Das Hagel-Unwetter vom 22. Juni zog in einem breiten Streifen über Deutschland, mit einem Schwerpunkt in Nordhessen. Über das Wut-Video von Junglandwirt Hendrik nach diesem Unwetter haben wir berichtet.
In Nordhessen bewirtschaftet Landwirt Karl Schwalenstöcker die Domäne Waldeck. Sein Ackerbaubetrieb am Edersee wurde massiv vom Hagel getroffen. In einem Video des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) zeigt er, welche Folgen das Unwetter für einen Maisschlag hatte.
Perfekte Zwischenfrucht verhindert schlimmere Erosion
Im Herbst hatte der Landwirt den Schlag noch mit einer bunten Zwischenfrucht aus Phacelia, Sonnenblumen und Ramtillkraut begrünt. Bis zum Bauch stand die blühende Mischung. „Die war ein Augenschmaus für Insekten und für Menschen, die sich für Nachhaltigkeit interessieren.“
Die Zwischenfrucht hatte der Betriebsleiter im Februar gewalzt, sodass er sie nicht zusätzlich häckseln musste. Den Mais konnte er so in den pfluglos gegrubberten Bestand legen. Er lief gleichmäßig auf – bis am 22. Juni die Gewitterfront mit golfballgroßen Hagelkörnern kam.
„Der Druck durch Wind und Hagel hat die Pflanzen direkt über dem Boden regelrecht abgerissen“, sagt Rainer Even, Pflanzenbauberater am LLH, im Video. Die Pflanzen hatten eine sehr gute Wurzel, aber die meisten sind so abgeknickt, dass sie nicht nachwachsen können.
Überlebende Maispflanzen bringen keinen Ertrag

Die Pflanzen, die jetzt noch austreiben, weil sie überlebt haben, werden Bestockungstriebe bilden. Sie werden kaum Kolben tragen und eignen sich daher weder als Körner- noch als Silomais. „Die Bildung eines normalen Kolbens ist bei diesen Pflanzen aber nicht zu erwarten“, sagt Berater Rainer Even.
Vom Boden selbst ist der Berater allerdings begeistert. Die Zwischenfrucht hat das Schlimmste verhindert. „Ohne die Mulchauflage hätten Sie zigtausende Tonnen Boden verloren“, so sein Urteil.
Die Zwischenfrucht hat Karl Schwalenstöcker so angelegt, wie es auf den Hanglagen sinnvoll ist. Dadurch ist die Bodenstruktur noch intakt. Die obersten drei Zentimeter des Maisackers sind aufgeschwemmt, aber darunter ist ein vollständig intakter Boden, den man relativ leicht bearbeiten kann.
Zerstörter Mais: Welche Kultur nach dem Unwetter anbauen?
Nachdem die Schäden auf dem Maisacker in Waldeck so groß sind, stellt sich die Frage nach der weiteren Nutzung. Der LLH fasst in diesem Beitrag zusammen, welche Kulturen nach dem Unwetter angebaut werden können.
Für LLH-Berater Rainer Even muss die erste Überlegung noch vor der Aussaat dem möglichen Verwendungszweck gelten: „Haben meine Nachbarn oder ich Biogas oder brauchen wir Futter? Bitte nicht den Mais aussäen und erst im Herbst eine denkbare Vermarktung suchen!“
Alternativen auf geschädigtem Mais könnte eine Sommergerste mit spätem Drusch im Oktober oder eine sehr frühe Silomaissorte sein. Allerdings ist zu bedenken: Bei einer möglicherweise langsamen Abreife werden Ende Oktober nur Trockensubstanzgehalte um 25 Prozent erreicht. Even: „Damit sind keine stabilen Silagen für Biogas oder Milchvieh möglich.“
Wie die Nährstoffe für die Folgekultur retten?
Für einen guten Körnermaisertrag hat der Betrieb rund 150 bis 180 kg Stickstoff je Hektar plus Kali und Schwefel gedüngt. Nachdem der Mais verloren ist, gilt es, die Nährstoffe aus der Unterfußdüngung und Substrat im Boden zu halten und der Folgekultur zur Verfügung zu stellen.
Berater Rainer Even empfiehlt hier eine Sommerzwischenfrucht. Wenn anschließend ein Wintergetreide angebaut werden soll, kann die Zwischenfrucht die Bodenstruktur erhalten und die Nährstoffe binden.
Selbst wenn sie im letzten Jahr schon auf der Fläche standen, kann eine klassische Mischung mit Phacelia, Sonnenblumen und weiteren Arten ausgesät werden. In den verbleibenden drei Sommermonaten mit knapp 100 Tagen Vegetationszeit ist eine Top-Zwischenfrucht zu erwarten.
Die Arten in der Mischung sollten in die Fruchtfolge passen, das ist besonders in Rapsfruchtfolgen zu bedenken.
Bei der bereits jetzt hervorragenden Bodenstruktur auf den Flächen von Karl Schwalenstöcker geht es lediglich darum, die obere Kruste zu brechen. Der Boden ist feucht und warm, sodass die Zwischenfrucht in einer Woche auflaufen dürfte. Soll ein Winterraps folgen, wäre der Zeitraum mit rund sechs Wochen allerdings knapp.
Boden liegt im Sommer offen: Was tun gegen Austrocknen?
Da der Boden nach dem Unwetter aktuell ohne Bewuchs ist, besteht bei einem mechanischen Aufbrechen die Gefahr hoher Wasserverluste. Berater Even sieht keine Probleme, mit dem Grubberschar der Sämaschine die verschlämmte Kruste zu durchbrechen.
Empfehlenswert wäre eine Einsaat in Mulch- oder Direktsaattechnik. Hier bieten die noch vorhandenen Maispflanzen sogar einen Erosionsschutz: Ihr Wurzelwerk hält den Boden zusammen.
Bei geschätzt 1 bis 3 Pflanzen pro Quadratmeter wird sich der Mais in der Zwischenfrucht bis zur Weizenaussaat schulterhoch entwickeln. Mit einer Messerwalze oder einem Mulcher lässt sich dann ein gutes Saatbett bereitstellen.
Für nachzusäende Flächen auf hängigem Gelände empfiehlt es sich, leicht diagonal zu den Maisreihen zu drillen. So wird vermieden, dass erneuter Niederschlag in den vorhandenen Rinnen abfließt.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.