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Pflanzenbau

Öko oder konventionell: Wie sieht Ackerbau in Zukunft aus?

Auf dem Versuchsgut Merklingsen werden jährlich über 4.000 Kleinparzellen zu unterschiedlichsten Fragestellungen angelegt.
am Dienstag, 31.01.2023 - 05:00

Die Fachhochschule Südwestfalen forscht am Standort Soest an vielen Projekten für zukunftsfähigen Ackerbau. Welche Ansätze helfen uns wirklich, den Ackerbau der Zukunft zu gestalten? Wir haben mit dem technischen Leiter Steffen Hünnies gesprochen.

Sie wirtschaften auf dem Betrieb nach dem Soester Pflanzenbaukonzept. Welche Vorteile bietet dieses System?

Das Konzept umfasst einige Maßnahmen, die wir in langjähriger Erfahrung und aus Ergebnissen von Forschenden am Fachbereich Agrarwirtschaft für den Standort ausgearbeitet haben. Wir versuchen, dabei stets die natürliche Ertragsfähigkeit des Bodens zu erhalten oder im besten Fall weiter zu steigern. Das Versuchsgut wirtschaftet seit 30 Jahren pfluglos konservierend. Wir bearbeiten den Boden nur in Ausnahmefällen auf einer Tiefe bis 15 cm. Die Mulchsaat als Schlüsselsystem zwischen reduzierter Bodenbearbeitung und mechanischer Unkrautbekämpfung hat sich über viele Jahre etabliert und ermöglicht es, das Ertragspotenzial unserer Böden schonend auszunutzen.

In unseren Hauptkulturen achten wir darauf, dass der Boden möglichst das ganze Jahr bedeckt ist und halten die Brachezeiten dadurch so minimal wie möglich. Um den wirtschaftlichen Ertrag der einzelnen Früchte auf einem guten Niveau halten zu können, setzt das Soester Konzept auch auf die gezielte Nährstoffversorgung nach Pflanzenbedarf. Ziel ist es dabei, die Bodenreserven im Hinblick auf ausgeglichene Nährstoffbilanzen intensiv zu nutzen.

Wir haben hier viele Jahre auf Kompost gesetzt und belassen das Stroh nach der Ernte zu 90 Prozent auf dem Acker. Durch dieses langjährige System konnten wir unseren Humusgehalt im Oberboden auf über 4 Prozent anfüttern. Dieser Punkt spielt beim Ziel, die Stoffausträge in den Boden und die Umweltbelastungen zu reduzieren, eine entscheidende Rolle. Wir achten allerdings nicht nur bei den Nährstoffen darauf, dass sie gezielt eingesetzt werden, sondern sehen hier auch Bedarf beim Pflanzenschutz. Mithilfe von natürlichen Möglichkeiten und Produktionsfaktoren setzen wir in dem Bereich auf den integrierten Ansatz. Auf dem Versuchsgut versuchen wir daher, verstärkt das Unkraut mithilfe von Hacke und Striegel mechanisch in den Griff zu bekommen.

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Wo gibt es in Ihren Augen noch Einsparpotenzial bei der Stickstoffdüngung?

Wir versuchen, die mineralische Düngung so minimal und zielgerichtet zu gestalten wie eben möglich. Für mich sind die vielfältige Fruchtfolge mit effizientem Zwischenfruchtanbau kombiniert mit Nmin-basierter Düngerplanung dabei die Schlüsselthemen. Nur so können wir die Potenziale der Pflanze auch bei geringerer Zugabe von Nährstoffen voll ausschöpfen. Folgt Getreide auf Leguminosen oder Raps, lässt sich viel Stickstoffdünger einsparen.

Weitere Punkte sind der Bodenvorrat und die Verfügbarkeit organischer Dünger. Wir wirtschaften hier auf einem Gunststandort mit 70 bis 75 Bodenpunkten, einer mächtigen Lössauflage mit einer nutzbaren Feldkapazität von über 200 mm und einem Humusgehalt von bis zu 4 Prozent (0 bis 15 cm). Daher haben wir grundsätzlich ein hohes Ertragspotenzial. Mithilfe von Bodenproben im Frühjahr und teilweise im Herbst können wir relativ gut feststellen, wie viel pflanzenverfügbarer Stickstoff im Acker vorliegt.

Welche Herausforderungen und welches Potenzial liegen im zukünftigen Ackerbau?

Das größte Potenzial sehe ich derzeit in der Sortenwahl und der Züchtung einzelner Kulturen. Dieser Aspekt spielt vor allem bei der Reduzierung des Pflanzenschutzes eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, dass die Pflanzen widerstandsfähiger gegen Schadorganismen werden und ihr Ertragspotenzial dennoch nahezu vollständig ausnutzen können. Die Stickstoffeffizienz ist dabei auch ein definiertes Zuchtziel, das Einsparpotenziale verspricht.

Es sollte das Ziel eines jeden Landwirts sein, so ressourceneffizient und umweltgerecht wie möglich zu wirtschaften. Allerdings muss man auch hier bedenken, dass der praxistaugliche und wirtschaftliche Aspekt darüber entscheidet, welche Systeme sich im Ackerbau durchsetzen können. Der integrierte Ansatz im Pflanzenbau ist für uns daher ein Kernpunkt für die Zukunft, auch in Bezug auf sich verändernde politische Rahmenbedingungen und wegfallende Wirkstoffgruppen in allen Kulturen.

Wir versuchen, nachhaltige Ansätze zu finden. Immer im Hinterkopf, dass chemischer Pflanzenschutz auch in Zukunft ein Baustein ist, den Boden konservierend und effizient zu nutzen sowie gesunde Lebensmittel und Rohstoffe zu produzieren.

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Dies war eine stark verkürzte Zusammenfassung des Interviews mit Steffen Hünnies.
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