"Mit einem Durchschnittsertrag von 97 Dezitonnen Körnermais pro Hektar bei einer Fläche von 1,62 Millionen Hektar haben wir das drittbeste Ergebnis des Jahrzehnts eingefahren", betonte Gilles Espagnol von der Mais-Abteilung im Pariser Institut für Pflanzenbau (Arvalis) bei der diesjährigen Bilanz, die vom französischen Maiserzeugerverband (AGPM) zum Ausgang der in diesem Jahr verzögerten Ernte organisiert worden war.
Der bisherige Rekord war 2011 mit 105 Dezitonnen je Hektar registriert worden. Der Fachmann führte die gleichwohl guten Ergebnisse der auslaufenden Saison auf die frühe Aussaat und die fortschrittliche Genetik zurück, die insbesondere die Stresstoleranz der Pflanzen verbessert habe. Allerdings gebe es zwischen den einzelnen Regionen und innerhalb dieser erhebliche Ertragsunterschiede.
Ein Viertel in der Bretagne
Gebietsweise hätten die nassen Witterungsbedingungen zu einem langgezogenen Zeitfenster bei der Aussaat geführt, die zudem durch das Temperaturdefizit verlangsamt worden sei; dies habe mancherorts zu Lücken bei der Saatgutdichte geführt, berichtete Espagnol. Er wies darauf hin, dass insbesondere der Norden und der Nordwesten Frankreichs hiervon am stärksten betroffen gewesen seien. In eben diesen Regionen würden sich nun auch die Erntearbeiten verzögern. Derzeit, so der Arvalis- Wissenschaftler, müssten landesweit noch rund 30 Prozent bis 40 Prozent der Maisschläge geerntet werden; dies sind laut Angaben der Agrarbehörde FranceAgriMer etwa 30 Prozent des gesamten Körnermaises. Hinzu komme, so Espagnol weiter, dass im Norden des Landes die extreme Nässe die Erntearbeiten verzögere. Darüber hinaus seien große Unterschiede beim Feuchtigkeitsgehalt der Körner festgestellt worden. Beim Futtermais laufe die Ernte, jedoch seien etwa in der Bretagne bislang weniger als 25 Prozent der Flächen geerntet worden.
Erneutes Maissaatgutprogramm
"Im Jahr 2012", so ergänzte AGPM-Direktor Luc Esprit, "wurde europaweit auf 160.000 Hektar Maissaatgut angebaut, davon standen 43 Prozent in Frankreich". Dank der günstigen Maispreise entwickle sich die Saatgutbranche gut, berichtete Esprit. Infolge der regen Nachfrage nach qualitativ hochwertiger Genetik dürfte Frankreich auch 2013 ein Saatgutvermehrungsprogramm auflegen, das sich nah an dem diesjährigen bewegen und rund 70.000 Hektar umfassen werde, prognostizierte der AGPM-Direktor. Trotz dieser scheinbar günstigen Situation erinnerte AGPM- Präsident Christophe Terrain daran, dass der französische Mais an Wettbewerbsfähigkeit in Europa und in der Welt verloren habe. Jean-Paul Renoux vom AGPM wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass vor zehn Jahren die Maiserträge in Frankreich häufig etwa 10 Dezitonnen je Hektar oberhalb der Vergleichswerte aus den USA gelegen hätten; heute liege man 10 Dezitonnen je Hektar darunter.
Züchterischen Fortschritt beseitigt
Aus Sicht von Renoux ist die unzureichende Konkurrenzfähigkeit des französischen Mais insbesondere auf Wassermangel zurückzuführen; dieser mache "den genetischen Fortschritt der vergangenen zehn Jahre" zunichte. "Wenn Frankreich in Europa bei der Bewässerung und beim Schutz der Kulturen wettbewerbsfähig gewesen wäre, hätten die Durchschnittserträge beim Mais zwischen 110 Dezitonnen je Hektar und 115 Dezitonnen je Hektar gelegen und nicht bei einem aktuellen Mittel von 95 Dezitonnen je Hektar bis 97 Dezitonnen je Hektar", meinte Renoux. Ein weiterer Wettbewerbsnachteil liege im Zugang zu Pflanzenschutzmitteln. Terrain kritisierte in diesem Zusammenhang darüber hinaus die Dauer der Markteinführung neuer leistungsfähiger und innovativer Produkte. Er bezeichnete diese Situation als "gefährlich" für die Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Diese benötige eine breite Palette an Lösungen, um konkurrenzfähig zu bleiben und um Wettbewerbsverzerrungen gegenüber anderen Ländern zu vermeiden, meinte der AGPM-Präsident. Ihm zufolge gehört dazu auch gentechnisch verändertes (GV) Saatgut.
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