In Polen wurde zur anstehenden Rapsaussaat die insektizide Beize Lumiposa 625 FS zugelassen. Damit behandeltes Saatgut darf nach Deutschland eingeführt und hier ausgesät werden.
In Deutschland sind seit Herbst 2013 keine neonikotinoiden Beizmittel mehr erlaubt. Daher warten viele Rapsanbauer dringend auf eine neue Lösung, um der Kleinen Kohlfliege und dem Rapserdfloh noch Herr zu werden. Vor allem in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben sowohl die Schäden als auch die Flächenbehandlungen seit dem Verbot deutlich zugenommen.
Landhandel im Norden ordert Lumiposa
Nach Informationen des dlz agrarmagazins haben Landhändler in Schleswig-Holstein bereits größere Chargen mit polnischem Rapssaatgut geordert, um die starke Nachfrage zu befriedigen. Darunter sollen auch in Deutschland gängige Sorten sein, auch kohlhernietolerante Rapssorten, die im Norden eine größere Rolle spielen. Die Wirkung von Lumiposa gegen die Kohlfliege soll mit der nicht mehr erlaubten neonikotinoiden Beize Elado vergleichbar sein.
Es bleibt abzuwarten, ob die bestellte Saatgutmenge tatsächlich beim Landwirt in Deutschland ankommt. Die Zulassungsbehörden in Polen haben die Zulassung nicht mit einem Mengenlimit versehen. Welche Mengen der Hersteller DuPont produziert hat, ist offiziell nicht bekannt. In Expertenkreisen ist von umgerechnet 100.000 ha Rapsfläche die Rede.
Ob künftig nicht nur importiertes gebeiztes Saatgut, sondern auch das Beizmittel an sich in Deutschland erhältlich sein wird, ist derzeit noch offen. Die so genannte "zonale Zulassung" könnte für eine zügige Verfügbarkeit der Beize in Deutschland sorgen: Mit der Zulassung in Polen müsste das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in einem verkürzten Verfahren über eine deutsche Deutschland entscheiden, wenn denn ein Antrag gestellt wird. "Das kann über das zonale Verfahren oder im Verfahren der gegenseitigen Anerkennung passieren", bestätigt uns ein Sprecher des BVL.
agrarheute-Umfrage: Großer Bedarf
Eine aktuelle Umfrage von agrarheute belegt die hohe Nachfrage nach gebeiztem Saatgut. Insgesamt stimmten dabei 196 Personen ab. 78 Prozent der Teilnehmer würden das Rapssaatgut kaufen - für den überwiegenden Teil ist Lumiposa die derzeit einzige Möglichkeit, Insektenschäden zu vermeiden. 14 Prozent lehnen die Einfuhr ab, weil sie die Auflagen zum Schutz von Bienen fürchten. Ob die polnischen Sorten für den Betrieb passen oder nicht, scheint dagegen nachrangig zu sein.
Die Auswertung der Umfrage im Detail: Aus Polen soll jetzt mit dem Insektizid Lumiposa gebeiztes Rapssaatgut erhältlich sein. Würden Sie dieses Saatgut kaufen?
- 57 Prozent - Ja, es ist die einzige Möglichkeit, Insektenfraß durch die Kohlfliege und andere Schädlinge einzudämmen.
- 21 Prozent - Ja, aber ich warte erst einmal die Zulassung in Deutschland ab.
- 14 Prozent - Nein, die Auflagen zum Bienenschutz sind mir zu umfangreich.
- 8 Prozent - Nein, die polnischen Sorten passen für meinen Betrieb nicht.
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