Auch in diesem Jahr ist es in vielen Landesteilen zu trocken. Rapsanbauer blicken mit Sorge auf die anstehende Rapsaussaat. Steht für eine schnelle Jugendentwicklung ausreichend Bodenfeuchte zur Verfügung? Rapool hat die Saatzeiten und -mengen und Erträge der letzten Trockenjahre verglichen und leitet daraus Empfehlungen ab.
Unter normalen Bedingungen haben spätere Saattermine keinen Ertragsnachteil. „Wenn die Witterung passt, empfehlen wir eine Aussaat zwischen 20. und 30. August und nicht mehr die sehr frühen Termine“, sagt Andreas Baer, Rapsexperte beim Züchter NPZ, einem der Gesellschafter des Rapool-Rings.
Eine Woche früher säen und Restfeuchte nutzen
„Unter sehr trockenen Bedingungen raten wir aber, das Saatgut mit der Beize Lumiposa zu behandeln und sechs bis acht Tage früher zu säen“, sagt Berater Baer. „So lässt sich die Restfeuchte im Boden besser nutzen und die Pflanzen gehen kräftiger in den Winter.“
Dabei ist der Schädlingsdruck im Blick zu behalten. Der Rapserdfloh entwickelt sich als Kühlbrüter bei hohen Temperaturen verhaltener. Nebeneffekt einer etwas früheren Aussaat: Die robusteren Pflanzen können späteren Befall besser kompensieren.
Lumiposa ist nach dem Wegfall der Neonicotinoide die einzige insektizide Beize mit Wirkung auf die Kleine Kohlfliege und im frühen Stadium und feuchten Bedingungen einer Nebenwirkung auf den Rapserdfloh. Rapool bietet die Beize in einem „Premiumpaket“ gemeinsam mit einer fungiziden Beize an: Je nach Verfügbarkeit verwendet der Züchter das neue Scenic Gold oder jeweils über Sonderzulassungen TMTD Satec 98 % oder Vibrance OSR.
Bei Trockenheit nicht zu dünn säen
Für normale bis spätere Saatzeiten reichen 35 bis 50 Körner/m2 aus. „Die alte Regel, je später die Saat, desto höher die Aussatstärke stimmt für moderne Hybridsorten nicht mehr“, sagt Berater Baer. „Höher als 50 bis 60 Körner sollte man nicht gehen.“
Bei früher Saat aufgrund von Trockenheit empfiehlt es sich, nicht zu stark zu reduzieren, wenn der Feldaufgang unsicher ist oder Schädlingsbefall droht. Bei nur 30 Körner/m2 und erhöhtem Druck durch Schnecken, Mäuse oder Insekten kann die Grenze zum Umbruch schnell erreicht sein.
Tiefe Wurzel ist der Schlüssel
Entscheidend für eine optimale Pflanzenentwicklung auch unter trockenen Bedingungen ist die Ausbildung einer tiefen Pfahlwurzel. Dabei stößt der Raps vor allem bei ausgetrockneten Böden an seine Grenzen. „Die Rapswurzel ist eine Mimose, wenn sie dicht gelagerte Bodenschichten aufbrechen soll“, sagt Sebastian Hötte, Berater beim Rapool-Gesellschafter DSV.
Wenn die Vorfrucht keine tieferen Bodenschichten erschlossen hat, gilt es, trockene Böden mit neuen Verfahren aufzubrechen. Striptill kann in trockenen, schüttfähigen Böden Abhilfe schaffen: Das Schar schafft das Stroh zur Seite und lockert den Boden tief dort, wo der Raps wurzeln soll. Die restliche Bodenfläche bleibt unbearbeitet und schützt hier das Bodenwasser vor Verdunstung.
Berater Hötte: „Umweltstabilität bedeutet bei Trockenheit kräftige, tiefe Wurzeln und ein intakter Stängel ohne Larvenschäden, um Wasser und Nährstoffe zu transportieren.“
Lager ist nicht mehr das größte Problem
Gerade unter trockenen Bedingungen ist der Einsatz von Wachstumsreglern und Fungiziden unbedingt zu hinterfragen. Behandlungen, die bisher Standard waren, müssen überprüft werden. Sind sie notwendig oder schaden sie gar?
„Wachstumsregler und fungizide Behandlungen sind künftig wieder separat zu betrachten“, sagt DSV-Berater Sebastian Hötte. „Auch ohne Wachstumsregler ist Lager bei guter Anbautechnik nicht mehr das größte Problem im Rapsanbau.“
Raps ist gerüstet für Rote Gebiete
Wie weit lässt sich die Stickstoffintensität im Rapsanbau reduzieren? Diese Frage stellen sich Anbauer nicht nur in den sogenannten „Roten Gebieten“. Rapool hat über fünf Jahre an vier Standorten unterschiedliche Düngeintensitäten von 120 und 170 kg N/ha verglichen.
Das Ergebnis: Zwar sinkt bei 50 kg/ha reduziertem Stickstoff der Kornertrag im Schnitt um 1,4 dt/ha, gleichzeitig kann ein um 0,6 Prozentpunkte steigender Ölgehalt das Defizit kompensieren.
Neuere Sorten können den verfügbaren Stickstoff effizienter in Ertrag umsetzen, das zeigt ein Versuch alter und neuer Zulassungen unter gleichen Düngungs- und Wachstumsreglergaben. So benötigt Librador, die erste 00-Sorte aus den 1980er-Jahren, 5,4 kg N für eine Dezitonne Korn, die gut zehn Jahre alte Sorte Visby 3,6 kg N/dt und der relativ neue Bender 3,1 kg N/dt. Gleichzeitig ist über die letzten 45 Jahre ein jährlicher Ertragsfortschritt von 0,42 dt/ha festzustellen.
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