Ohne Phosphor wachsen keine Pflanzen. Deshalb sind Phosphordünger wichtig für die weltweite Lebensmittelerzeugung. Phosphordünger stammt überwiegend aus dem Abbau von Phosphatgestein. Diese Ressource ist aber nicht erneuerbar. Im Gegensatz zu Stickstoffdünger lässt sich Phosphordünger auch nicht synthetisch gewinnen.
Trotzdem finden in der Öffentlichkeit wenig Diskussionen über den Nährstoff statt. Wissenschaftler plädieren deshalb, den Umgang mit dem Nährstoff wieder mehr in den Blick zu nehmen.
Eine Gruppe Forscher der Universitäten Leeds und Sydney hat deshalb Ende letzten Jahres eine Nationale Strategie für den Umgang mit Phosphor in Großbritannien entwickelt. Auf dem Online-Portal The Conversation fordern sie, Nährstoffkreisläufe mehr in den Blick zu nehmen. Wir zeigen, worum sich die Diskussion dreht.
Welche Rolle spielen Phosphor-Importe für die Landwirtschaft?
Aktuell konzentriert sich der weltweite Phosphat Abbau auf fünf Länder. Marokko, China, Ägypten, Algerien und Südafrika. 70 Prozent der Reserven liegen allein in Marokko. Das macht die Phosphorversorgung abhängig von den jeweiligen politischen Gegebenheiten.
Der Ukrainekrieg und die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas haben gezeigt, wie schwierig solche Abhängigkeiten während politischer und wirtschaftlicher Krisen sein können. Das zeigte sich schon 2008, als die Phosphatpreise infolge der Weltwirtschaftskrise um 800 Prozent anstiegen. Mittlerweile gibt es wieder ein Preishoch.
Infolge der Pandemie und des Ukrainekriegs, als die Exporte aus China und Russland versiegten, haben sich die Preise erneut innerhalb von zwei Jahren vervierfacht und waren 2022 beispielsweise auf dem höchsten Niveau seit 2008. Schätzungen zufolge werden die globalen Phosphat-Ressourcen in rund 50 Jahren erschöpft sein.
Phosphat-Überschüsse trotz Importabhängigkeit
Obwohl Westeuropa abhängig von Phosphor-Importen ist, herrscht hier aber grundsätzlich kein Mangel an Phosphat. In Europa gibt es in einigen Ländern und Regionen große Überschüsse
In den Niederlanden wurden die Regeln für die Phosphat-Ausbringung etwa kürzlich weiter verschärft, sodass viele Landwirte auf die Straße gingen und protestierten. Auch Deutschland gibt es in einigen Regionen die gelben Gebiete, in denen die Phosphat-Gehalte in Gewässern kritisch sind.
Wieviel Phosphor wird für die Lebensmittelerzeugung genutzt?
Die Wissenschaftler kritisieren deshalb die Ineffizienz des Systems. Allein in Großbritannien werde nur rund 40 Prozent des importierten Phosphors für die Erzeugung von Lebensmitteln genutzt. Der Rest geht auf anderen Wegen verloren.
Über langjährige Düngung habe sich mit der Zeit auf vielen Flächen ein ausreichender Phosphat-Vorrat akkumuliert. Ein anderer Teil gehe über Gewässer und Deponien verloren. In Gewässer gelange Phosphat beispielsweise durch Probleme bei der Abwasserbehandlung. Durch die Verbrennung von Klärschlamm gehe Phosphat in Asche-Form auf Deponien verloren.
So sollte die Politik mit dem Thema Phosphor umgehen
In der Vergangenheit habe die Politik sich mehr auf kleinere Maßnahmen fokussiert. Beispiele sind etwa Aufforderungen weniger Phosphat zu düngen, mehr auf organische Dünger zu setzen oder Phosphat aus Abwasser zu klären. Dabei seien aber Probleme an anderen Stellen in der Lebensmittellieferkette aus dem Blick geraten.
Deshalb fordern die Wissenschaftler aus Leeds und Sydney die Politik auf, sich mehr mit dem Thema Phosphat zu beschäftigen, Kreisläufe mehr in den Blick zu nehmen und Strategien zu entwickeln, um Einträge in die Umwelt zu minimieren. So könnten phosphatreiche Abfälle wieder aufbereitet werden, damit sie für die Landwirtschaft nutzbar werden, statt weiter auf Importe zu setzen.
Zudem sollten Politiker sich zwischen Ressorts absprechen, um Anreize für einen effizienteren Umgang mit dem Nährstoff zu schaffen. So lasse sich auch Umweltverschmutzung vermeiden.
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