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Sortenführer

Winterraps: Empfohlene Sorten für die Aussaat 2022

Rapsernte
am Mittwoch, 27.07.2022 - 05:32 (Jetzt kommentieren)

Der Rapspreis schlägt Kapriolen. Gefragt sind daher Sorten, die stabil hohe Erträge und Ölgehalte liefern. Hier die regionalen Sortenempfehlungen.

Winterraps steckt derzeit in wilden Preiskapriolen. Anfang Mai 2022 erreichte er einen schwindelerregenden Peak von 1.100 Euro/t. Bis Ende Juli stürzten die Rapspreise im europäischen Terminmarkt im laufenden Handel für den Augusttermin auf 630 Euro/t und der Novemberkontrakt 2022 auf 647 Euro/t.

Bei volatilen Preisen sind stabile Erträge umso wichtiger. Die für den Standort passenden Rapssorten sind ein Baustein für Stabilität. Dabei empfiehlt es sich, stärker auf die mehrjährigen Ergebnisse als auf Einjahreszahlen zu schauen, weil sie eine stabilere Datengrundlage unter den variierenden Wetterbedingungen bilden.

Die regionalen Versuchsergebnisse 2021 und im mehrjährigen Schnitt aus den drei großen Anbaugebieten Norddeutschlands, Ostdeutschlands und Süddeutschlands geben Ihnen Hilfestellung bei der anstehenden Sortenwahl.

Wie die Sorten in der offiziellen Sortenprüfung abgeschnitten haben, können Sie kostenlos in unserem neuen Sortenwahlportal www.hetairos.com prüfen und vergleichen.

Einmal mehr zeigten zur letzten Ernte die neuen Sorten ihr großes Leistungspotenzial. Oft kombinierten sie in den Versuchen einen guten Kornertrag mit einem hohen Ölgehalt. Zudem sind viele dieser neuen Sorten gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus Turnip yellows virus (TuYV) resistent.

Norden: Hohen Ölgehalt mit weniger Dünger erreichen

Beispielhaft für die norddeutschen Anbaugebiete stehen die Regionen Schleswig-Holsteins mit ihren Sortenempfehlungen.

Im östlichen Hügelland sind die zweijährigen Sorten Ambassador, Smaragd und Ivo KWS sowie die einjährigen RGT Cadran und Daktari zu empfehlen. Die höchsten Ölgehalte hatten Heiner, Smaragd und Daktari.

Auf den leichten Geestböden kamen 2021 wie im Jahr zuvor besonders die Sorten von Limagrain mit der schlechten Nährstoffverfügbarkeit und der schnellen Trockenheit am besten zurecht. Es empfehlen sich Ambassador und Aganos.

Auf der Geest ist bereits der Einfluss eines hohen Ölgehalts auf die Marktleistung zu erkennen. Schuby liegt im roten Gebiet. Dort haben die Versuche eine Düngung erhalten, die 20 Prozent unter dem Bedarfswert liegt. Er ist aufgrund des geringen Ertragsniveaus sowieso schon niedrig. Hier punktete Smaragd: Bei dieser Sorte lag  die relative Marktleistung mehr als 5 Prozent über dem relativen Kornertrag.  

In der Marsch sind die Spezialisten für schwere, tonige Böden und übermäßiges Wasserangebot gefragt. Hier behaupten sich seit Jahren die neuen Sorten von KWS, allen voran Ivo KWS.

Nach starkem Frostschaden und hohem Erdflohbefall konnten Ernesto KWS und Otello KWS, aber auch Heiner und Daktari ihr Regenerationsvermögen unter Beweis stellen. Mit 108 bis 112 Prozent von 32 dt/ha erreichten sie noch wirtschaftliche Erträge. Durch die dennoch optimale Düngung lag der Mehrwert der ölstarken Sorten hier nur bei 2 Prozentpunkten.

