Eins der größten zusammenhängenden Anbaugebiete für HO-Sonnenblumen in Europa ist der Kreis Kitzingen mit dem westlichen Kreis Würzburg. Dort standen zuletzt rund 650 ha Sonnenblumen auf 85 Betrieben im Anbau. Die Blattfrucht kommt mit den sandigen Böden und den trocken-heißen Bedingungen in Unterfranken gut zurecht.
HO steht für Higholeic und heißt übersetzt ölsäurereich. Die angebauten HO-Sorten haben einen besonders hohen Gehalt der Ölsäure C18-1. Herbert Pfriem hat mit Kollegen Pionierarbeit für die Marktnische geleistet. In der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsgetreide und Sonnenblumen- kerne Kitzingen und Umgebung e.V. hat sich eine starke Anbaugemeinschaft entwickelt. In Spitzenzeiten wurden dort schon bis zu 2.000 ha Sonnenblumen kultiviert.
Öl auch für technische Zwecke
Die fraänkischen Anbauer achten darauf, die Wertschöpfung vor Ort zu halten. Sie erzeugen ein regionales Qualitätsprodukt. Pfriem: „Wir können unseren Abnehmern mit den hier angebauten Sorten einen Mindestgehalt von mehr als 90 Prozent des begehrten Öls garantieren.“
Der Unternehmer Dr. Peter Däfler von der Dako AG aus Wiesentheid ist bis heute der größte Abnehmer des erzeugten Öls. Die Firma stellt aus dem kalt gepressten Öl einen besonderen Schmierstoff her, der durch den hohen Ölsäuregehalt äußerst hitzebeständig ist. Er kommt in sensiblen Bereichen zum Einsatz, etwa der Lebensmittel- oder der Textilindustrie.
Die HO-Sonnenblumen aus kontrolliertem Anbau werden mit strengen Qualitätskontrollen in der gesamten Lieferkette überwacht. „Damit lässt sich ein Ölsäuregehalt von über 90 Prozent bei gleichzeitig gerade einmal 3 Prozent mehrfach ungesättigten Fettsäuren erzielen.“
Heimisches Qualitätsprodukt
Mit der Sorte Olsaville fanden die Anbauer eine geeigenete Sorte, die in Unterfranken gut wächst und vor allem das richtige Ölsäuremuster garantiert. Weitere Sorten sind alle daraus gezüchtet.
Die Erzeugergemeinschaft kauft die Sonnenblumen von den einzelnen Anbauern. Ein Landhändler erfasst, lagert und trocknet die Kerne. Um die Qualität zu garantieren, dürfen im Lagerhaus keine "normalen" Sonnenblumen lagern. Die kalte Pressung übernimmt ein Landwirt mit Ölmühle. Der Presskuchen geht als Eiweißfutter an Kraftfutterwerke oder Viehhalter.
Einen Teil des Öls lässt die Erzeugergemeinschaft in 0,5-l-Flaschen abfüllen. Das wird an die Handelskette Edeka und an kleinere Abnehmer vermarktet, etwa Bäcker. HO-Sonnenblumen passen gut zum Weinbauklima, so Pfriem. „Importe aus Osteuropa sind vielleicht billiger, haben aber nicht die hohe Qualität, die wir garantieren können.“
Mehr zum Anbau von Hochölreichen (HO-) Sonnenblumen finden Sie in der gedruckten Oktober-Ausgabe von agrarheute 10/2019 ab Seite 132.
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