Ein Drittel weniger haben Sojaanbauer 2018 geerntet. Die Erträge gingen laut Angaben des Statistischen Bundesamts gegenüber 2017 von 34,4 auf 25,9 dt/ha zurück. Die Dürre hat allerdings nicht nur die Bilanz des vergangenen Jahrs getrübt. Sie wirkt sich auch auf die Aussaat 2019 aus. Wer Soja anbauen will, muss viele Aspekte im Hinterkopf haben: die richtige Sorte, das knappe Saatgut und schließlich die passende Saatgutimpfung.
Normalerweise lässt sich aus den Landessortenversuchen ableiten, welche Sojasorte am eigenen Standort am vielversprechendsten ist. Im vergangenen Jahr zeigten die Sorten aufgrund der Witterung an vielen Orten allerdings eher ihre Trockenstressverträglichkeit als ihr genetisches Ertragspotenzial. Zudem lässt sich wegen der Trockenheit das Merkmal Standfestigkeit 2018 nur eingeschränkt beurteilen.
Sortenempfehlungen 2019
Ein Ergebnis ist, dass semi-determinierte, standfeste Sorten wie ES Mentor oder Sultana Wassermangel schlechter vertragen als andere Sorten. Ältere Sorten wie Lissabon, Merlin oder Primus kamen dagegen relativ gut damit klar.
Das Sortiment der 000-Sorten (früh) ist weiter gewachsen (siehe Tabelle „Relativerträge von Soja 2018“). Bewährte Sorten sind, in alphabetischer Reihenfolge: Abelina, Amadea (geprüft bis 2017), Amarok,
ES Comandor, Lissabon, Obelix, RGT Shouna, Sirelia und Sultana (geprüft bis 2017).
Von den jüngeren Sorten zeigten SY Livius, Regina und Solena in wärmeren Lagen bei zumindest durchschnittlichen Eiweißgehalten überdurchschnittliche Korn- und Eiweißerträge. Acardia, Aurelina und GL Melanie sind interessante Neuzüchtungen, für deren breite Erprobung aber noch nicht genügend Saatgut verfügbar sein dürfte. Für Grenzlagen empfiehlt sich weiterhin Merlin. Noch frühere Sorten (0000) fallen ertraglich in der Regel immer noch deutlich ab.
Im Übergangsbereich von 000- zu 00-Sorten (mittelfrüh) hat sich in Süddeutschland SY Eliot mit stabil überdurchschnittlichen Erträgen und gutem Eiweißgehalt bewährt. RGT Stumpa ist standfest, und ähnlich früh, liegt im Eiweißgehalt und -ertrag aber etwas tiefer.
Im Segment der nur für die wärmsten Gebiete in Deutschland geeigneten 00-Sorten (mittelspät) bewährten sich ES Mentor und Lenka mit guten Erträgen bei überdurchschnittlichen Eiweißgehalten und -erträgen. Bei ES Mentor ist zu beachten, dass sie auf metribuzinhaltige Herbizide sensibel reagieren kann. Im Rheintal hat sich auch Soprana bewährt.
Von den Neuzüchtungen kommen für eine vorsichtige Erprobung Atacama, Bettina, RGT Siroca und Yakari in Betracht. Für den Vertragsanbau zur Lebensmittelherstellung bleiben Primus und Lenka die Hauptsorten.
Silvia PZO reift am spätesten ab, weshalb sie in Österreich zur Reifegruppe 0 zählt. Sie weist zwar das höchste Ertragspotenzial auf, hat jedoch einen sehr niedrigen Eiweißgehalt, sodass bei Bezahlung nach Eiweißgehalt mit erheblichen Preisabschlägen gerechnet werden muss.
Das Dürrejahr 2018 macht einmal mehr deutlich, wie wichtig es bei der Sortenwahl ist, sich Versuchsergebnisse aus anderen Regionen und im mehrjährigen Vergleich anzusehen. Hier finden Sie die Ergebnisse der Landessortenversuche der Vorjahre.
