Wie sehen die Maisbestände aktuell aus? Ihre diesjährige Entwicklung und die Besonderheiten je nach Region beschreiben fünf Berater aus dem Süden, Osten, Norden und Westen. Das Deutsche Maiskomitee (DMK) hatte sie auch dieses Jahr dazu befragt.
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Region Südwest: Insgesamt eher kein gutes Jahr für Mais
Der Mais litt vor allem in der Südpfalz, aber auch im Norden von Baden-Württemberg deutlich unter der seit Ende Mai anhaltenden Trockenheit, sagt Dr. Hubert Sprich von Cornexo. Dagegen sieht es im Süden deutlich besser aus. Insgesamt werde es aber wohl kein gutes Jahr für den Mais im Südwesten.
Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Maisbestände 2023 deutlich inhomogener. Sie liegen in der Entwicklungzurück, so Sprich, „dass wir von einer späteren Ernte als im letzten Jahr ausgehen“. In wichtigen Maisanbaugebieten sei mit deutlich unterdurchschnittlichen Erträgen zu rechnen.
Dagegen konnte der Mais im Süden von Baden-Württemberg und im Norden von Rheinland-Pfalz von Niederschlägen ab Juni profitieren. Er entwickelt sich teilweise vielversprechend. Vereinzelt, etwa im Zollernalbkreis, im Kreis Lörrach oder im Westerwald gab es Starkregen, der einzelne Bestände schädigte.
Nordrhein-Westfalen: Rückstände im Wachstum wieder aufgeholt
Letzte Bestände Hauptfruchtmais konnten erst Anfang Juni gesät werden, sagt Norbert Erhard von der Landwirtschaftskammer NRW. Schwerpunktmäßig bei Soest kam es wieder zu massiven Verlusten durch Vogelfraß. Regional gab es Erosionsereignisse und Verschlämmungen nach Starkniederschlägen. Zusätzlich waren verbreitet Schäden durch Fritfliegenbefall zu finden.
Die Trockenphase im Juni hat nur vereinzelt Wachstumsdepressionen nach sich gezogen. Die Bestände glichen den latenten Stress gut aus. Zeitig gesäte Bestände blühen termingerecht. Die Wasserversorgung reicht in der Regel für einen ungestörten Blühverlauf, auch auf leichten Sandstandorten.
„Die Ertragsaussichten sind hier grundsätzlich nicht schlecht“, so Erhard, aber in ungünstigen Höhenlagen seien Probleme mit zeitmäßiger Abreife nach späten Saatterminen nicht ausgeschlossen.
Schleswig-Holstein: Zweitfruchtmais mit schwierigem Start
Mitte Juni zeigte sich mancherorts Hagelschaden an Mais. In der zweiten Junihälfte waren die Reihen beim Hauptfruchtmais meist geschlossen sagt Dr. Elke Grimme, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Die warme Trockenphase dauerte bis Ende Juni. Depressionen im Wachstum sind nicht ausgeschlossen. Auf leichten Ackerflächen begann der Mais die Blätter zu rollen.
Mit Regen im Juli nutzte der Mais die Kombination aus Wärme und Wasser zusehends für das Wachstum. Stürme mit Niederschlägen in der ersten Juliwoche haben keinen nennenswerten Schaden verursacht. Zur Blüte liegen bisher gute Bedingungen zur Pollenschüttung vor.
Bestände mit Zweitfruchtmais nach Ackergras oder Grünroggen hatten einen schwierigen Start. Die Vorfrüchte haben viel Bodenfeuchte verbraucht. Nicht wendende Bodenbearbeitung zur Saat nach Vorfruchtnutzung zeigte Vorteile beim Auflaufen, doch blieben die Bestände lange im Wuchs zurück.
Mecklenburg-Vorpommern: Von Greensnapping bis Starrtracht
Besonders Mais als Zweitfrucht nach Getreide-Ganzpflanzen (GPS) hatte mit widriger Witterung zu kämpfen, sagt Dr. Hubert Heilmann, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern. Nach GPS waren die Böden besonders ausgetrocknet. Auf leichteren, sandigen Böden zeigt sich dieses Jahr, wo die Grenzen bei Mais nach GPS liegen.
Die Trockenheit bis Ende Juni hemmte die schnelle Entwicklung der Bestände. Nach dem Regen Anfang Juli setzte eine gewisse Erholung ein. Nach wie vor differenzieren die Maisbestände optisch nach Bodenqualität, regionalen Niederschlägen und Saattermin sowie Vorfrucht. Im Längenwachstum steht der Zuflug des Maiszünslers an.
Zum Teil kam es bei starkem Winden zum Greensnapping, dem rasiermesserscharfen Abbrechen von Stängeln an einem Knoten. An einzelnen Sorten zeigte sich stärkere Blattflecken. Je nach Standort gibt es oft ausgeprägte Starrtracht als Schutz bei Trockenheit, die in Dürreschäden übergehen kann. Kritisch ist die Blühphase. Der Juli-Regen war wichtig für die Erträge. Vielerorts sind die Böden mit Wasser unterversorgt.
Brandenburg: Einsatz gegen Maiszünsler seit Ende Juli
Mit den ab der zweiten Junidekade einsetzenden Niederschlägen und zunehmender Erwärmung ging ein zügiges Streckungswachstum einher, sagt Dr. Gert Barthelmes, Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung. Regen in der dritten Junidekade, zum Teil mit 30 bis 80 mm in zwei Tagen, bewirkten eine weiter gute vegetative Entwicklung.
Gut entwickelte Bestände erreichen in Brandenburg aktuell bis zu 2,50 m Höhe. Seit Monatsbeginn Juli gab es jedoch erneut keine nennenswerten Niederschläge mehr, was sich nun negativ auf die Blüte, die Befruchtung und den Kornansatz auswirkt. Besonders auf sehr leichten Böden sind aktuell Symptome von Trockenstress sichtbar. Etwa Ende Juli empfahl der Pflanzenschutzdienst auf betroffenen Schlägen den Insektizideinsatz gegen Maiszünsler.
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