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Maissilage: Die Nacherwärmung mit der Infrarotkamera kontrollieren

am Freitag, 18.09.2015 - 09:04 (Jetzt kommentieren)

Die Nacherwärmung der Silage führt zu hohen Trockenmasseverlusten. Mehr Durchblick versprechen Infrarotkameras. Doch die Bewertung der Bilder will gelernt sein.

Infrarotkameras (Wärmebildkameras) erlauben es, die Nacherwärmung direkt an der Anschnittfläche der Silage sichtbar zu machen. Gute Kameras für professionelle Einsätze kosten häufig mehrere Tausend Euro.

Seit einiger Zeit bieten jedoch einige Hersteller auch günstige Aufsätze für Smartphones an. Die haben zwar wesentlich weniger Anwendungsmöglichkeiten und in der Regel auch eine geringere Auflösung. Das stört beim Beurteilen der aeroben Stabilität an der Anschnittfläche jedoch kaum.

Mit Infrarotkamera lassen sich die Nacherwärmungen feststellen. Dabei will die Bewertung der Bilder aber gelernt sein. Wir haben vier Praxisbeispiel zusammengefasst.

Fall 1: Die gesamte Anschnittfläche ist gleichmäßig warm

Infrarotkameras ermöglichen es, die Oberflächentemperatur der Anschnittfläche sichtbar zu machen. Die Oberfläche steht aber in ständigem Wärmeaustausch mit der Luft und ist meist der Sonneneinstrahlung ausgesetzt.

Hohe Außentemperaturen über mehrere Tage oder direkte Sonneneinstrahlung begrenzen die Einsatzmöglichkeiten der Infrarotkamera. Denn dann ist die Anschnittfläche gleichmäßig warm. So lässt sich nicht ermitteln, welchen Anteil eine mögliche Nacherwärmung hatte.

Fall 2: Die Anschnittfläche ist nur dort warm, wo frisch entnommen wurde

Die Erntetemperatur des Silierguts ist ebenfalls zu berücksichtigen. Je höher und breiter die Silagemiete und je größer der Vorschub, desto mehr Einfluss hat die Erntetemperatur auf die mit der Kamera "sichtbare Wärme".

Beispiel: Wenn die geerntete Maissilage bei vergleichsweise hohen Außentemperaturen von über 20 °C eingefahren wird, war das Siliergut auch bis zu 20 °C warm. Da die Silierung nicht völlig verlustfrei verläuft, steigt die Temperatur in der Silomiete nochmal an, erfahrungsgemäß um 5 bis 10 °C. Entsprechend ist das Siliergut in der Silomiete einige Tage nach der Ernte bis zu 30 °C warm. Mit fallenden Außentemperaturen im Herbst und Winter gibt der Silostock Wärme über die Oberfläche und die Randschichten ab. Der Kern der Silagemiete verändert seine Temperatur aber kaum oder nur langsam.

Manche Berater sprechen davon, dass die Silomiete "wie eine liegende Thermoskanne" sei. Gerade bei größeren Silomieten kann die Kerntemperatur der Silagemiete nur über die Anschnittfläche entweichen. Dabei gilt: Je größer der Vorschub, desto weniger kann entweichen.

Ist also die Anschnittfläche im Bereich frisch entnommener Silage besonders warm, ist das keine Nacherwärmung, sondern von der Ernte konservierte Wärme.

Fall 3: Nur die oberen Bereiche und die Randschichten sind warm

Handy-Infrarot-Aufsatz

Nacherwärmung entsteht dort, wo es zu einem intensiven Austausch mit der Luft kommt. Denn Hefen brauchen Luft zum Wachsen und setzen dabei die als Nacherwärmung bezeichnete Wärme frei. Das kommt daher vor allem in den oberen und den Randschichten vor, denn dort reicht die Verdichtung des Silierguts häufig nicht aus. Dadurch strömt leichter Luft ins Siliergut. Die Luft wird geradezu in die oberen Schichten der Silagemiete hineingezogen.

Der Grund: Das Kohlendioxid im Silostock ist schwerer als Luft und strömt der Schwerkraft folgend an der Anschnittfläche aus der Silomiete nach unten ab. Das führt dazu, dass die obere Anschnittfläche Luft "einsaugt". Das ist auch der Grund, warum es besonders in den oberen und den Randschichten zu Hefenwachstum und zu Nacherwärmung kommt.

Fall 4: Die Anschnittfläche ist kühl, wo frisch entommen wurde

Bei kleineren Silagemieten mit deutlich zu geringem Entnahmevorschub kann sich die gesamte Oberfläche der Silagemiete durch Hefenwachstum nacherwärmen. Dann ist die Anschnittfläche kühler. Empfohlen werden deshalb im Sommer etwa 1,5 m und im Winter rund 2,5 m Vorschub pro Woche.

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