Relativerträge von Soja 2018
Saatgut könnte knapp werden
Die Trockenheit hat aber noch weiterreichende Folgen: Viele Vermehrungsbetriebe haben ihre Bestände zu spät und damit zu trocken gedroschen. Das führte zu Rissen der Samen, sodass die Sojabohne nicht mehr keimen kann. Folglich wurden vermehrt Saatgutpartien aberkannt.
Bestellen Sie Ihr Saatgut deshalb nicht nur rechtzeitig, sondern überprüfen Sie auch seine Keimfähigkeit vor der Aussaat auf dem eigenen Betrieb noch einmal selbst. Nur so erreichen Sie die angestrebte Saatstärke auch tatsächlich.
Neues bei Impfmitteln
Ist die Sortenentscheidung gefällt und das Saatgut bestellt, steht noch die Wahl des richtigen Impfmittels mit Knöllchenbakterien an, denn die Impfung des Saatguts beeinflusst Ertrag und Qualität mehr als die Sortenwahl. Misslingt sie, fehlen schnell 25 Prozent beim Kornertrag und beim Eiweißgehalt.
Auch eine nachträgliche Stickstoffdüngung kann fehlende Knöllchenbakterien nicht vollständig kompensieren. Deshalb muss Sojasaatgut immer geimpft werden. Beim Erstanbau sollte die Aufwandmenge an Impfmittel sogar doppelt so hoch sein.
2019 stehen neue Mittel zur Verfügung. Neben den traditionellen Impfmitteln auf Torfbasis, die mit ihrer dunklen Färbung nach der Impfung gut auf dem Saatgut erkennbar sind, kommen zunehmend Flüssigmittel auf den Markt. Sie können auf umlaufendes Saatgut gesprüht werden und sind deshalb einfach in der Anwendung. Allerdings färben sie das Saatgut nicht, sodass Landwirte beklagen, den Impferfolg nicht mehr am Saatgut kontrollieren zu können. Bei sorgfältiger Anwendung besteht aber kein Grund zur Sorge.
Flüssigmittel auf dem Vormarsch
Der Marktanteil der Flüssigmittel wächst kräftig. So hat nach dem Rückzug der Firma de Sangosse vom deutschen Markt nur noch deren Flüssigmittel Rhizoliq Top S einen neuen Vertrieb für Deutschland gefunden. Der Verkauf des bewährten Torfprodukts Biodoz wird eingestellt. Restmengen sind noch im Abverkauf beim Landhandel erhältlich. Auch das bekannte Flüssigmittel Force 48 (BASF) mit Kleber soll vom Markt verschwinden. Mit HighStick Soy (BASF), dem Torfmittel von Die Saat (zum Beispiel bei ZG-Raiffeisen) und Legumefix (www.gartensoja.de) stehen aber weiterhin bewährte Impfmittel auf Torfbasis zur Auswahl.
An Flüssigmitteln sind inzwischen eine ganze Reihe neuerer Produkte auf den deutschen Markt gekommen. Die Impfmittel von Turbosoy (unter anderem Saatbau Linz), Liquifix (www.gartensoja.de) und Rhizoliq Top S (Arysta) konnten ihre Tauglichkeit in mehrjährigen Prüfungen zeigen. Das letztgenannte kann bereits ein bis zwei Wochen vor der Aussaat auf das Saatgut appliziert werden, ohne dass die Wirksamkeit infrage gestellt wäre.
In allen Fällen gilt es jedoch, das Saatgut bei der Impfung schonend zu behandeln und das beimpfte Saatgut bis zur Aussaat kühl und geschützt vor direkter Sonneneinstrahlung zu lagern. Wer seinen Sojaanbau jetzt mit kühlem Kopf plant, kann – ausreichend Wärme und Wasser vorausgesetzt – wieder auf Rekorderträge wie im Jahr 2017 hoffen.