Auf den leichten Böden Ostdeutschlands müssen Pflanzen mit wenig Wasser und oft hohen Temperaturen zurecht kommen. Die Landessortenversuche zeigen, welche Maissorten sich für diese Standorte eignen.
Welche Maissorte passt zu meinem Standort? Die enorme Vielfalt beim Sortenangebot erleichtert die Auswahl nicht gerade. Allein in diesem Jahr kamen 23 neu zugelassene Sorten hinzu. Wer sich dabei ausschließlich auf die Optik oder den Saatgutpreis verlässt, riskiert ökonomische Nachteile – und die machen sich nicht nur in der Bestandsführung, sondern auch in der nachgelagerten Verwertung bemerkbar.
Besonders hoch ist das Risiko auf Trockenstandorten, wie sie beispielsweise in Nordost- und Ostdeutschland weit verbreitet sind. Mittlere Jahresniederschläge zwischen unter 450 und 600 mm sind dort eher die Regel als die Ausnahme.
Zu den besonders kritischen Regionen zählen die Diluvialböden (D-Standorte) Brandenburgs, die küstenferneren Standorte Mecklenburg-Vorpommerns und die nördlichen Landesteile von Sachsen-Anhalt und Sachsen. Dabei handelt es sich vorwiegend um Sandböden und lehmige Sandböden mit Ackerzahlen von unter 25 bis rund 50, die zudem häufig grundwasserfern sind.
Wie reift eine Sorte ab?
Für eine bestmöglich an den Standort angepasste Sortenwahl ist nicht eine einzelne Eigenschaft wie etwa die Trockenheitstoleranz allein entscheidend. Sie sollten vielmehr alle relevanten Sorteneigenschaften als Kompromiss abwägen.
Dazu gehören beispielsweise auch das Reifeverhalten von Kolben und Restpflanze, der Ertrag und die Qualität. Effekte einer einzelnen Eigenschaft werden häufig in Verbindung mit dem aktuellen Witterungsverlauf und durch Wechselwirkungen mit anderen Sorteneigenschaften überlagert.
Es gilt: Je größer das Kornertragspotenzial und der Stärkegehalt einer Sorte sind und je langsamer die Restpflanzenabreife verläuft, desto höher liegt der optimale Trockensubstanzgehalt der Gesamtpflanze.
Mit „Stay Green“ längere Stärkeeinlagerung
Sorten mit länger grün bleibender Restpflanze, dem sogenannten Stay-Green-Effekt, verlängern die Einlagerungsphase der Stärke, obwohl die Ausreife der Körner schon weiter fortgeschritten ist (größere Siloreifezahl, kleinere Körnerreifezahl). Mit der im Vergleich zur Restpflanze vorauseilenden Körnerreife steigen gleichzeitig der Stärkegehalt und die Energiedichte.
Außerdem haben solche Sorten eine gute Standfestigkeit bis zur Ernte. Das hängt damit zusammen, dass die vitalen Pflanzen nicht so schnell von Stängelfäule befallen werden und zusammenzubrechen drohen wie Sorten mit rascherer Restmaisreife.
Daraus ergeben sich arbeitswirtschaftliche Vorteile, weil der optimale Erntezeitraum länger ist und sich das Material im Vergleich zu stark abgetrocknetem Mais problemloser verdichten lässt.
Beispiele für auf den Diluvialstandorten getestete Stay-Green-Sorten sind DKC2788 (S 230, K 210), LG31238 (S 230, K 220) oder Farmidabel (S 260, K 240). Trotz der grünen Restpflanzen lagen die Trockenmassegehalte aufgrund der fortgeschrittenen Kolben- und Kornreife im für die Silierung optimalen Bereich.
In Jahren mit guter Futterversorgung lassen sich viele dieser Sorten auch als Körnermais dreschen. Länger grün bleibende Sorten verringern auf sommertrockenen Standorten oft das Ertrags- und Qualitätsrisiko bei starkem Trockenstress.
Synchron abreifende Sorten bieten Vorteile bei der Ernte
Vorteilhaft für Trockenstandorte sind aber auch Sorten, die in Kolben und Restpflanze synchron abreifen. Man erkennt sie an der identischen Silo- und Körnerreifezahl.
Zu diesem Typ gehören unter anderem die in den LSV geprüften Sorten Amavit (S/K 210), Benedictio KWS (S/K 230), Farmirage (S/K 260) oder Sucorn/DS1710C (S/K 270). Bei sicherer Reife und rechtzeitiger Ernte können sie gute Qualitäten liefern.
In Jahren mit reifeverzögernder Witterung bieten Sorten mit synchroner Abreife von Kolben und Restpflanze und guter Standfestigkeit außerdem technologische Vorteile bei der Reifestaffelung und der Erntereihenfolge. Zudem können sie in der Fruchtfolge interessant sein, um die optimale Saatzeitspanne für die Nachfrucht einzuhalten.
Schnelle Restpflanzenabreife: Nicht für trockene Standorte
Sorten mit schneller Restpflanzenabreife und gleichzeitig deutlich späterer Körnerreife (kleinere Silo- und größere Körnerreifezahl) eignen sich dagegen eher nicht für Trockenstandorte.
Der Optimalbereich der Trockenmasse für das Silieren kann durch das Verstrohen der Restpflanze in kurzer Zeit überschritten werden. Der Stärkegehalt in den Körnern ist zu diesem Zeitpunkt aber noch sehr niedrig.
Ein solches Verhalten zeigte unter den Bedingungen des Jahres 2019 auf den trockenwarmen Diluvialstandorten Ostdeutschlands die Sorte ES Bond (S 240, K 260). Für Anbaugebiete mit günstigeren Wasserverhältnissen wird sie dagegen als leistungsfähig beschrieben.
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