Wachstum hängt neben anderen Faktoren vom technischen Fortschritt ab. So habe ich das im Betriebswirtschaftsstudium gelernt. Der technische Fortschritt hat immense Erleichterung für uns Landwirtinnen und Landwirte gebracht.
Dennoch habe ich hin und wieder den Eindruck, dass uns unser Technikglaube von notwendigen Problemlösungen abhält.
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln: Aufwendige Wasserreinigung
Ein Beispiel aus der Wasserversorgung: Ist in einem Brunnen der Grenzwert an Pflanzenschutzmitteln oder deren Abbauprodukten überschritten, muss das Wasser mithilfe von Aktivkohlefiltern gereinigt werden. Das ist teuer und energieaufwendig.
Die Aktivkohle nimmt die Schadstoffe auf und muss regelmäßig ausgetauscht werden. Sie lässt sich einige Male ausbrennen und wiederverwenden, allerdings nicht unendlich oft.
Zum Schluss ist die Aktivkohle Sondermüll und muss entsorgt werden. Nur wo und wie? Der tech-nische Fortschritt, Wasser aufzubereiten, stößt dann an seine Grenzen, wenn ein neues Problem dabei entsteht.
Prof. Alois Heißenhuber: "Im schlechten Kaffee hilft das Sahnehäubchen auch nicht"
Beim Ausbringen von Wirtschaftsdüngern verhält es sich ähnlich. Es scheint, als ob Precision Farming, etwa mit N-Sensoren, die große Lösung sei. Zumindest wollen wir daran glauben. In Regionen mit intensiver Viehhaltung lösen wir damit aber keine grundsätzlichen Probleme. Zu viel ist und bleibt zu viel. Prof.
Alois Heißenhuber würde sagen: „Precision Farming ist das Sahnehäubchen am Kaffee. Wenn der aber nicht schmeckt, hilft auch das Sahnehäubchen nicht.“
Ursachen der Probleme bekämpfen, nicht die Symptome
Es führt kein Weg daran vorbei, sich mit den Ursachen zu befassen. Versuchen wir zum Beispiel bei der Ernährung unserer Pflanzen ihre Bedürfnisse im Blick zu haben anstatt der Zwänge, die wir uns unter anderem durch Lagerkapazitätsprobleme selbst geschaffen haben.
Hoffen wir also nicht nur auf den zukünftigen technischen Fortschritt, sondern beheben jetzt die Ursachen der Probleme – auch wenn es weh tut.
Zur Autorin: Marlene Gruber
Gemeinsam mit ihrer Schwester Lucia bewirtschtet Marlene Gruber einen Bioland-Ackerbaubetrieb in Niederbayern und beschäftigt sich viel mit neuen Kulturen, Fruchtfolgen und Vermarktungsideen.
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Für agrarheute schreiben die Schwestern regelmäßig in unserer Kolumne „Kopfdünger“.
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Dieser Kopfdünger-Beitrag ist in der agrarheute-Ausgabe Oktober 2021 erschienen.
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