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Raps

Die beste Strategie gegen Blütenschädlinge

Kohlschotenrüssler
am Dienstag, 16.04.2019 - 05:03

Zur Blüte suchen Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke den Raps heim. Tückisch: Sie sind schwer zu bonitieren. Entscheidend ist, die Schädlinge auf den Punkt zu bekämpfen. Vorschnelle Mischungen mit Fungiziden sollten Sie sich sparen.

Der vermeintlich bedeutendste Blütenschädling ist der Rapsglanzkäfer. Doch er ist nur am einfachsten zu finden.

Den Kohlschotenrüssler kann man auf den Blüten mit etwas Geduld noch erkennen. Bei der Kohlschotenmücke ist schon ein geübtes Auge vonnöten, um die filigranen Tiere zu erkennen und sie dann auch noch von nützlichen Schlupfwespen zu unterscheiden. Denn diese parasitieren die Larven des Rapsglanzkäfers zum gleichen Zeitpunkt.

Blütenmix funktioniert nicht mehr

Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke zählen zu den Blütenschädlingen und wurden in der Vergangenheit auch als solche bekämpft.

Das heißt, die Fungizidmaßnahme gegen die Weißstängeligkeit wurde häufig mit einem Insektizid kombiniert. Spezielle Angebote der Industrie und des Handels erleichterten die Entscheidung: Die sogenannten „Packlösungen für die Vollblüte“ enthielten vorzugsweise ein Pyrethroid.

Mit diesen kommerziell interessanten Lösungen wurde dem Rapsanbauer die Notwendigkeit von Insektiziden in der Vollblüte suggeriert. Diese Praxis ist aber nicht zielführend. Manchmal sind erste Kohlschotenrüssler schon deutlich vor der Blüte da.

Danach folgen mehrere Zuflugswellen der Mücke, sodass zum Behandlungstermin Vollblüte nicht unbedingt der Hauptzuflug ist. Zusätzlich wurde relevanter Zuflug der Kohlschotenmücke noch zum Zeitpunkt der abgehenden Blüte beobachtet.

Das ist eine weitere Resistenzbaustelle im Winterraps.

Besser zweimal behandeln

Bei einem späteren Zuflug der Blütenschädlinge, vorzugsweise nach der Blütenbehandlung, kann der Kohlschotenrüssler durch seinen langen Reifungsfraß nur noch einen Bruchteil der ursprünglichen Pyrethroidmenge aufnehmen. Das hängt mit dem natürlichen Abbau der Insektizide zusammen.

Das Fazit: Der optimale Behandlungstermin ist entscheidend! Das bedeutet einerseits eine gründlichere Schaderregerüberwachung, um den Flug der Mücke festzustellen. Andererseits dürfen Flächen oder Teilbereiche nur bei Mückenrelevanz mit einem Insektizid behandelt werden.

Damit läuft alles auf zwei Termine hinaus: eine Behandlung zur Vollblüte bei Infektionswahrscheinlichkeit und ein Insektizidtermin zum tatsächlichen Flug der Kohlschotenmücke.

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Sehr langer Zuflug durch Mücke

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat in einem Versuch 2018 das Auftreten der Blütenschädlinge untersucht. Die Kohlschotenmücke flog über einen langen Zeitraum zu. Erster nennenswerter Zuflug fand vom 5. Bis 9. Mai statt, zur beginnenden Blüte.

Der zweite, stärkere Zuflug wurde am 12. und 13. Mai knapp vor der Vollblüte beobachtet. Am 17. Mai kam es dann zu einem weiteren Zuflug der Kohlschotenmücke.

Der Versuchsvergleich – ohne und mit früher Behandlung – zeigt drei wichtige Ergebnisse:

  • Der T-2-Behandlungstermin am 15. Mai war der entscheidende.
  • Das Mittel Biscaya hatte gegenüber Mavrik Vita deutliche Vorteile.
  • Biscaya, im Dropleg-Verfahren ausgebracht, kam an die Standardbehandlung nicht heran.

In beiden Versuchen war für diesen Standort und dieses Jahr der T-2-Termin am 15. Mai der beste. Das lässt sich auch ertraglich belegen, mit 16 Prozent Mehrertrag im Vergleich zur Kontrolle.

Damit werden zwei Faktoren sehr deutlich: zum einen die Bedeutung eines Befalls, zum anderen der Einfluss einer erfolgreichen Bekämpfung der Kohlschotenmücke auf den Ertrag.

Mavrik Vita oder Biscaya?

Biscaya hatte gegenüber Mavrik Vita/Evure einen deutlichen Vorteil.

Mavrik Vita erfasst als Kontaktmittel fliegende Mücken im Bestand, hat aber wenig Einfluss auf die Larvenentwicklung. Demgegenüber wirkt das teilsystemische Biscaya auf sich entwickelnde Larven. Folglich müssen Kohlschotenmücken im Bestand vorhanden sein, die auch schon Eier abgelegt haben. Biscaya dringt in die Schoten ein und bekämpft die kleinen Larven darin.

Eine Spritzung beim ersten Feststellen der Mücken im Bestand ist somit zu früh. Erfolgt die Behandlung aber erst zwei Wochen nach dem Zuflug, haben sich die Larven zu weit entwickelt und Erste verlassen die Schoten. Diese Behandlung ist dann zu spät.

Schlupfwespen als Nützlinge

Nützliche Insekten tragen ebenfalls zur Bekämpfung von Rapsschädlingen bei. Schlupfwespenarten besiedeln zur Blüte die Larven des Rapsglanzkäfers und legen dort ihre Eier ab. Mavrik Vita und Evure schonen diese Schlupfwespen, Biscaya nicht.

Somit steckt der Landwirt in einem Dilemma: Bei starkem Kohlschotenmückenbefall würde die Wahl auf das stärkere Biscaya fallen. Umso wichtiger ist es, den Mut zu besitzen, bei Nichtbefall das Insektizid im Schrank zu belassen und keine prophylaktischen Spritzungen durchzuführen.

Bienenschutz hat oberste Priorität

Ist zur Vollblüte ein Insektizideinsatz plus Fungizide nötig, muss die Mischung bienenungefährlich sein (B4). Bei Kombinationen ist unbedingt zu beachten, wie sich die Einstufung der Bienengefährlichkeit vom Soloprodukt zu Mischungen verändert.

Bei Biscaya haben sich die Bienenschutzauflagen geändert (siehe agrarheute 1/2019, ab Seite 100).

Außerdem haben alle B4-Insektizide die Kennzeichnungsauflage NN 410 erhalten: „Das Mittel wird als schädigend für Populationen von Bestäuberinsekten eingestuft. Anwendungen in die Blüte sollten vermieden werden oder insbesondere zum Schutz von Wildbienen in den Abendstunden erfolgen.“ Ist ein Insektizideinsatz in der Blüte nötig, sollte er also am Abend erfolgen.

Die Kohlschotenmücke verursacht von den Blütenschädlingen die größeren Schäden. Warten Sie den Zuflug und die Eiablage ab, um dann die Larven mit Biscaya zu bekämpfen.

Mit Material von Manja Landschreiber, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

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