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Lohnende Marktnische: Mehr Mut zu Mohn

Graumohn-Kleinschroth
am Donnerstag, 02.01.2020 - 13:30 (Jetzt kommentieren)

Direkt vermarktet bringt Backmohn höhere Deckungsbeiträge als Zuckerrüben, sagt Anbauer Helmuth Kleinschroth. Er hat die relativ seltene Kultur bei sich vor Ort geschickt populär gemacht - und sich so einen eigenen Kundenstamm aufgebaut.

Mohn-Kleinschroth-Helmuth

Sein Ertrag auf dem Mohnhof in Unterfranken schwankt von 0 bis 1.500 kg/ha. Der Ölgehalt liegt bei 40 bis 50 Prozent. Das Öl besteht zu 60 Prozent aus Linol-, 20 Prozent Öl- und 12 Prozent Palmitinsäure. Die Erlöse im Direktverkauf liegen bei 3 bis 5 Euro/kg, sagt Helmuth Kleinschroth.

Jahre lang lockte er Kunden beim jährlichen „Mohn-Day“ auf’s Feld. So hat er sich selbst einen profitablen Absatzmarkt geschaffen. Den bedient er über die Direktvermarktung ab Hof und über Lieferungen an Bäckereien.

Fester Teil der Fruchtfolge

„Mohn ist ein fester Bestandteil meiner Fruchtfolge, weil er direkt vermarktet höhere Deckungsbeiträge bringt als Zuckerrüben“, sagt der Ackerbauer aus Fuchsstadt am Rande des Ochsenfurter Gaus. „Die Vorzüge liegen etwa in der Pfahlwurzel“. Obwohl Mohn eine uralte Kultur ist, deren Anbau in Deutschland eine lange Tradition hat, trauen sich derzeit nur recht Wenige, ihn anzubauen.

Tatsächlich lauern „einige Tücken, bevor Sommer- oder Winterform an den Start gehen können“, sagt der Landwirtschaftsmeister. Vor der Aussaat ist gegen Gebühr zunächst eine Genehmigung der Bundesopiumstelle einzuholen. Nur morphinarmen Sorten sind erlaubt.

2017 hat Kleinschroth erstmals Wirtschaftsmohn angebaut. 2019 hat er die Blaumohnsorte Mieszko gesät. Der Sommermohn aus Polen blüht weiß bis violett. 2007 kam mit Zeno Morphex die weltweit erste fast morphinfreie Wintermohnsorte auf den Markt.

Geringe Saatstärke

Die geringe Saatstärke von lediglich 1 kg/ha erreicht Kleinschroth mit einem Trick. Er mischt sie in der Drille einfach mit 2 kg abgetöteten Mohnsamen. In der Jugendentwicklung benötigt Mohn einen guten Anschluss ans Bodenwasser. Das ist bei nur 1 cm Saattiefe in trockenen Gegenden nicht leicht.

Weil sich Mohn zuerst nur langsam entwickelt, gilt der Unkrautbekämpfung ein besonderes Augenmerk. Kleinschroth versucht, den Herbizidstress durch Splitting gering zu halten. „Kleine Unkrautsamen lassen sich aus der Mohnernte nur schwer herausreinigen.“

Die Pflanzen locken neben interessierten Spaziergängern auch viele Insekten an. Schädlinge und Krankheiten dagegen kennt der Landwirt in seinem Mohn bisher nicht.  In der erntereifen Kultur hält sich aber gerne mal Wild auf, das durchaus auch Schäden anrichtet. Auch picken Vögel die Kapseln an, so dass die Körner ausfallen.

Bis zu 3.000 Samen in einer Kapsel

Wenn alles gut geht, rascheln 2.000 bis 3.000 Samen in einer Kapsel. Ab Ende August ist der Mohn erntereif. Kleinschroth erntet mit einem herkömmlichen Drescher. Um Verluste zu vermeiden, drischt er sehr langsam. Die Ernte lagert er in Bigbags. Bei 7 bis 8 Prozent Feuchtigkeit kann er Mohn zwei Jahre lagern.  So lassen sich Jahre mit Ernteausfällen überbrücken. 2019 hat er nur 7dt/ha geerntet.

Die Erntemengen muss der Anbauer an die Bundesopiumstelle melden. Kleinschroth vermarktet die Ware als Backmohn oder als Korn, das er mit der eigenen Getreidemühle mahlt. Oder er verkauft Mohnöl, das eine nahe Ölmühle presst. Weiter gibt es in seinem Hofladen Mohnhonig und zeitweise Mohneis.

Mit Material von Friedrich, Kleinschroth, Mohnhof

Mehr Informationen zur interessanten Marktnische Backmohn finden Sie in der gedruckten Dezember-Ausgabe von agrarheute 12/2019, ab Seite 118.

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