In Polen erteilte das Warschauer Landwirtschaftsministerium am 10.7.2018 eine auf 120 Tage begrenzte Ausnahmegenehmigung. Sie gilt für das Inverkehrbringen der Produkte Modesto 480 FS von Bayer und Cruiser OSR 322 FS von Syngenta.
Das Agrarressort reagiert damit auf einen Antrag des Verbandes der polnischen Raps- und Proteinpflanzenerzeuger. Der warnte davor, dass sich die Landwirte angesichts der Ertragsprobleme aus dem Rapsanbau zurückziehen.
Anbauer unter Druck
Der Anbau der Ölfrucht lohnt sich vielfach nicht mehr. Die Rapsanbauer stehen wegen schwacher Erträge durch extreme Witterung und stark zunehmenden Schädlingsdruck unter wirtschaftlichem Druck. Selbst mehrfache Behandlungen mit alternativen Präparaten reichen nicht aus, um die Schädlinge unter Kontrolle zu halten. Zudem ist damit immer auch eine zusätzliche Umweltbelastung verbunden.
Zur Herbstaussaat sei deshalb ein ausnahmsweiser Einsatz der neonicotinoidhaltigen Beizmittel zu rechtfertigen, so der polnische Landwirtschaftsminister Jan Krzysztof Ardanowski. Er zeigt Verständnis für die prekäre Situation der Anbauer. Das Jahr sei bisher in mehrfacher Hinsicht extrem ungünstig für den Rapsanbau gewesen.
Ausnahmen früher schon in England, Finnland, Ungarn
Da auch in diesem Herbst wieder starker Schädlingsdruck drohe, müsse damit gerechnet werden, dass viele Erzeuger den Anbau der Ölfrucht reduzierten oder ganz ausstiegen. Ardanowski wies dabei auch auf das Ziel hin, mittelfristig unabhängig von Sojaimporten zu werden. Dafür sei aber ein mindestens stabiler Rapsanbau erforderlich.
Polen ist nicht das einzige Land, das im Rahmen einer Sonderregelung die neonicotinoide Beizung zulässt. Ähnliche Ausnahmegenehmigungen wurden in den vergangenen Jahren auch in Finnland, Großbritannien und Ungarn erteilt. In England wurde für dieses Jahr bisher eine Anfrage gestellt, über die noch nicht entschieden ist.
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