Die Züchtung von Winterrapssorten legte ihren Fokus in den letzten Jahren überwiegend auf gesteigerte Korn- und Ölerträge. Diese stiegen von durchschnittlich 22 dt/ha im Jahr 1974 auf etwa 40 dt/ha an. Züchtungserfolge bezüglich der Ernteeigenschaften bleiben "fast" Nebensache.
Der agrarmanager hat in seiner aktuellen Ausgabe Juli 2016 gezeigt, welche Vorteile die Veränderung der Drusch- und Reifeeigenschaften mit sich bringt:
- höhere Standfestigkeit
- bessere Stängelgesundheit
- höhere Assimilationsleistungen
- bessere Schotenplatzfestigkeiten
- breitere Erntezeitfenster
- unterschiedliche Abreifetypen für mehr Individualität
All diese verbesserten Eigenschaften können ausgenutzt werden, um die Ernte flexibel zu gestalten, die Mähdruschfähigkeit zu erhöhen und gegebenenfalls weitere Ertragszuwächse zu generieren.
Vorteile einer späteren Ernte
Das eigentliche Ertragspotential von Raps liegt in der unteren Hälfte des Schotenpakets. Bei einer zu frühen Ernte befinden sich hier noch unausgereifte Schoten, welche dann unausgedroschen verloren gehen. Fast alle Sorten vertragen ein "Stehenlassen" gut und reagieren mit Ertragszuwächsen.
Versuche von Rapool zeigten:
- Mit zunehmender Ernteverzögerung stiegen zwar die Ausfallverluste an, das Ertragsniveau aber stieg zeitgleich.
- Sogar Avatar als frühe Sorte reagierte auf den späteren Erntetermin noch mit Ertragszuwächsen.
- Neben der längeren Assimilationszeit lassen sich diese späten Ertragszuwächse unter anderem mit der besseren Abreife des Strohs erklären.
- Die Druschfähigkeit nimmt zu, die Schüttlertätigkeit wird verbessert und die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass Rapskörner mit dem Stroh verkleben und wieder auf dem Schlag landen.
- Über 90% der Sorten reagierten auf die spätere Ernte mit Ertragszuwächsen, besserer Druschfähigkeit und Einsparung von Erntekosten.
Fazit
Der Großteil der Rapssorten ist erntestabil und lässt Raum für die Wahl des richtigen Erntezeitpunktes. Wichtig ist, dass die Reife der Bestände sorten- und standortindividuell vor dem Mähdrusch geprüft wird und sowohl das gesamte Schotenpaket als auch die Stängel in die Reifeprüfung einbezogen werden.
Die Kornfeuchte von 8 % beim Probedrusch ist noch lange kein Beweis für einen durchgereiften Rapsbestand. Für Höchsterträge im Raps gilt, ähnlich wie für Wein: hohe Erträge müssen reifen.
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