Welche Verantwortung trägt die Landwirtschaft für das Klima? Unter dem Hashtag #klimapraktiker haben 150 Politiker, Landwirte, Agrarscouts und Vertreter von Verbänden und Unternehmen diskutiert. Eingeladen hatte das Forum Moderne Landwirtschaft (FML) zum Berliner Abend. Ich durfte dabei sein.
Zusammen mit dem Center for Responsible Research and Innovation (CeRRI) hat das Forum einen sehr spanenden und intensiven Abend gestaltet. Ich durfte im Vorfeld Teil eines Workshops von FML und CeRRI mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Agrarbranche sein.
Dort haben die Fachleute aus Landwirtschaft, Forschung, Verbänden, NGOs, Politik und Handel intensiv ihr Wissen ausgetauscht. Teilweise waren das sehr lautstarke, aber stets sachliche Diskussionen.
Drei Zukunftsbetriebe: Kreislauf-, Teilhabe- und Smartfarming-Hof
Dabei sind drei Zukunftsszenarien entstanden, die uns an diesem Abend in einer Art Theaterstück vorgestellt worden sind. Es geht um drei klimaschutz-optimierte Bauernhöfe: Der Kreislauf-Hof, der Teilhabe-Hof und der Smarte-Daten Hof.
Der Kreislauf-Hof nutzt Reststoffe aus der Landwirtschaft und aus den Städten. Diese werden zu Düngemitteln, Energie und Rohstoffen weiterverarbeitet. Vorbild ist die Natur, die keine Abfallprodukte kennt.
Auf dem Teilhabe-Hof bilden Konsumenten und Erzeuger eine Wirtschaftsgemeinschaft. Die Einnahmen werden durch Beteiligungsmodelle, Bildungsleistung und Premiumpartnerschaft mit dem Handel generiert. Zusammen wird Landwirtschaft als Klimaschutzpraxis gelebt.
Der Smarte-Daten-Hof verknüpft die analoge Welt mit Drohnen, Kleinstrobotern und künstlicher Intelligenz, Pflanzen und Tiere lassen sich damit effizient und bedarfsgerecht versorgen. Mit Hilfe eines zentralen Datenraums steuert sich der Hof weitgehend autonom und jedes Produkt erhält ein CO2-Zertifikat.
Grüne Woche: Wir wollen den Dialog mit der Bevölkerung
Doch wozu das Ganze? Im Januar will das FML diese Zukunftsvisionen auf dem ErlebnisBauernhof der Grünen Woche in Berlin vorstellen. Die Visionen sollen eine Diskussionsgrundlage innerhalb der Landwirtschaft schaffen, aber auch für den Dialog mit der Gesellschaft genutzt werden.
Für mich war der Abend ein Aha-Erlebnis: Die drei Zukunftsvisionen sind wirklich hilfreich, der Gesellschaft zu zeigen welche Schlüsselrolle die Landwirtschaft beim Thema Klima spielt.
Wir sind Teil der Lösung des Klimaproblems
Natürlich haben wir durch unsere Arbeit einen großen Einfluss auf das Klima. Allerdings zeigen viele Diskussionen und Berichten einseitig negative Effekte der Landwirtschaft aufs Klima auf.
Doch gerade wir Landwirte wissen auch, welchen positiven Beitrag wir jetzt schon leisten und welches Potenzial noch in der Landwirtschaft liegt. Mit den oben genannten Bildern und Visionen können und müssen wir zeigen, dass wir nicht das Problem, sondern Teil der Lösung sind. Es reicht aber nicht, wenn wir am Status Quo festhalten und erklären, dass wir ja schon mehr als genug machen.
Auf die Bürger zugehen und gute Ideen zeigen
Mit Selbstbewusstsein und Stolz dürfen wir mutig nach vorne gehen und unsere Ideen präsentieren. Wenn wir in Zukunft noch mitreden und mitgestalten wollen, müssen wir proaktiv an die Gesellschaft herantreten.
Wir müssen Lösungen schon präsentieren, bevor sie gefordert werden. Dabei geht es gar nicht immer um ein hundertprozentig fertiges Konzept, das sofort umgesetzt werden kann.
Auch die Zukunftsbilder des FML werfen natürlich noch eigne Fragen auf. Aber in der Kommunikation mit der Gesellschaft ist es einfach wichtig zu zeigen, dass wir uns bewegen wollen und dass wir gute Ideen haben.
Zum Autor: Phillip Krainbring

Der Junglandwirt stammt ursprünglich aus Ostholstein und führt heute einen Ackerbaubetrieb in der Magdeburger Börde. Er bloggt mit besonderer Leidenschaft für den Boden auf Instagram, Facebook und auf seiner Seite erklaerbauer.de.
Als Agrarsout schlägt er regelmäßig die Brücke zwischen Bauern und Verbraucher, unter anderem auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Im Oktober 2019 wurde Phillip Krainbring mit dem CeresAward in der Kategorie Ackerbauer ausgezeichnet.
Für agrarheute schreibt er regelmäßig in unserer Kolumne „Kopfdünger“.
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Dieser Kopfdünger-Beitrag ist in der agrarheute-Ausgabe Dezember 2019 erschienen.
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