Heute dreht sich im hessischen Frankenhausen noch einmal alles um den Ökolandbau. Die zweiten Öko-Feldtage laden ein, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.
Die Freiluftmesse kann mittlerweile locker mit den etablierten DLG-Feldtagen mithalten. Das spiegelt sich auch an den Besucherzahlen des ersten Messetags wider. Knapp 6.000 waren es laut Veranstalter FiBL am Mittwoch.
340 Aussteller auf 20 ha
Auf über 20 ha präsentieren sich an den beiden Tagen über 340 Unternehmen, Verbände und Organisationen. Sie präsentieren präsentieren Saatgut, Sorten, Landtechnik, Betriebsmittel, Futtermittel, Stallbau und Beratungsleistungen und vieles mehr. Mehr als 1.200 Demonstrationsparzellen zeigen Vielfalt von Ackerbohne bis Zuckerrübe.
Anders als bei den etablierten Feldtagen geht es in Frankenhausen um den gesamten Betrieb, inklusive der Tierhaltung. Ein Fokus liegt dabei auf mehr Tierwohl: Vom Hühnermobil über horntragende Kühe im Laufstall, kraftfutterfreie Fütterung bis zu Alternativen zur Ferkelkastration.
Die Messe versteht sich als Forum für Forscher, Bauern, Politik, Behörden und Wissenschaft. Dr. Alexander Gerber, Vorstand für Landwirtschaft des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) zu den Herausforderungen des Ökolandbaus: „Bio-Unternehmen und -Forscher müssen gemeinsam noch viele Fragen beantworten, etwa mit Blick auf die Gesunderhaltung von Pflanzen, der Züchtung angepasster Sorten und robuster Rassen.“
Hessen will 25 Prozent Ökolandbau in sechs Jahren

Hessen sieht sich dabei Vorreiter für ökologischen Landbau. Die grüne Landwirtschaftsministerin Priska Hinz sagte bei der Eröffnung: „Mit 14,7 Prozent Ökoanteil an der landwirtschaftlichen Fläche stehen wir bundesweit an der Spitze.“ Das sei eine Steigerung von Prozent innerhalb der letzten Wahlperiode.
Die Öko-Modellregionen in Hessen dienten als Austauschforum zwischen ökologischen und konventionellen Betrieben. „Wir haben das Ziel, im Jahr 2025 25 Prozent Ökolandbau zu schaffen.“ Um das zu erreichen, wolle sie sich dafür einsetzen, in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) die Betriebe stärker für gesellschaftliche Leistungen zu fördern.
Mehr Geld für Ökoforschung
Der BÖLW fordert dafür eine intensivere Forschung. Ende 2018 waren 12 Prozent der deutschen Höfe Bio-Betriebe. Gerber: „Wer sich zu 20 Prozent Öko-Landwirtschaft bis 2030 im Koalitionsvertrag verpflichtet, muss das mit entsprechenden Investitionen in die Forschung unterfüttern. Es reicht nicht, den Anteil der Öko-Forschung bei unter 2 Prozent der Agrarforschungsmittel zu belassen.“
Die Bio-Forschung versteht der Verband als Impulsgeber für den gesamte Agrar- und Ernährungssektor. „Der muss mit Blick auf Klimakrise, starke Höfe und Insektenschwund dringend nachhaltiger werden.“
Der BÖLW fordert deshalb eine Erhöhung des Forschungsetats für das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖLN) von derzeit etwa 30 auf mindestens 60 Mio. Euro im Laufe der aktuellen Wahlperiode.
BÖLW will Kurswechsel auf EU-Ebene
Der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, fordert eine nachhaltigere EU-Agrarpolitik (GAP): „60 Mrd. Euro Steuergeld stecken im EU-Agrarbudget. Mit jedem Euro muss die GAP deutlich steuern – und zwar in Richtung Nachhaltigkeit.“
Für eine „enkeltaugliche Landwirtschaft“ sei ein Kurswechsel bei der GAP nötig. Löwenstein: „Landwirte, die Wasser schützen, Boden fruchtbar machen, Artenvielfalt stärken und ihre Tiere artgerecht halten, müssen dieses Plus für die Gesellschaft mit den Agrargeldern entlohnt bekommen. Ganz nach dem Prinzip ‚öffentliches Geld für öffentliche Leistungen‘.“
Aktuell müsse auf Bundesebene die Umschichtung von den Flächenzahlungen hin zum Umwelttopf voll ausgeschöpft werden, damit den Ländern bei den vielen Betrieben, die auf Öko umstellen wollen, nicht das Geld ausgehe. „Bis zu 15 Prozent sind schon heute möglich, aber nur 4,5 Prozent davon werden ausgeschöpft.“
Was der BÖLW für die kommende GAP fordert
- Statt 70 Prozent Pauschalzahlungen nach Fläche 70 Prozent der gesamten EU-Fördermittel für die Honorierung von freiwilligen Leistungen für den Umwelt-, Klima- und Tierschutz.
- Verbindliche Umwelt-, Klima- und Tierschutzziele für alle Mitgliedsstaaten, um einen Dumpingwettbewerb um die geringsten Umweltstandards zu verhindern.
- Ein großer Teil der Direktzahlungen der ersten Säule müssen für freiwillige Umweltmaßnahmen (Ecoscheme) genutzt werden.
- Mittel aus der ersten Säule in die finanziell geschwächte zweite Säule umschichten, um dort Agrarumweltmaßnahmen, den ökologischen Landbau und Maßnahmen zur flächengebundenen artgerechten Tierhaltung finanzieren zu können.
- Die Vorgaben für die künftige Investitionsförderung für Stallbauten müssen sich an den baulichen Vorgaben der EU-Öko-Verordnung orientieren. Nur so könne für konventionell wirtschaftende Betriebe sichergestellt werden, dass sie später auf ökologischen Landbau umstellen können
Noch bis zu Ratstreffen sei die Position der Bundesregierung zur Reform der EU-Agrarpolitik nicht klar, kritisiert der BÖLW.