Die aktuelle Situation zum Maisanbau in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg könnte unterschiedlicher nicht sein. Das Deutsche Maiskomitee (DMK) hat dazu Anbauberater befragt.
Offizielle Versuchsergebnisse zur Sortenwahl bei Mais finden Sie im Sortenführer HETEIROS von agrarheute.
Wie ist die derzeitige Lage in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz?
Der Anbau von Körnermais 2023 könnte in beiden Bundesländern gegenüber 2022 um 6 bis 9 % zurückgehen. Davon geht Dr. Hubert Sprich von Cornexo aus. Er nennt als Ursachen dafür
- oft unzureichende Körnermaiserträge 2022 bei heftiger Sommertrockenheit, wobei Weizen und Raps noch gut liefen,
- deutlich gestiegene Trocknungskosten und
- die in der neuen GAP-Reform geforderte Fruchtfolgeregelung. Die ist 2023 zwar ausgesetzt, aber ab 2024 einzuhalten. Sie beschränkt den Maisanbau auf maximal 66 % der Ackerfläche.
Der Anbau von Silomais 2023 dürfte in beiden Ländern konstant bleiben, vielleicht leicht zulegen, so der Berater, nachdem er 2022 abgenommen hatte. Wegen der kleineren Ernte 2022 sind Vorräte in Futterbau- wie Biogasbetrieben fast aufgebraucht.
Das trockene Wetter im Februar und März erlaubte es, Flächen für Mais früh vorzubereiten. Die Gülle ließ sich bisher oft ohne Strukturschäden ausbringen. Hinweise auf erhöhten Druck durch Drahtwürmer oder andere Schädlinge gibt es aktuell nicht. Wichtig sei, dass die Maissaat nicht zu früh startet. Denn trotz der Klimaerwärmung ist im April mit Kältephasen und Spätfrösten zu rechnen.
Wie sieht die aktuelle Situation in Nordrhein-Westfalen aus?
Eigentlich müsste die Silomaisfläche zum Futterbedarf eher steigen, so Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW). Nach den dürrebedingten Ernteausfällen 2022 seien keine Vorräte mehr da. Andererseits geht er davon aus, dass sich Landwirte, die Silomais für den Verkauf anbauen, wegen der hohen Marktfruchtpreise eher auf Getreide oder Raps fokussiert haben.
Die Fläche an Körnermais wird seiner Meinung nach abnehmen. Bei gesamt rund 295.000 ha Mais 2022 hält Erhardt in der Summe einen Anbaurückgang in NRW von geschätzt 10 % für realistisch. Unsicherheiten bringe noch der obligatorische Fruchtwechsel 2024.
Da die Jahre 2022 und 2023 als Basis für den Fruchtwechsel heranzuziehen sind, würden Betriebe mit Weitsicht bereits zur aktuellen Aussaat anteilig auf andere Kulturen setzen. Der Gemengeanbau, etwa Mais-Bohnen-Gemenge, könnte Rückenwind bekommen.
In NRW hat der März viel Regen gebracht. Geplante Maisflächen lassen sich aktuell nicht befahren. Im besten Fall konnten winterharte Zwischenfrüchte bereits gemulcht werden. Erhardt empfiehlt ohnehin mit der Aussaat zu warten, bis die Böden nachhaltig erwärmt sind. Ein zügiger Feldaufgang mit schneller Jugendentwicklung werde vor allem bei den Problemen durch Vogelfraß immer wichtiger.
Wie steht es um die Vorbereitungen zur Maisaussaat 2023 in Niedersachsen?
Wegen der guten Saatbedingungen im Herbst 2022 ist in Niedersachsen 2023 nicht von einer Zunahme des Maisanbaus auszugehen, so Karl Gerd Harms, LWK Niedersachsen. Der Bedarf an Silomais sei konstant. Ihn zu decken, könne wegen der schwachen Erträge 2022 gegebenenfalls zu einer leichten Anbauausweitung beim Silomais führen.
Gleichzeitig sei der Anbau von Körnermais durch die potenziell hohen Trocknungskosten in der Energiekrise weniger attraktiv als in den Vorjahren. Hier erwartet Harms eher einen leichten Rückgang. Vorbereitungen zur Maissaat laufen auf leichten Böden bereits an. Jährliche Herausforderungen sind
- feuchte Böden,
- nicht ausreichende Bearbeitbarkeit,
- zu geringe Bodentemperaturen fürs Keimen und zügige Auflaufen der Maisbestände.
Weiter mache dem Maisanbau in den letzten Jahren zunehmend der Vogelfraß zu schaffen. Die Möglichkeiten zur effektiven Fraßvermeidung wurden stark eingeschränkt. Die derzeit noch vorhandene Beizung mit einer Teilwirkung reiche nicht überall. Daher sei es wichtig, dass sich die Bestände zügig entwickeln, um die Risikozeitspanne möglichst kurz zu halten.
Wie sieht die Maisaussaat in Mecklenburg-Vorpommern aus?
Nach Meinung von Dr. Hubert Heilmann, Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV), wird sich die Maisfläche 2023 das dritte Jahr in Folge auf einen Tiefststand reduzieren. Der absolute Rückgang sei voraussichtlich nur gering, zeige aber anhaltende Tendenz. Ursachen sind vor allem
- die Verunsicherung der Tierhalter und der Abbau der Viehbestände,
- die durchschnittlichen bis guten Erträge des Vorjahres sowie
- der Rückgang der Verwendung von Maissilage in Biogasanlagen.
Aktuell seien die Wasservorräte im Oberboden in der Region weitestgehend gefüllt. Auch die nutzbare Feldkapazität (nFk) im Unterboden werde zunehmend ausgeschöpft. Somit sei ein Start mit einem nahezu vollen „Wassertank“ zur Maissaat möglich.
Der Regen der letzten Wochen habe die Befahrbarkeit der meisten Flächen aber stark eingeschränkt. Die kühle Witterung verschiebe die Frühjahrsbestellung 2023 nach hinten. Sobald die Flächen wieder befahrbar sind, werden die Bestellarbeiten unter Hochdruck anlaufen. Sommergetreide und Körnerleguminosen sind teilweise schon gesät, Zuckerrüben und zuletzt Mais werden folgen.
Was zeigt sich vor der Maisausaat 2023 in Brandenburg?
Die Maisanbaufläche in Brandenburg dürfte vermutlich keinen großen Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr unterliegen, so Dr. Gert Barthelmes, Landesamt für ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF). Die Erträge waren 2022 wegen der Dürre zwar überwiegend schwach, was eigentlich für eine moderate Ausdehnung sprechen würde. Dem stehe aber der Rückgang der Rinderbestände entgegen.
Die Fläche an Körnermais dürfe wegen des potenziellen Ertragsniveaus und vor allem hoher Trocknungskosten nach wie vor sehr begrenzt bleiben. Auch anderweitige Flächennutzungen wegen der GAP-Regelungen stünden einer weiteren Ausdehnung entgegen.
Derzeit bestehen laut Barthelmes keine Probleme für die Maissaat. Im Dezember, Januar und Februar gab es verbreitet überdurchschnittlich Regen, so dass in der Krume oft 90 bis mehr al 100 % nutzbare Feldkapazität (nFK) gegeben seien.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.