Die insektiziden Wirkstoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam – alle drei Neonicotinoide - sind in Raps zur Saatgutbehandlung verboten. Somit ist zur Rapsaussaat 2019 weiter kein insektizider Beizschutz gegen den Rapserdfloh verfügbar.
Achtung bei Lumiposa
Die einzige Insektizidbeize Lumiposa wirkt gegen die Kleine Kohlfliege. Sie ist vergleichbar mit den bis 2013 verfügbaren insektiziden Standardbeizen. Die Beize mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole (von Corteva) hat aber in Deutschland bisher keine Zulassung. Saatgut darf nur in EU-Mitgliedsstaaten mit bestehender Zulassung gebeizt werden, etwa in Polen.
Der Verkauf und die Aussaat des damit gebeizten Saatguts sind in Deutschland aber erlaubt. Beim Inverkehrbringen ist es wichtig, dass die Saatbehandlung und weitere Angaben nach dem Saatgutrecht in deutscher Sprache angegeben sind, etwa zum Schutz der Umwelt auf dem Etikett oder den Begleitpapieren.
Flexibles Anbeizen ausgebremst
Etliche Rapszüchter verfolgen die Strategie des Imports von Rapssaatgut. Sie müssen die Beize in Polen anwenden und in einem zweiten Schritt die hierzulande zugelassenen Fungizid- und Beizkomponenten hinzufügen. Die erhoffte Beiz-und Sortenflexibilität verlangsamt sich so.
Lumiposa ist in erster Linie für Starkbefallsgebiete der Kleinen Kohlfliege eine Option. Sie hat aber nicht die Stärke gegen den frühen Rapserdfloh. Der weiter gefährliche Schädling ist unmittelbar nach der Saat zu überwachen und nach Richtwerten zu bekämpfen.
TMTD 2020 EU-weit verboten
Der Wirkstoff Thiram (TMTD) ist zur Saat 2019 zum letzten Mal verfügbar. Die EU-Zulassung wurde nicht verlängert. Die Aufbrauchfrist für gebeiztes Saatgut gilt bis zum 30. Januar 2020. Danach darf damit gebeizte Saat in der EU nicht mehr gesät werden. Dieses Jahr bieten viele Züchter die Kombination von TMTD gegen Auflaufkrankheiten und DMM gegen Falschen Mehltau noch an.
Beantragt ist laut Informationen aus Züchterkreisen die Verlängerung der Aussaatfrist von TMTD (von Satec) gebeiztem Saatgut bis September 2020. So könnte es noch für die nächste und übernächste Rapssaat verwendet werden. Eine Entscheidung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) dazu steht bisher noch aus.
Neue Möglichkeiten in Sicht
Gegen Auflaufkrankheiten wirkt zudem das neue Scenic Gold. Das ist in der EU angebeizt ebenfalls vertriebsfähig und enthält die Wirkstoffe Fluopicolide und Fluoxastrobin. Dabei ist eine Kombination mit DMM nicht mehr nötig, da die Neuheit bereits gegen Falschen Mehltau wirkt.
Neben Auflaufkrankheiten soll sie auch eine Wirkung gegen Phoma, Alternaria und Rhizoctonia bieten. Allerdings gibt es wie bei Lumiposa noch keine Zulassung in Deutschland. So darf entsprechendes Saatgut auch hier nur in EU-Mitgliedsstaaten mit Zulassung angebeizt werden.
Laut Dietmar Brauer, Geschäftsführer vom Rapool-Ring, hat der Rapszüchter nach § 53 Pflanzenschutzgesetz einen Antrag gestellt für die Aussaat 2019 für die in den deutschen Prüfungen laufende Fungizidbeizung (von Bayer). Eine Antwort des BVL hat er dazu noch nicht.
Zudem sei ein weiterer Antrag nach § 53 offen: Die Vorabzulassung des in der EU in Zulassung befindlichen Beizfungizids (von Syngenta). Zudem erwartet der Züchter die deutsche Genehmigung von Lumiposa. Laut Hersteller werden weitere Daten dafür nachgereicht.
Mehr Biostimulanzien und Hilfsstoffe
Integral Pro ist eine weitere neue Rapsbeize. Der Bacillus-Stamm ist seit vergangenen Herbst in Deutschland gegen Phoma-Wurzelhals- und Stängelfäule und Erdflöhe zugelassen.
Für Anbausituationen ohne starken Befallsdruck werden auch nichtchemische Beizvarianten angeboten. Das sind etwa Präparate zum Wurzelschutz mit Nähr- und Bodenhilfsstoffen. Sie können die Jugendentwicklung der Rapspflanzen besonders in Stresssituationen unterstützen.
Rechtzeitig vor der Rapssaat müssen Sie abfragen, welche Beizvarianten verfügbar sind für den insektiziden und fungiziden Schutz der Rapssorten Ihrer Wahl. Auch eine Wurzelschutz-Behandlung sollten Sie erfragen, bevor Sie das Saatgut bestellen.
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