Der Milliarden-Dollar-Käfer, diesen Spitznamen hat der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera) nicht von ungefähr. In den USA sorgt er schon seit Jahrzehnten für hohe Ertragseinbußen und Bekämpfungskosten. Im Schnitt gehen auf befallenen Flächen 10 Prozent der Ernte verloren.
Wo hat sich der Maiswurzelbohrer in Deutschland ausgebreitet?
Der Maiswurzelbohrer ist ein unscheinbarer und gerade deshalb gefährlicher Schädling. Seit den 90er-Jahren breitet er sich auch in Europa aus, zunächst im warmen Südosteuropa, seit 2007 auch in Deutschland.
Seine stärksten Verbreitungsgebiete fand er entlang der Donau und am Oberrhein, beides intensive und warme Körnermaislagen. Oft reist der Schädling in der Fracht von Schiffen, Lkws oder der Bahn und vergrößert so sein Befallsgebiet in kurzer Zeit. Aber auch in Einzelflügen kann er bis zu 20 km zurücklegen.
Wann entwickeln sich Käfer und Larven?

Der rund 5 mm lange Käfer tritt meist ab Juli auf. Die Weibchen legen bis Ende September bis zu 500 Eier in den Boden ab. Den Hauptschaden verursachen die Larven des Käfers. Sie erscheinen im Folgejahr ab Anfang Juni und beginnen sofort mit dem Fraß an den Maiswurzeln.
Dort verursachen sie nach Massenvermehrungen bei wiederholtem Maisanbau gravierende Fraßschäden. Die Folgen können eine verringerte Wasser- und Nährstoffaufnahme, sogenannter Gänsehalswuchs geschädigter Pflanzen und auch vollständiges Lager sein.
Fressen viele Käfer während der Maisblüte an den Narbenfäden der Kolben, ist auch die Befruchtung gestört und die Kornausbildung verringert. So können erhebliche Ertragsverluste auftreten.
Was schreibt die Fruchtfolgeregelung vor?

Zeitweise galt der Käfer EU-weit als Quarantäneschädling mit einschneidenden Anbauverboten bei einzelnen Funden. Das wurde 2014 aufgegeben. Als wirksamstes Mittel hat sich eine weite Fruchtfolge herauskristallisiert.
Seit dem Jahr 2016 ist im südlichen Oberrheingraben ein massiver Anstieg der in den Pheromonfallen gefangenen Käfer zu verzeichnen. Seit 2017 gilt daher auf vielen Maisanbauflächen in der Region zwischen Lörrach und Rastatt eine verpflichtende Fruchtfolgeregelung.
Die Auflage schreibt vor, dass in drei Jahren höchstens zweimal Mais auf einer Fläche angebaut werden darf. Die Regelung wurde 2019 verlängert und ist verbindlich bis 2022 festgelegt. Sie gilt nicht für den Saatmaisanbau bei Anbau in Folge. Die Vorgaben werden seit 2019 kontrolliert und Verstöße Cross-Compliance-relevant geahndet.
Das Mittel der Wahl, um den Maiswurzelbohrer in den Griff zu bekommen und wirksam zu bekämpfen, ist der Anbau einer Nicht-Wirtspflanze. Dazu gehören etwa Getreide, Soja oder Kartoffeln. Das Einhalten einer Fruchtfolge ist mit einem Wirkungsgrad von über 90 Prozent wesentlich wirksamer als der Einsatz eines Pflanzenschutzmittels.
Gibt es chemische Beizen oder biologische Verfahren gegen den Maiswurzelbohrer?
Mit Neonicotinoiden gebeiztes Maissaatgut ist seit Ende 2013 EU-weit verboten. Es gibt in Deutschland auch keine anderen zugelassenen Insektizide gegen den Maiswurzelbohrer.
Ergänzend zur Fruchtfolge lässt sich bei festgestelltem Befall ein biologisches Verfahren anwenden. So können insektenpathogene Nematoden wie im Produkt Dianem bei der Maisaussaat eingesetzt werden. Für die Nematodenausbringung ist eine Umrüstung der Sämaschine mit 200 l Wasser pro Hektar erforderlich.
Wie hoch sind die aktuellen Fangzahlen?
Mit Pheromonfallen ermittelt der Pflanzenschutzdienst die Zahl männlicher Diabrotica-Käfer zwischen Juli und September. Im südbadischen Oberrheingraben scheint sich der massive Anstieg der gefangenen Käfer auf hohem Niveau zu stabilisieren.
Ausgehend von 51 Käfern je Falle im Jahr 2016 lag der Durchschnitt 2019 bei 352 und im vergangenen Jahr bei 367 Käfern. Ähnlich stabil ist die Lage in den nordbadischen Kreisen Rastatt und Baden-Baden, wo 2019 und 2020 je 83 Käfer pro Falle gefangen wurden.
Der sehr flugaktive Schädling sucht und findet jedoch auch entlegene Maisanbauflächen. Über die Flusstäler breitet er sich weiter aus. Das passiert sowohl nach Norden im Rheingraben als auch nach Osten in höhere Anbaulagen wie der Baar, entlang des Hochrheins und im Bodenseegebiet.
Die Ausbreitung nach Norden und Osten und die Zunahme der Käferzahlen innerhalb eines Jahrs zeigen deutlich: Der Maiswurzelbohrer hat in weiteren Regionen Fuß gefasst und kann dort in den nächsten Jahren zu einem ernsten Problem werden.
Ein Populationsanstieg wie am Oberrhein ließe sich mit einem verantwortungsvollen Maisanbau noch verhindern. Das geht vor allem über Fruchtfolgen. Deshalb empfehlen die Berater dringend, generell höchstens zweimal Mais in Folge auf einem Schlag anzubauen.
Wo liegen die Schadschwellen?
Das Tückische am Maiswurzelbohrer ist, dass Schäden in den Maisbeständen erst bei sehr hohem Befall zu beobachten sind. Wird das jedoch abgewartet, ist es meist zu spät, um den Schädling noch wirkungsvoll zurückzudrängen.
Die Schadschwelle liegt bei einem Käfer je Pflanze. Nach Studien des Julius-Kühn-Instituts sind ökonomische Schäden schon nach vier Jahren bei 100 Prozent Maisanteil oder nach sieben Jahren bei 75 Prozent Maisanteil in der Fruchtfolge zu erwarten.
Warum gemeinsam mit Nachbarn handeln?
Wegen der hohen Anpassungsfähigkeit des Schädlings, beispielsweise der Eiablage im Randbereich der benachbarten Kultur, kann die Vorfrucht- und Bekämpfungswirkung etwas reduziert sein.
Um hier gegenzusteuern, empfiehlt es sich, das Fruchtfolgemanagement gemeinschaftlich zu organisieren: Damit ist gemeint, nach dem Anbau von Mais auf großen Flächen gewannweise einheitlich entweder Sommerkulturen wie Soja, Sommergerste oder Hirse oder im Herbst Winterungen anzubauen.
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