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Rohstoffknappheit

Sojaanbau: So funktioniert der Einstieg

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am Samstag, 19.03.2022 - 05:00 (1 Kommentar)

Durch den Ukrainekrieg wird in Europa auch das Soja knapp. Der Anbau ist auch in Teilen Norddeutschlands interessant. Wir zeigen, wie der Einstieg in den eigenen Sojaanbau funktioniert und was dabei zu beachten ist.

Die Nachfrage nach heimisch erzeugtem Soja wächst stetig. Momentan stammen noch zwei Drittel der europäisch erzeugten Sojamenge aus Russland und der Ukraine. Der Ukrainekrieg und die unübersichtliche Situation an den internationalen Märkten sorgen deshalb besonders beim GVO-freien Soja zu Engpässen.

Das macht den Einstieg in den Sojaanbau in Deutschland jetzt noch attraktiver. Dazu kommt, dass die Leguminose teuren Stickstoffdünger spart und wegen ihrer essenziellen Aminosäuren wertvoll für Human- und Tierernährung ist.

Sojaanbau im Norden möglich

2021 haben deutsche Betriebe auf 34.000 ha Sojabohnen erzeugt. Bislang bereichert die Leguminose besonders im Süden Deutschlands die Fruchtfolgen. Aber auch in anderen Regionen weiter im Norden ist der Anbau möglich. Wichtig ist, dass Niederschläge, Sonneneinstrahlung. Wärmesummen und Bodenqualitäten stimmen.

Im Norden gibt es etwa einige Regionen Niedersachsens, die sich gut für den Anbau eignen. Ob der Anbau auf dem eigenen Standort funktionieren könnte, lässt sich im Geoportal „Anbaueignung für Sojabohnen“ des Julius-Kühn-Instituts nachschauen.

Keine Steine und nicht zu viel Stickstoff im Boden

An den Boden stellt die Sojapflanze keine großen Anforderungen. Lössböden eignen sich zwar am besten, aber sie gedeiht auch auf den schnell erwärmbaren Standorten. Wichtig ist, dass genügend Wasser verfügbar ist. Die Sojabohne benötigt das Wasser insbesondere zur Kornfülle im Juli und August. Zu viel Regen in der Jugendentwicklung mindert die Standfestigkeit. Eine zielgerichtete Beregnung auf sandigen Standorten funktioniert nach Informationen des Sojaförderrings gut.

Nicht geeignet sind besonders steinige Böden. Da die Bohnen sehr bodennah hängen, stören die Steine den Drusch. Auch Böden mit hoher Stickstoffnachlieferung sind problematisch. Zu viel verfügbarer Stickstoff im Boden fördert Unkraut zwischen den Reihen und stört die Arbeit der stickstofffixierenden Knöllchenbakterien an den Wurzeln. Die Bohnen müssen vor der Aussaat unbedingt geimpft werden.

Die Sojabohne hat eine langsame Jugendentwicklung. Den Reihenschluss erreicht sie erst im Juli. Das erfordert nicht nur eine sorgfältige Unkrautkontrolle. Die offenen Reihen begünstigen besonders bei stärkeren Regenfällen die Erosion.

Sorte richtig nach Standort wählen

In der Fruchtfolge bietet Soja einen guten Vorfruchtwert. Das liegt nicht nur am Reststickstoff, sondern auch an der guten Bodenstruktur, die die Pflanze hinterlässt. Als Nachfrucht eignet sich besonders gut Wintergetreide. Das bietet sich aber auch als Vorfrucht an, ebenso wie späträumende Zuckerrüben und Körnermais. Raps und Sonnenblume sind hingegen schlechte Vorfrüchte, wegen des Sklerotinia-Risikos.

Zum richtigen Sojastandort gehört die passende Sojasorte. Momentan gibt es in Deutschland 60 verfügbare Sorten von insgesamt 20 Anbietern. Hier sollte man sich an den Landessortenversuchen und der Reifegruppe orientieren. Wichtig bei der Sortenwahl ist, dass sich die Pflanzen im September beernten lassen.

Auf kühlere, feuchtere Standorte passen eher frühreife Sorten, die noch sicher ausreifen können (z.B. Reifegruppe 000 oder Reifegruppe 0000 auf Grenzstandorten). Unter feuchten Bedingungen kommt es besonders auf die Standfestigkeit an. Für warme, trockene Standorte eigenen sich wüchsigere und eher spätreifere Sorten.

Einen Überblick zu den aktuellen und passenden Sorten und ihren Bezugsquellen, mit den Landessortenversuchen aller Bundesländer, bietet der Sojaförderring. Die Sortenliste Österreich gibt ebenfalls einen guten Überblick über die Sorteneigenschaften.

Sojabohnen vorsichtig ernten und richtig lagern

Nach der Ernte kommt es besonders darauf an, die Qualität zu erhalten. Deswegen spielen die richtigen Lagerbedingungen eine wichtige Rolle. Geerntet werden Sojabohnen im September. Beim Drusch, Transport, Trocknen und Einlagern dürfen die Bohnen möglichst nicht beschädigt werden. Sie erfordern ein vorsichtiges Vorgehen, um die Schalen nicht zu verletzen.

Beim Trocknen und Lagern dürfen sich die Bohnen möglichst nicht erwärmen. Die fetthaltigen Samen werden sonst ranzig. Deshalb sollten Geruch, Temperatur und Feuchtigkeit im Lager regelmäßig kontrolliert werden. Je länger das Erntegut gelagert werden soll, desto geringer sollte die Kornfeuchte sein. Bei 6 Monaten und Temperaturen von etwa 7 °C reichen 14 % Feuchtigkeit, bei einem Jahr sollten die Bohnen nur 12 % Kornfeuchte enthalten.

Mehr Abnehmer im Süden

Zum Sojaanbau gehört aber auch die richtige Vermarktung. Die meisten Lebensmittelhersteller und Aufbereitungsanlagen für die Fütterung sind bislang im Süden Deutschlands angesiedelt.

Im Norden gibt es bislang keine Anlagen, die Soja für die Fütterung toasten, es gibt aber einige Verarbeiter aus dem Lebensmittelsektor. Eine Übersicht mit potenziellen Abnehmern bietet der Sojaförderring auf seiner Webseite.

Viele Abnehmer haben eigene Sortenwünsche und strenge Anforderungen an die gelieferte Ware. Bohnen für Edamame erfordern etwa andere Sorten als solche für die Tierfütterung. Dazu kommen Vorgaben zum Eiweißgehalt, zur geforderten Feuchte und zum Fremdbesatz im Erntegut.

Giftige Unkrautsamen und potenzielle Allergene wie Weizen oder Lupine mindern die Qualität des Ernteguts. Viele Hersteller bevorzugen auch einen hellen Nabel an den Bohnen. 

Mit Material von Sojaförderring

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