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Je mehr Zeit zwischen Ernte und nachfolgender Bestellung liegt, desto mehr Möglichkeiten zur Ausfallrapsbekämpfung bieten sich. In den meisten Betrieben liegt der Durchwuchs in einem laut rapool in einem unkritischen Bereich. Dies bestätigt auch ein dreijähriges Praxismonitoring des Julius Kühn-Instituts (JKI) mit durchschnittlich 3,6 Durchwuchspflanzen/m² bei 103 Betrieben. In traditionellen Rapsanbaugebieten wie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind bei hohen Rapsanteilen in der Fruchtfolge aber auch mehr als zehn Durchwuchspflanzen/m² zu finden, berichtet das JKI. Hohe Durchwuchsanteile gefährden die Anbausicherheit, verursachen höhere Kosten und können den Ertrag empfindlich reduzieren.
1. Bei der Rapsernte
Häufig betragen die Druschverluste in der Praxis zwischen 100 und 400 kg/ha. Eine Halbierung würde 1 bis 2 dt/ha Mehrertrag bedeuten und so das Ausfallrapsproblem halbieren. Es lohnt sich also, bei der Wahl des Erntetermins eine ruhige Hand zu bewahren.
2. Nach der Rapsernte
Je mehr Zeit zwischen Ernte und nachfolgender Bestellung liegt, desto mehr Möglichkeiten zur Ausfallrapsbekämpfung bieten sich. Entscheidend ist eine erste oberflächliche bzw. extrem flache Bearbeitung (max. 3 cm!). Bei genügend Feuchte, läuft der Großteil des Ausfallrapses von selbst auf. Warten.
Bei Trockenheit: frühe, sehr flache Bodenbearbeitung, um Kapillarität zu brechen und zumindest einen Teil des Ausfallrapses zum Keimen zu bringen. Nach Auflaufen der ersten Welle eine zweite, flache Bodenbearbeitung anschließen. Jede mechanische Bearbeitung trägt zur Reduktion bei.
3. Vor der Rapsaussaat
Nach langjährigen Erfahrungen und in aktuellen Versuchen des Beratungsunternehmens Hanse Agro ist eine frühe, tiefe Bodenbearbeitung mit anschließendem Liegenlassen sehr gut geeignet, möglichst viel Durchwuchsraps bereits vorab zu beseitigen. Voraussetzung ist allerdings eine genügend lange Zeitspanne zwischen Vorfruchternte und Rapsaussaat.
4. Bei der Rapsaussaat
Eine spät räumende Vorfrucht lässt wenig Spielraum für die zeitige Bodenbearbeitung. Bei der Bestellung mit möglichst wenig Bodenbewegung arbeiten, falls die Bodenstruktur ein ausreichendes Saatbett zulässt. Striptill-Varianten stellen einen brauchbaren Kompromiss dar. Generell kann eine Aussaat mit mindestens doppeltem Getreideabstand empfohlen werden. Denn erst durch weitere Reihenabstände ≥ 25 cm werden das Durchwuchspotenzial und die Verteilung auf dem Schlag erkennbar.
5. Höhere Saatstärke unterdrückt den Durchwuchs
Eine höhere Saatstärke verbessert die Unterdrückung des konkurrenzschwächeren Durchwuchsrapses. Gleichzeitig sinkt mit steigender Saatstärke der relative Durchwuchsanteil (siehe Abb.). So kann die gesäte Sorte mit all ihren Eigenschaften den Bestand stärker dominieren. Kritisch wird es, wenn die Gesamtpflanzenanzahl zu hoch wird und sich Winterhärte sowie Standfestigkeit entscheidend verschlechtern.
6. Wenn nichts mehr hilft
Selbst wenn alle Stricke reißen und deutlich mehr Durchwuchsraps als tolerierbar aufgelaufen ist, gibt es Lösungsansätze. Wird das Problem frühzeitig erkannt, sollte eine Sikkation und anschließende Neuansaat (Direktsaat) erwogen werden. Ansonsten bleibt nur noch ein gezieltes Hacken zwischen den Saatreihen und damit die Ausdünnung auf eine verträgliche Bestandesdichte. Bei engeren Reihenabständen bleibt nur Option des mechanischen Hackens. Reihenabstände ab ca. 30 cm erlauben das Blindstriegeln, was immer noch bessere Ergebnisse bringt als das Stehenlassen überzogener Pflanzenzahlen. Das Hacken sollte nicht zu spät (bis 4 5-Blattstadium) und unter trockenen Bedingungen erfolgen, um die beste Wirkung zu erreichen.
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