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Maisbeizen

Fehlende Maisbeizen: Auf rund ein Fünftel der Fläche Neu- und Nachsaat

Befüllen einer Mais-Sämaschine
am Samstag, 07.11.2020 - 07:00 (Jetzt kommentieren)

Maisanbauern drohen weiter beträchtliche wirtschaftliche Schäden, weil der Beizschutz für ihre Saaten fehlt. Vogelfraß, Wild, Drahtwurm und Fritfliege sind die wichtigsten Schädlinge. Etwa ein Fünftel der Maisflächen musste zuletzt deswegen nachgesät werden.

Der Schutz des Keimlings bis zum Ende der Jugendentwicklung ist für Mais elementar. Wachstum und die Ertragsbildung hängen maßgeblich davon ab. Fehlende Beizmittel zur Anwendung in Deutschland führten 2020 zu massiven Schäden. Nach Angaben von Dr. Jürgen Rath vom Deutschen Maiskomitee (DMK) lagen sie insgesamt bei rund 30 Mio. Euro.

Mesurol längst verboten: Was eine bundesweite Umfrage zeigt

Eine bundesweite Umfrage erfasste die Befallsflächen, Fraßschäden, Schadursachen und nötige Nachsaatflächen. Der Hintergrund: Neben der Abwehr samen- und bodenbürtiger Schaderreger durch einen fungiziden Wirkstoff ist kein Insektizid gegen Fritfliegen und kein Repellent als Schutz vor Vogelfraß zur Saatgutbeizung mit nationaler Zulassung in Deutschland verfügbar.

In den vergangenen Jahren war das Saatgut meist mit Mesurol (Wirkstoff Methiocarb) als Schutz vor Fritfliege und Fraß von Krähen oder Tauben und Fasanen ausgestattet. Der Wirkstoff wurde im Herbst 2019 EU-weit verboten, anschließend wurde die Zulassung in Deutschland widerrufen.

Korit als Vergrämungsmittel in anderen EU-Ländern zugelassen

Zur Beizung in Deutschland waren somit kein Insektizid und kein Repellent für Mais im Jahr 2020 zugelassen. Saatmais-Anbieter nahmen häufig die durch die EU-Verordnung 1107/2009 gebotene Möglichkeit in Anspruch, im Ausland gebeiztes Saatgut in Deutschland zu vermarkten.

So wurde als Vogel-Repellent Produkt Korit 420 FS (Wirkstoff Ziram) angebeizt, das in mehreren EU-Ländern zugelassen ist. Die Gesamtmengen gebeizten Saatgutes waren jedoch deutlich geringer als in den Vorjahren.

Ein Fünftel der Fläche musste nachgesät werden

Als häufigste Schadursache war im auflaufenden Mais die Krähe ein Problem, gefolgt von Schwarzwild, Fasan, Kranich und Taube. Als Befallsfläche wurden

  • circa 440.000 ha ermittelt. Das sind etwa 16 Prozent der gesamten Maisfläche.
  • circa 66.000 ha mussten wegen Ausfällen durch Vogelfraß und Schwarzwild neu bestellt werden.

Dieser Wert dürfte aber eher zu niedrig sein, so Dr. Jürgen Rath vom DMK, weil geringere Schäden eher nicht festgestellt oder wahrgenommen wurden. Darauf deuteten die hohen Nachsaatanteile an der Befallsfläche hin. Die mittlere Nachsaat- oder Umbruchfläche schwankte

  • je nach Bundesland zwischen 5 und 31 Prozent.
  • Bundesweit lag sie im Durchschnitt bei 21 Prozent.

Befall mit Fritfliegen und Drahtwurm vergleichsweise hoch

Überraschend hoch war 2020 laut Maiskomitee der Befall mit Fritfliegen. Die Schadfläche schwankte zwischen 3 und 33 Prozent und summierte sich auf bundesweit 355.000 ha. Das sind rund 13 Prozent der Anbaufläche.

Zusätzlich schädigte der Drahtwurm verstärkt. Probleme damit gab es vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen. Insgesamt mussten rund 8.800 ha neu bestellt werden, davon etwa 300 ha wegen Schäden durch Fritfliegen. Der durch Nach- oder Neuansaat verursachte wirtschaftliche Schaden beziffert sich 2020 laut Maiskomitee auf rund 30 Mio. Euro.

Das ist das Resümee der Umfrage vom Deutschen Maiskomitee

Der Schutz der Maissaat vor Fritfliege, Drahtwurm und Vogelfraß ist erheblich und wirtschaftlich enorm wichtig für die Anbauer. Diese Tatsache sollte in den Abwägungsprozess zur Zulassung eines Pflanzenschutzmittels zur inländischen Saatgutbehandlung mit einfließen, so Rath.

Ebenso sei der verzerrte Wettbewerb für deutsche Landwirte in der EU einzubeziehen. Bei der Qualitätssicherung von Maissaatgut habe sich Deutschland eine führende Position erarbeitet. Aufbereitungsstellen lieferten eine qualitativ hochwertige Saatgutbeizung. Grund seien Qualitätssicherungssysteme auf nationaler Ebene wie SeedGuard und QS Getreide und ESTA auf EU-Ebene.

Mit Material von DMK
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