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Trockenheit im August: Neun Tipps für eine späte Rapssaat

spätsaat-raps
am Donnerstag, 27.08.2020 - 07:15 (Jetzt kommentieren)

Saatbett geht vor Saatzeit. Zur diesjährigen Aussaat von Körnerraps fehlte bisher vielerorts die Feuchte. Ein gutes Saatbett im September ist einem schlechtem im August vorzuziehen.

Die Wirtschaftlichkeit des Rapsanbaus gerät immer mehr unter Druck. Resistente Schädlinge nehmen seit dem Verbot der Neonicotinoide zu. Unkrautresistenzen, Düngebeschränkungen und schwierige Witterung führen oft zu Ertragseinbußen, auch wenn das gerade 2020 vielerorts anders aussah und Winterraps gut gedroschen hat.

Insgesamt wurde der Anteil von Körnerraps in den Fruchtfolgen zuletzt gesenkt. Die damit einhergehenden Gewinneinbußen nehmen ehemalige Anbauer dabei in Kauf. Fruchtfolgenanteile von bis zu 33 % sind für sie zu riskant. Dennoch können sich Spätsaaten von Körnerraps lohnen.

1. Bis wann lässt sich Raps säen und was gilt als Spätsaat?

Außer in Höhenlagen sind Saattermine bis Anfang September üblich. Dann sind die Bodentemperaturen meist noch hoch genug.

  • Etwa ab dem 5. September beginnt der Spätsaatbereich. Er kann sich in Gunstlagen, zum Beispiel im Rheinland, auch bis Mitte/Ende September hinziehen.
  • Um den 20. September ist meist Schluss mit Rapssäen.

Je später der Saattermin, desto wichtiger ist eine gute Bodenbearbeitung. Dabei zählt die optimale Bodenstruktur, damit die Saat schnell keimt und sich in der Jugend gut entwickelt.

2. Welche Sorten sind spätsaatverträglich?

Einige Winterrapssorten sind durchaus spätsaatverträglicher als andere. Versuche von Rapszüchtern und aus der Offizialberatung zeigen, dass Spätsaaten nach eher trockenen Saatbedingungen wie 2019 und 2020 regional gut abschneiden können.

3. Welche Saatstärke gilt bei später Rapssaat?

Die Aussaatstärken sind ab dem 5. September zu erhöhen,

  • bei günstigen Auflaufbedingungen um etwa 5 Körner/m²
  • bei schwierigen Auflaufbedingungen um rund 10 Körner/m².

An den Feldrändern ist es auf einer Sämaschinenbreite förderlich, die Saatstärke um etwa 10 bis 15 Körner/m² zu erhöhen. Der Pufferstreifen wappnet den Bestand gegen Unkräuter und Schädlinge, die von außen einwandern.

4. Welche Rapsbeizung lohnt sich?

Die Beizausstattung beispielsweise mit Lumiposa bietet insektiziden Schutz besonders gegen die Kleine Kohlfliege. Gegen Kohl- und Rapserdflöhe hat sie eine frühe Nebenwirkung. Auch andere Rapsbeizen fördern das Pflanzenwachstum im Jugendstadium.  

5. Ist Unkrautbekämpfung und Pflanzenschutz dann noch nötig?

Unkrautbekämpfungsmittel sind in Stressphasen nicht einzusetzen, damit das Wachstum nicht stillsteht. Herbizide gegen Ausfallgetreide sind eventuell nötig. Wichtig ist auch, Gelbschalen aufzustellen.

6. Wie lange ist besonders der Rapserdfloh im Herbst zu kontrollieren?

Etwa ab Mitte September ist mit dem Hauptzuflug von Rapserdflöhen zu rechnen, Warndienste und Gelbschalen sind dann auszuwerten. Spätsaaten sind bis zum Vegetationsende oder ersten Frost zu kontrollieren. Auch ein Spätbefall mit Erdflöhen ist möglich.

Eine Übersicht der zugelassenen Insektizide finden Sie hier. Oft ist der Krankheits- und Schädlingsdruck bei späten Saatterminen deutlich geringer. Schädlinge sind aber in Gelbschalen gründlich zu analysieren. Die Toleranzgrenze liegt bei Spätsaaten niedriger.

7. Ist eine Stickstoffdüngung in Körnerraps im Herbst nötig?

Eine zusätzliche pauschale N-Düngung im Herbst ist nicht nötig, solange noch 30 bis 50 kg Stickstoff aus dem Boden verfügbar sind. Höhere Nährstoffaufnahmen sind in der bleibenden kürzeren Wachstumszeit nicht wahrscheinlich.

Nach der neuen Düngeverordnung ist der im Herbst gedüngte Stickstoff bei der Bedarfsermittlung von Winterraps im Frühjahr anzurechnen.

8. Was lohnt sich in ungünstigen Situationen im Rapsbestand?

In ungünstigen Lagen auf dem Acker fördert das Ausbringen unterstützender Nährstoffe unter Umständen das Rapswachstum. Dazu zählen etwa Mikronährstoffdünger oder Bittersalze.

9. Welche Alternativen zur Blattfrucht Körnerraps sind profitabel?

Analysen aus Betrieben zeigen, dass andere Blattfrüchte als Ersatz für Körnerraps in Europa wirtschaftlich schlechter abschneiden: Die Rapserträge müssten demnach um mehr als 20 % unter das Durchschnittsniveau von 2016 bis 2018 fallen, damit Alternativen rentabler werden.

Das jedenfalls schreibt das Thünen-Institut (TI) nach einem Bericht vom Netzwerk agri benchmark Cash Crop über die Herausforderungen und Perspektiven der Rapsproduktion in Deutschland, Frankreich, Polen, Großbritannien, Australien und Kanada. Der Bericht lässt sich nach Anmeldung auf der Seite hier herunterladen.

Mit Material von Thünen, Rapool
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