Weite, leicht hügelige Flächen prägen den Standort der Harslebener Agrargenossenschaft eG nordöstlich des Harzes. Die ehemalige landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft bewirtschaftet hier insgesamt rund 6.000 ha in einem der trockensten Gebiete Deutschlands. Die Geschäftsführer Philipp Sowinski und Stefan Schmerschneider setzen auf neue Systeme, integrierten Pflanzenschutz und klare wirtschaftliche Prognosen, um ihren Betrieb für die Zukunft aufzustellen.
Seit einigen Jahren fordern zunehmende Trockenheit und eine veränderte Verteilung der Niederschläge den Ackerbau in der Genossenschaft heraus. Im 30-jährigen Schnitt fallen hier rund 550 bis 580 mm Niederschlag. „Das Niederschlagsdefizit ist unser größtes Problem. Wir kannten zwar die klimatischen Veränderungen, aber nicht in der Dramatik wie seit 2018“, sagt Philipp Sowinski.
Von Januar bis Ende Oktober 2022 betrug die Niederschlagsmenge gerade einmal 275 mm. Die Erträge in den einzelnen Kulturen lagen dadurch deutlich unter dem Zielwert. „Am Ende des Jahres fehlen uns wahrscheinlich noch 200 mm von den 550 mm aus den Vorjahren. Das hat natürlich erheblichen Einfluss auf die Erträge“, ergänzt Schmerschneider.
Sortenempfehlungen und aktuelle Sortenergebnisse für Ihre Region finden Sie bei HETAIROS, dem digitalen Sortenführer von agrarheute.
Ernte 2022: Gut 50 Prozent weniger Ertrag pro Hektar

Der Mais lag mit 21 t Frischmasse pro Hektar gut 50 Prozent unter dem anvisierten Ertragsniveau. Auch im Getreide, bei den Erbsen und den Kartoffeln musste die Genossenschaft mit gut der Hälfte des üblichen Ertrags deutliche Verluste hinnehmen. Die größten Einbußen gab es allerdings bei den Zuckerrüben. „Letztes Jahr hatten wir gute Erträge mit bis zu 75 t/ha. In diesem Jahr liegen wir nur noch bei 30 t/ha, bei guten Zuckergehalten von um die 21 Prozent“, sagt Geschäftsführer Sowinski.
Ob die Zuckerrübe auch ab 2024 in der Fruchtfolge verbleibt, ist aber nicht nur aufgrund des schwankenden Ertrags fragwürdig. „Die Erkenntnis, dass die betriebswirtschaftlich interessante Folgefrucht unterdurchschnittlich ist, ist nicht neu. Mittlerweile fällt der negative Aspekt der Rübenvorfrucht im Vergleich mit anderen Kulturen deutlich ins Gewicht“, erklärt Sowinski. Der wirtschaftliche Aspekt war auch beim Stoppelweizen ein Grund für das Aus im Jahr 2019. 2018 baute der Betrieb noch rund 3.000 ha Weizen an, gut 1.000 ha davon als Stoppelweizen.
Heutzutage liegt der Anteil des Winterweizens in der 12- bis 14-gliedrigen Fruchtfolge bei gut 1.900 ha. Mittlerweile versuchen die Geschäftsführer, über alle Kulturen hinweg einen Fruchtfolgewechsel einzubauen. „Aufgrund der trockenen Witterung konnten wir im Herbst 2022 allerdings auf einer Teilfläche von gut 130 ha keine Gerste drillen. Das lag zum einen daran, dass wir die Flächen nicht bearbeiten konnten, und zum anderen daran, dass der Ausfallweizen nicht gekeimt hatte“, sagt Philipp Sowinski.
Niederschlagsdefizit im Ackerbau: Weite Aussaatfenster im Getreide
In den letzten Jahren ist der Betrieb immer weiter in Richtung Zukunft gewachsen. Neben der geänderten Fruchtfolge setzt die Genossenschaft auf weite Aussaatfenster, eine angepasste Bodenbearbeitung und einen späteren Aussaatzeitpunkt im Getreide und Raps. Wintergerste wird hier frühestens ab dem 20. September gedrillt, die 800 bis 1.000 ha Raps vom 15. August bis 15. September.
„Der Aussaatzeitpunkt im Raps richtet sich ganz klar nach den prognostizierten Niederschlägen. Wenn es im August trocken bleiben soll, drillen wir erst im September.“ Roggen, Dinkel und Weizen folgen dann im Zeitraum von Oktober bis Mitte November. „Wir sehen auch in diesem Jahr, dass dies die richtige Strategie ist, um uns an die zukünftigen klimatischen Veränderungen anzupassen“, sagt Schmerschneider.
Hierbei geht es nicht nur um die Herausforderung durch das zunehmende Niederschlagsdefizit, sondern auch um das Brechen des Risikos von Virusinfektionen im Herbst. „Der Raps gehört bei uns mittlerweile zur Hochrisikofrucht. Da geht es nicht nur darum, ob das Saatgut überhaupt aufläuft. Wir hatten hier Jahre dabei, in denen wir knapp 90 Prozent der Gesamtfläche durch den Befall des Rapserdflohs verloren haben, trotz hohen Insektizideinsatzes“, erklärt Geschäftsführer Sowinski.
Digitale Ausgabe agrarheute
Dies war eine stark verkürzte Zusammenfassung der Reportage.
Lesen Sie jetzt den Artikel über die Harslebener Agrargenossenschaft eG und testen Sie unverbindlich die digitale Ausgabe agrarheute.