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Präzisionsfeldspritzen

Sparen beim Pflanzenschutz: Wie praxisreif ist Smart Spraying?

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am Donnerstag, 16.03.2023 - 06:00 (Jetzt kommentieren)

Wenn Pflanzenschutzmittel nur auf einzelne Pflanzen gespritzt werden, hat das viele Vorteile. Doch funktioniert Smart Spraying schon? agrarheute liefert Antworten.

Die künftige Technik im Pflanzenschutz konzentriert sich auch aufs Smart Spraying oder auch Spot Spraying. Damit sollen Ackerbauern dem EU-Ziel von 50 Prozent weniger Pflanzenschutz näher kommen. Die Vorgabe ruft viel Skepsis hervor. Da sind innovative Lösungen gefragt.

Wie ist weniger Pflanzenschutz in Reihenkulturen möglich?

Nicht nur die neueste Technik, sondern alle Mittel und Optionen sind nötig, um einen ganzen Werkzeugkasten an Möglichkeiten zu behalten. Der reicht von Nützlingen über mechanischen Pflanzenschutz bis hin zu chemischen Behandlungen.

In Zuckerrüben etwa verspricht die Kombi aus Flächenspritzung zum ersten Einsatztermin, Bandspritzung zum zweiten Termin und Hacke am Schluss künftig Erfolg. Das bringt nicht nur eine gute Wirkung, sondern spart zugleich teure Pflanzenschutzmittel. Das sorgt für viel Akzeptanz. In Mais oder Rüben stehen weiter Smart oder Spot Spraying auf dem Programm.

Wie erkennen smarte Spritzen oder Spot Sprayer die Einzelpflanzen?

Mit hochauflösenden Kameras und künstlicher Intelligenz (KI) erkennen Online-Feldmanager bereits einzelne Pflanzen. So unterscheidet Smart oder Spot Spraying in Echtzeit Nutzpflanzen von Unkräutern und machen es möglich, nur gezielt an einer Stelle im Feld zu spritzen. So wird der umliegende Ackerboden oder die Nutzpflanze nicht besprüht.

Die Einzelpflanzenerkennung läuft in Echtzeit über Kameras und Bordcomputer. Dammann und Xarvio von BASF haben gerade die Serienfertigung smarter Feldspritzen bekannt gegeben. Amazone ging in der vergangen Frühjahrssaison mit der Anhängefeldspritze UX 5201 Smart Sprayer mit 36 m-Arbeitsbreite in die Praxis. Die Spot Sprayer zeigen, dass teilflächengenauer Einsatz weniger Pflanzenschutz ermöglicht.

Wie ist ultrapräziser Herbizid-Einsatz mit vielen Düsen möglich?

Die schweizerische Firma Ecorobotix erfasst ebenfalls Daten zu Einzelpflanzen im Feld. Sie hat ihren Algorithmus für Mais vergangene Saison zum ersten Mal getestet. Er ist noch in der Entwicklung. Die dazugehörige präzise Spritze Ara ist als Anbaugerät und auf dem Schlepper montiert.

Sie visiert Bereiche von 6 x 6 cm an und besprüht so nur einzelne Pflanzen. Mit 156 Düsen am Gestänge lassen sich auf 6-m-Arbeitsbreite zum Beispiel Unkräuter auf einer Fläche von 6 x 6 cm gezielt mit Herbiziden behandeln. Andere intelligente Spritzen liegen nach Firmenangaben im Bereich von 150 x 150 cm.

    Wo werden Smart Spraying oder Spot Sprayer bereits eingesetzt?

    Die hochpräzise Technik muss sich in der Praxis noch weiter beweisen. Die Spritze von Ecorobotix wird über Bucher Landtechnik vertrieben. Sie ist nach Firmenangaben neben Mais und Soja auch in folgenden Kulturen im Test oder bereits im Einsatz:

    • Grünland (mit einem verbesserten Algorithmus für Ampfer oder Disteln),
    • Zuckerrüben (im Biospray-Projekt mit Pelargonsäure als organisches Herbizid sowie Spintor und Azadirachtin als organische Insektizide),
    • Zwiebeln und Gemüse (etwa Eisberg-Salat oder Chicorée).

    Wie hoch ist die Erkennungsrate von Unkräutern wirklich?

    Mit der hochpräzisen Einzelpflanzenbehandlung in Mais sollen Unkräuter effizienter behandelt werden. Der Algorithmus der Ara-Spritze etwa erkennt nach Firmenangaben bereits „nahezu jedes“ Unkraut. Das gelte selbst dann, wenn etliche Unkräuter noch sehr klein und gerade erst aufgelaufen seien. Das Ziel sei,

    • den Herbizideinsatz um 70 bis 95 Prozent zu senken und
    • den Ertrag um bis zu 5 Prozent zu steigern.

    Was zeigt Videomaterial zum Smart Spraying?

    Ein Video zum Smart Spraying zeigt die Applikation von Unkräutern in Mais in der Schweiz im Juni 2022. Zu sehen sind die kleinen applizierten Flächen als dunkle Flecken auf dem Boden, ähnlich einem QR-Code. Bei bis zu 7,5 km/h Fahrtgeschwindigkeit erkennt das visuelle Erkennungssystem demnach die Unkräuter und behandelt sie sofort anschließend.

    Nicht-selektiv wirkende Herbizide werden nach Firmenangaben mit einer Sicherheitszone rund um die Kulturpflanze ausgebracht. Einzelne Landwirtschaftsbetriebe vorwiegend in der Schweiz testen den Algorithmus noch. Die 2022 gesammelten Bilder und Daten der Testversion dienen dazu, ihn weiterzuentwickeln.

    Wie viel weniger Wasser ist nötig?

    Mit einer herkömmlichen Pflanzenschutzspritze braucht in der Regel rund 200 l/ha und mehr Wasser. Mit Präzisionsfeldspritzen werden dagegen nur circa 40 bis 50 l /ha für dieselbe Fläche benötigt. Das sind allerdings Durchschnittswerte, die je nach Unkraut- oder Krankheitsdruck variieren.

    Fest steht: Smart oder Spot Sprayer reduzieren den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich, da nur die Zielpflanzen besprüht werden.

    Mit Material von Amazone, Dammann, Ecorobotix, BASF

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