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Unkrautbekämpfung

Unkräuter im Mais sicher bekämpfen

Unkrautbekämpfung im Mais
am Montag, 11.05.2020 - 15:28 (Jetzt kommentieren)

Wenig neue Maisherbizide, aber dafür interessante mechanische Verfahren. Ein Überblick zur anstehenden Unkrautbekämpfung im Mais.

Gerade in der Anfangsphase ist Mais sehr empfindlich gegenüber Konkurrenz. Auf leichten Böden und bei zu wenig Niederschlag können die Unkräuter den Mais schnell überholen. Eine wirksame Unkrautkontrolle hilft daher, den auflaufenden Mais zu schützen und sein Ertragspotenzial auszuschöpfen. Untersaaten sind eine Möglichkeit, den Boden ganzjährig zu bedecken.

Kaum neue Wirkstoffe

Es gibt wenig Bewegung bei den Maisherbiziden. Auch mittelfristig sind keine neuen Wirkstoffe in Sicht. Das bereitet vor dem Hintergrund zunehmender resistenter Unkräuter gegen die Gruppe der ALS-Hemmer Sorgen. Dazu gehören unter anderem Motivell Forte, Maister Power oder Cato.

Neu zugelassen ist das Flüssigprodukt Zingis mit maximaler Aufwandmenge von 0,29 l/ha, kombiniert mit dem Formulierungshilfsstoff Mero (2 l/ha). Es verbindet Thiencarbazone – den Bodenwirkstoff aus Maister Power – und Tembotrione aus Laudis. Damit hat das Produkt ein relativ breites Wirkungsspektrum gegen Hühner- und Borstenhirsen und eine ganze Reihe breitblättriger Unkrautarten wie Gänsefuß und Schwarzem Nachtschatten.

Für eine gute Bodenwirkung des Thiencarbazone ist Bodenfeuchtigkeit zur Anwendung vorteilhaft. Es empfiehlt sich zum 3- bis 6-Blatt-Stadium des Maises in die erste auflaufende Unkrautwelle hinein. Über weitere verträgliche Kombinationen mit anderen Herbiziden liegen noch wenig Informationen vor. 

Viele Solopräparate

Positiv ist, dass wichtige Maisherbizide dieses Jahr auch solo angeboten werden. Damit sind standortgerechte und individuelle Kombinationen möglich.

Zu nennen sind hier Spectrum Gold, Laudis, Maister Power und auch Peak. Letzteres darf innerhalb eines Dreijahreszeitraums auf derselben Fläche nur einmal mit maximal 20 g/ha angewendet werden.

Auflagen einhalten

Nicosulfuronhaltige Herbizide wie Motivell forte, Milagro forte, Kelvin und andere dürfen mit maximal 45 g/ha des Wirkstoffs auf derselben Fläche eingesetzt werden, auch in Kombination mit anderen Mitteln. Innerhalb von zwei Jahren darf er nur einmal auf derselben Fläche eingesetzt werden.

Der Wirkstoff Bromoxynil, enthalten in Buctril oder B 235, darf dieses Jahr letztmalig verwendet werden. Damit geht ein wichtiger Zumischungspartner beispielsweise gegen Knöterich verloren.

Empfohlene Strategien

Maisherbizid-Packs für 2020

Der erste Einsatz erfolgt im 2- bis 3-Blatt-Stadium mit mindestens 50 Prozent der zugelassenen Menge. Eine gezielte Nachbehandlung im 5- bis 6-Blatt-Stadium ist zwingend erforderlich. Sie sollte auch dann nicht unterlassen werden, wenn der Bestand noch relativ unkrautfrei erscheint.

Eine Einmalbehandlung hat nach wie vor in Fruchtfolgen mit weniger als 50 Prozent Maisanteil ihre Bedeutung. Das gilt vor allem bei später Aussaat und damit schnellerem Reihenschluss.

In Jahren mit hohem Niederschlag im Juni wirken die Bodenherbizide voll und Nachspritzungen sind oft überflüssig. Streben Sie mit der Option auf nur eine Durchfahrt das 4-Blatt-Stadium der Kultur mit mindestens 75 Prozent der Aufwandmengen der Packs an. Höher sollten sie nicht sein, wenn blattaktive Herbizide wie Sulfonylharnstoffe zugemischt werden.

Besonders bei trockenem Wetter nach der Behandlung empfehlen sich Nachkontrollen und bei Bedarf preisgünstige Nachbehandlungen.

Wo Ackerfuchsschwanz eine Rolle spielt, lässt sich ein Sulfonylharnstoff ergänzen. In Fruchtfolgen mit Zuckerrüben ist auf Flächen nach dem Wirkstoff Mesotrione (Calaris, Callisto) kein direkter Nachbau von Zuckerrüben möglich.

Hacken funktioniert

Neben der reinen Chemie drängen zunehmend mechanische Unkrautverfahren in den Vordergrund. Abbauprodukte im Grundwasser bestärken diese Entwicklung. Mechanik muss dabei nicht alle chemischen Verfahren ersetzen, eröffnet aber die Option deutlich reduzierter Wirkstoffmengen.

Neue, leistungsstarke Geräte befinden sich bereits am Markt. Gute Erfahrungen liegen mit folgendem Verfahren vor: Verzicht auf ein Bodenherbizid, Vorlage eines breit wirksamen Blattherbizids im 3- bis 4-Blatt-Stadium des Maises und ein Hackdurchgang kurz vor Reihenschluss.

Rein mechanische Verfahren haben Nachteile

Die alleinige mechanische Unkrautregulierung, wie sie Ökobetriebe praktizieren, ist eine Herausforderung.

Nötig sind mehrfaches Striegeln, beginnend im Vorauflauf als Blindstriegeln bis zum 4-Blatt-Stadium des Maises, gefolgt von beispielsweise kameragesteuerten Hacken. Die Anzahl der Überfahrten variiert je nach Witterung und Unkrautgröße. Es lassen sich nur kleine Unkräuter erfassen.

Das Problem: Die mechanischen Verfahren zerstören die Krümelstruktur, fördern damit Winderosion und sind deutlich teurer bei geringerer Flächenleistung als chemische Varianten. 

Herbizid plus Hacke

In der Praxis bewährt hat sich in den letzten Jahren eine Abfolge aus einer Herbizidvorlage und einer kameragesteuerten Hacke. Der Hacktermin wird bewusst spät bei 70 bis 90 cm Wuchshöhe des Maises gewählt. Das mindert das Problem einer Spätverunkrautung.

Neben der Witterung hängt der Hackerfolg von der Größe der Unkräuter und der Häufelleistung in die Maisreihe ab. Das gleichzeitige Ausbringen einer Grasuntersaat ermöglicht den Gräsern günstige Auflaufbedingungen und die Aussaatmenge lässt sich auf rund 10 kg/ha reduzieren.

Stimmen Sie in der Planung die Reihenzahl des Maislegers und des Hackgeräts aufeinander ab und kontrollieren Sie die Abstände der Säaggregate. So sind Flächenleistungen von 3 bis 5 ha/h möglich. In Wasserschutzgebieten bezuschussen die Wasserversorger eine mechanische Unkrautbekämpfung in freiwilligen Vereinbarungen. Für die Anbauer bietet das einen attraktiven Einstieg.

Mit Material von Dr. Josef Kuhlmann, LWK Niedersachsen in Cloppenburg

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