Es taut in der Tundra. Der Permafrost, der rund ein Viertel der nördlichen Hemisphäre ausmacht, verliert seine Stabilität. Und damit seine Eigenschaft als globaler Kühlschrank. Forscher haben entdeckt, dass Krankheitserreger aus ihrem Kälteschlaf im Permafrostboden erwachen und warnen vor "Zombie-Viren".
Forscher finden unbekannte Viren im Eis
Klimaforscher betrachten das Geschehen mit Sorge; weltweit machen steigende Temperaturen den Permafrostböden zu schaffen. Diese Untergründe sind mitunter bereits seit der letzten Eiszeit gefroren, galten als Hort der Stabilität. In ihren Erdschichten haben sich viele Pflanzenreste aber auch Kadaver ziemlich gut gehalten. So findet man immer wieder Mammuts, die aussehen, als wären sie gerade erst in die Tiefkühltruhe gesteckt worden.
In den Körpern konnten sich aber auch Bakterien und Viren erhalten. Ganz wie in einem gut sortierten Kühlschrank. Wissenschaftler haben nun ihre Ergebnisse zu 13 bislang unbekannten Viren aus dem nicht mehr ewigen Eis veröffentlicht. Die aufgetauten Viren waren nach Jahrtausenden noch infektiös und konnten im Labor zumindest Amöben infizieren.
Hat aufgetauter Milzbrand Rentiere getötet?
Noch bedarf es weiterer Studien, inwieweit solche aufgetauten Viren für Menschen oder Tiere gefährlich sind. Ausgeschlossen kann das aber nicht werden. Genausowenig wie ein Risiko, welches von aufgetauten Bakterien ausgeht, die man ebenfalls im Permafrost gefunden hat.
Die Forscher vermuten, dass wieder zum Leben erwachte Milzbrand-Bakterien in Sibirien 2016 einen Milzbrand-Ausbruch verursacht haben. Dabei hatten sich etliche Menschen in Nordsibierien infiziert, ein Junge war gestorben. Auch lokale Sterben von Rentieren könnten auf das Konto der Erreger gehen.
Im Permafrost lauert noch mehr als Krankheit
Wer meint, was in Sibirien passiert, könnte ihn kalt lassen, wird möglicherweise eine böse Überraschung erleben. Etwa wenn Erreger von Wildtieren auf Menschen überspringen, wie beim Corona-Virus geschehen.
Ein erhebliches Risiko geht auch vom tauenden Permafrost selbst aus. Denn wenn das organische Material zerfällt, entstehen Unmengen an CO2 und Methan. Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts gehen von bis zu 1.500 Gigatonnen Kohlenstoff aus, die im Permafrost gespeichert sind. Das ist fast doppelt so viel wie zur Zeit in der Atmosphäre sind. Schon heute ist der Effekt messbar. Hinzu kommen Umweltgifte wie Quecksilber, die den getauten Permafrost verlassen.
Und schließlich betrifft der Klimawandel auch den Permafrost vor unserer Haustür. Denn auch in den Alpen hält der gefrorene Boden ganze Höhenzüge in Form. Ohne das Eis als Kitt bröckeln die Berge.
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