betrieb vorhandenen Technik möglich“, sagt Dominik Hofmann. Ausgesät hat er seine scharfen roten Bohnen im vergangenen Jahr mit einer üblichen Einzelkorndrille am 11. Mai. 

Als Standort für die Speiseleguminosen wählte der Betriebsleiter eher schlechtere Flächen aus, damit die Abreife sichergestellt ist. Nach der Vorfrucht Weizen stand eine Zwischenfrucht im Feld, die bei Frost eingegrubbert wurde. Das Saatbett hat der Betrieb mit einer Kreiselegge bereitet.

Kidneybohnen, Kichererbsen und Belugalinsen im Anbau

Bei der Sortenwahl setzt Hofmann auf „Red Kidney“ aus Italien. „Die Bohne ist sehr wärmeliebend und bis zur Blüte recht anspruchslos beim Wasserbedarf“, so der Landwirt. „So sind die trockenen Jahre in der Regel die besseren für Leguminosen.“ Sein erstes Anbaujahr war eher feucht, das vergangene Jahr extrem trocken und heiß. „So hatten wir gleich Erfahrungen mit zwei Wetterextremen.“

Kidneybohnen für Speiseleguminosen lieben viel Wärme

Die Flächen der Gutsverwaltung liegen auf der fränkischen Trockenplatte mit einem warmen Weinbauklima. Sie seien gut etwa für die südländische Kidneybohne geeignet, so der Betriebsleiter. „Bis zur Ernte waren keine Pflegearbeiten nötig", sagt der Landwirt. Der Bestand zeigte sich bis zur Ernte sauber, auch wegen der Dürre.

Geerntet hat der Landwirt die Kidneybohnen 2022 in der zweiten Septemberhälfte. „Obwohl die Hülsen früher reif waren, haben wir wegen der grünen Restpflanze noch zwei Wochen länger gewartet.“ Allerdings habe die trockenheiße Witterung auch ihre Spuren im Ertrag hinterlassen. „Wir konnten nur eine knappe Tonne vom Hektar ernten“, sagt Hofmann.

Speiseleguminosen für pflanzliche Proteine starten durch

Sein Fazit: „Der Anbau von bisher unüblichen Kulturen, etwa für pflanzliche Proteine, ist auch hier möglich. Allerdings sind die Sorten der Speiseleguminosen oft noch nicht optimal auf die hiesigen Verhältnisse angepasst.“ Die bisher verfügbaren Sorten müssten noch mehr auf die jeweiligen Standorte angepasst werden, so der Wunsch des Anbauers.

Abnehmer Diyaa Tarabeh sagt: „Die Politik wünscht sich zwar mehr heimischen Anbau, aber die Vermarkter müssen noch Überzeugungsarbeit bei den Kunden leisten.“ Schließlich stünden sie im Wettbewerb mit billigeren Importen von Eiweißpflanzen.

In der  Ausgabe von agrarheute 7/2023 gibt es weitere Informationen zu Speiseleguminosen und einen ausführlichen Steckbrief zum Anbau von Kidneybohnen als Nische des Monats:

Das agrarheute Magazin Die digitale Ausgabe Oktober 2023
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Nischenfrucht: Kichererbsen-Anbau

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