Dieser Tage überschlagen sich die Ereignisse wieder einmal, und wir Landwirte ahnen nichts Gutes. Deutschland setzt die EU-Nitratrichtlinie bislang mangelhaft um, so der Vorwurf aus Brüssel. Gewiss, die Nitratbelastung des Grundwassers ist in einigen Regionen ein Problem, Diskussionen um das Messstellennetz hin oder her. Lange wurde geschlafen, das Problem ausgesessen.
Die Novelle von 2017 brachte uns eine Menge zusätzlicher Bürokratie. Die ist noch nervig, aber irgendwie händelbar. Es ist vielleicht sogar gut, sich schriftlich detailliert Gedanken über die zu düngenden Mengen auf Schlagebene zu machen.
Unterdüngung lässt sich fachlich nicht begründen
Die Verschärfung, die sich aktuell anbahnt, wird aber vermutlich einschneidende Veränderungen mit sich bringen. Wenn in sogenannten gefährdeten Gebieten eine pauschale Unterdüngung von 20 Prozent des errechneten Düngebedarfs zu erfolgen hat, entbehrt dies jeder fachlichen Vernunft.
Mineralisation ist der Dreh- und Angelpunkt
Beim Zustand unserer Gewässer gibt es erheblichen Verbesserungsbedarf. Aber sind immer strengere Begrenzungen beim Düngen überhaupt der richtige Ansatz?
Längst wissen wir, dass die Höhe der Stickstoffdüngung keinen unmittelbaren Einfluss auf den Herbst-Nmin-Wert und damit auf die konkrete Nitratauswaschung einer Fläche hat.
Vielmehr beeinflusst das Mineralisationspotenzial eines Standorts den Nitrataustrag aus unseren Äckern: Befeuert durch intensive Bodenbearbeitung und klimatische Veränderungen.
Politik muss Bodenschutz fördern
Wären die Politiker tatsächlich an einer Problemlösung interessiert, wären konservierende Bodenbearbeitung, Direktsaat, Zwischenfruchtanbau und eine an der Stickstoffdynamik orientierte Fruchtfolgegestaltung die Stellhebel, die nachweislichen Wasserschutz bedeuten.
Liebe Politiker, bitte fördert diese Dinge und erhaltet uns unsere dafür notwendigen Werkzeuge, damit wir unsere Pflanzenbestände weiterhin adäquat ernähren können.
Zum Autor: Maximilian Henne
Der Ackerbauer aus dem südlichen Niedersachsen interessiert sich für alles, was im Boden passiert. So wenig wie möglich einzugreifen und die Direktsaat weiterzuentwickeln, sind für ihn wichtige Entwicklungsfelder der kommenden Jahre.
Für sein Engagement wurde er 2014 mit dem CeresAward in der Kategorie Ackerbauer ausgezeichnet.
Für agrarheute schreibt er regelmäßig in unserer Kolumne „Kopfdünger“.
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Dieser Kopfdünger-Beitrag ist in der agrarheute-Ausgabe Mai 2019 erschienen.
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