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Digital Farming Conference

Obwohl Landwirte loslegen wollen: Smart Farming scheitert

In Deutschland könnten die Potenziale für eine nachhaltigere Landwirtschaft viel mehr ausgenutzt werden - so lautete der Tenor auf der Digital Farming Conference 2023.
am Mittwoch, 24.05.2023 - 15:04 (Jetzt kommentieren)

Längst bekannte Probleme und hundertfach skizzierte Zielvorstellungen – trotzdem gibt es in der Digitalisierung der Landwirtschaft kaum Fortschritte. Das wurde bei der gestrigen (23.05.) Digital Farming Conference in Berlin deutlich.

Deutschland hinkt bei der Umsetzung digitaler Lösungen auf landwirtschaftlichen Betrieben hinterher. Dabei gibt es genügend junge Landwirte und Start-ups, die sich mit dem Thema beschäftigten und motiviert sind, mehr Nachhaltigkeit durch Digitalisierung zu erreichen. Gemeinsam mit der Politik diskutierten sie auf der Digital Farming Conference, wie es weitergehen soll.

Nick: Den rechtlichen Rahmen zu schaffen, ist kompliziert

Staatssekretärin Ophelia Nick betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass die Nachhaltigkeit auf den Betrieben ein wichtiges Kriterium bei der Digitalisierung sei, „mit dem wir uns jeden Tag im BMEL intensiv beschäftigen“. Das Ministerium fördere bewusst Leuchtturmprojekte, die in die Gesellschaft ausstrahlen. „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserer Förderung einen wichtigen Impuls setzen“, so Nick.

Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion musste Nick sich allerdings einiger Kritik zur Umsetzung der Digitalisierung in der Praxis stellen. So machte Gründerin Charlotte Rothert deutlich, dass es im Moment daran scheitere, das Wissen in die Masse zu treiben. Anstatt den Mehrwert digitaler Maßnahmen zu kommunizieren, werde teilweise Angst verbreitet. Dieser Meinung schloss sich Andreas Heckmann, ebenfalls Gründer und Geschäftsführer, an. Die Politik solle laut Heckmann einen Rahmen setzen und nicht nur ein Bild von den Möglichkeiten zeichnen. Außerdem müsse die Messbarkeit von digitalen Lösungen hergestellt werden.

Daten für erfolgreiche Digitalisierung nutzbar machen

Podiumsdiskussion bei Digital Farming Conference 2023

Ophelia Nick brachte zum Ausdruck, dass auch sie über das schleppende Tempo und die gegenseitigen Schuldzuweisungen verärgert sei. Jedoch seien die rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit dem Sammeln und Nutzen von Daten kompliziert.

Rothert und NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger bekräftigten die Notwendigkeit von Daten. Die Regeln zur Datenhoheit führten laut Rothert zu Frust. Betriebsleiterin Anne Wieden berichtete, dass sie Daten in mehreren Portalen erfassen müsse, weil sie nicht miteinander verknüpft seien. Wie verteilte Datensysteme miteinander verbunden werden können, erklärte Wolfgang Lippert von Microsoft Deutschland. Es gebe laut Lippert technische Lösungen, um Daten zu transferieren, ohne dass sie auf dem Weg gelesen werden.

Intuitive Systeme, die auch von älteren Berufskollegen gerne bedient werden, forderte Landwirtin Katharina Leyschulte. Sie bemängelte darüber hinaus den übermäßigen Bürokratieaufwand und forderte Honorierungen für die Leistungen der Landwirte.

Honorierung für Landwirte über Apps

In der Diskussion um zusätzliche Leistungen erinnerte Jana Gäbert, Landwirtin aus Südbrandenburg, an die Gefahr, dass sie nicht mehr honoriert werden, nachdem sie zu Standards geworden sind. Über die Plattform Klim können sich Landwirte regenerative Maßnahmen von Partnern aus der Wertschöpfungskette vergüten lassen. Führen die Maßnahmen nicht zum Erfolg, ist es möglich, wieder zum Ausgangszustand zurückzukehren, berichtete Klim-Mitarbeiter Lutz Wildermann.

Gäbert befürwortete ein Angebot aus vielen verschiedenen digitalen Tools, aus dem sich die Betriebe für sie passende Anwendungen aussuchen können. Dabei solle der Aufwand möglichst gering bleiben.

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