Punktgenauer Pflanzenschutz: Woran es bisher oft noch hapert
Das gilt für Sensoren auf Erntemaschinen, Lizenzen auf Schlepper-Displays oder ISOBUS-fähige Rate-Controller. Oft spielten auch lokale Händler, Hersteller oder Landmaschinenanbieter eine wichtige Rolle, die eigene Lösungen verkaufen wollen. "So werden gerne nicht notwendige teure Terminals oder GPS-Antennen verkauft", sagt Peter R. Müller, Geschäftsführer von Bayer. Mitunter fehle das Verständnis für andere Marken und Anbieter.
FieldView etwa arbeitet nicht mit dem Agrirouter zusammen. Andererseits sichern viele Anbauer Ertragsdaten schon seit Jahren. Vereinzelt nutzen sie auch maschinengenerierte Daten zur Applikation, oft zur Dokumentation. Zu oft jedoch wird das Display einmal im Jahr gelöscht.
So werden zwar laufend Daten erhoben oder Karten erstellt. Viele Nutzer nutzen sie aber bis dato wenig zur weiteren Arbeit. Dabei zeigen mehrjährige Schlagdaten durchaus unmittelbare Effekte. Sie bieten meist den Einstieg in teilflächenspezifische Bewirtschaftung.
FieldView: Das sind neue digitale Tools von Bayer
Die Plattform macht Daten zur Vegetation verfügbar, zurück bis 2017. Der Fokus liegt auf
- herstellerunabhängiger Datenerfassung,
- Einblicken ins Felder mit Vegetationsdaten und teilflächengenauer Ertragsanalyse,
- teilflächenspezifischen Applikationskarten für Aussaat und Pflege.
Zwei neue Anwendungen sollen Feldbonituren effizienter machen:
- MagicScout: Die Smartphone App erkennt Unkraut live und dokumentiert das Auftreten. Das Tool ergänzt die Schlagkartei und hilft, die Leitverunkrautung eines Schlags jederzeit zu erfassen oder Unkrautnester und Resistenzprobleme zu erkennen. Das Hilfsmittel nutzt die Technik heutiger Smartphones und identifiziert per Bilderkennung Unkräuter, Krankheiten und Schädlinge, auch ohne Internetverbindung. Mit der App lassen sich aktuell rund 140 Unkrautarten, Krankheiten und einige Insekten bestimmen. Sie basiert auf maschinellem Lernen: Algorithmen werden trainiert, Muster in Fotos zu erkennen. Je mehr hinzukommen, desto besser wird das System. Bezahlt wird mit den eigenen Daten.
- MagicTrap ist eine smarte digitale Gelbschale, die Schädlinge überwacht. Die App kontrolliert den Befall im Feld, ohne dass jemand regelmäßig dort sein muss. Die Kamera macht scharfe Bilder, ein integriertes Mobilfunkmodul übermittelt, lernfähige Algorithmen werten aus. So informiert sie über den Schädlingszuflug. Die nötige Energie liefert ein Solarpanel, das zugleich eine Batterie für bewölkte oder regnerische Tage lädt. Die Form der Schale vergrößert das Wartungsintervall. Ihr spezielles Wasserreservoir schützt vor Austrocknung.
Zuerst fliegen, dann spritzen: Drohnen liefern hochaufgelöste Bilder
Drohnen erfassen hochaufgelöste, georeferenzierter Feldbilder, die Bestände objektiv erfassen. Das Auswerten der Bilder mit künstlicher Intelligenz funktioniert dann technisch ähnlich wie bei den Apps.
- Auf unbestellten Äckern („grün vs. braun“) bietet das für die Unkrautkontrolle Potenzial. So lassen sich Drohnenbilder verwenden, um die Unkrautverteilung und -dichte zu erkennen, und zwar für jeden Quadratzentimeter des Ackers.
- Das Erkennen von Unkräutern in der Saison zwischen den Kulturpflanzen („grün vs. grün“) ist dagegen anspruchsvoller. Um maßgeschneiderte Herbizidprogramme für Mais, Rüben oder Kartoffeln zu entwickeln, ist neben der Verteilung auch das Bestimmen der Unkrautart samt -klasse wichtig, also ein- oder zweikeimblättrig.
Das Ziel sind maßgeschneiderte Produktempfehlungen pro Ackerschlag
Digitale Produktempfehlungen, maßgeschneidert für ein Feld sind das Ziel. Bisher lassen sich bei FieldView etwa folgende Informationen dazu nutzen:
- die Vorjahreskultur,
- die früher eingesetzten Präparate,
- die Historie der vorgekommenen Unkrautkarten.
Das soll eine individuelle Empfehlung für die jeweilige Saison möglich machen. Dabei spielt maximales Resistenzmanagement eine zentraler Rolle.
Das Übersetzen der quadratzentimeter-genauen Position der Unkräuter in Applikationskarten ist dabei entscheidend. RTK-GPS gesteuerte Feldspritzen ermöglichen im absätzigen Verfahren, die empfohlenen Herbizide sehr viel genauer und ressourcenschonender auszubringen.
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