Sortenempfehlungen Raps für den Norden
Sorte Marsch Geest Hügelland
Aganos (TuYV) o + o
Ambassador (TuYV) o + +
Armani (TuYV) + o o
Daktari (TuYV) + + +
Ernesto KWS o - o
Heiner (TuYV) + o o
Ivo KWS + - o
Otello KWS (EU) + o o
Cadran (TuYV, EU) + - +
Smaragd (TuYV) - + +

[TuYV = Turnip-Yellows-Virus-Resistenz; + = empfohlen, o = Testanbau, – = keine Daten bzw. nicht empfohlen; ohne Gewähr; Quelle: Kleimeier, LWK Schleswig-Holstein]

Osten: Aussichtsreiche neue Sorten

In allen vier ostdeutschen Anbaugebieten (Lössstandorte, Verwitterungsstandorte, Diluviale Standorte Nord und Süd) überzeugten von den drei- und mehrjährig in den LSV geprüften Sorten in der Marktleistung 2021 vor allem Ludger und Smaragd.

Bei den zweijährig geprüften waren es Ambassador und Heiner. Unter den einjährig geprüften Sorten fielen besonders Daktari und Scotch, aber auch LG Activus auf. Ihre Versuchsergebnisse sollten aber noch nicht überbewertet werden.

Überdurchschnittlich schnitt in beiden Dilluvial-Anbaugebieten auch die zweijährig geprüfte Sorte Ivo KWS ab. Von den einjährig LSV-geprüften Sorten zeigten besonders Allesandro KWS und Ernesto KWS auf den Dilluvial-Standorten gute Ergebnisse.

Empfohlene Rapssorten für Ostdeutschland
Sorte Diluvial-Nord Diluvial-Süd Löss Verwitterung
Allesandro KWS o o - -
Ambassador (TuYV) + + + +
Architect (TuYV) - - - +
Croozer (khr) o - - -
Daktari (TuYV) o - o -
DK Exlibris - - + +
Ernesto KWS o - o -
Heiner (TuYV) + + + -
Ivo KWS + + - -
LG Activus (TuYV) o - o -
LG Alledor (TuYV, khr) o - - -
Ludger (TuYV) + + + +
Scotch (TuYV) - o o -
Smaragd (TuYV) + + + +

[Empfehlung: + = empfohlen, o = vorläufig bzw. zum Probeanbau empfohlen; – = keine Daten bzw. nicht empfohlen; TuYV = Turnip-Yellows-Virus-Resistenz; khr = Sorte mit rassenspezifischer Kohlhernie­resistenz; Angaben ohne Gewähr; Quelle: Pienz/Jentsch]

Süden: Gute Erträge, aber hoher Krankheitsdruck

Hinter den bayerischen LSV-Ergebnissen stehen die drei Anbaugebiete Fränkische Platten/Jura, Tertiärhügelland/bayerisches Gäu und Verwitterungsstandorte Südost.

Ludger und Smaragd sind Sorten der neuen Züchtungsgeneration mit einer TuYV-Resistenz, die bereits mehrjährig in der Prüfung stehen. Sie kombinieren leicht überdurchschnittliche Erträge mit einem hohen Ölgehalt. Die mehrjährigen Marktleistungen sind in allen Anbaugebieten überdurchschnittlich.

Ludger rundet das positive Gesamtbild mit einer guten Standfestigkeit und ausreichend früher Abreife ab. Die Sorte zeigte sich jedoch 2021 anfällig gegen Sklerotinia und Phoma und fiel im Ertrag etwas ab.

Gesund präsentierte sich Ernesto KWS. Die Sorte überzeugte ebenfalls in allen drei Anbaugebieten mit überdurchschnittlicher Marktleistung aufgrund eines sehr hohen Ölgehalts und des guten Ertrags.

Advocat und DK Expansion wurden bereits mehrfach im LSV geprüft. Sie konnten 2021 ihre gute Leistungsfähigkeit aus den Vorjahren in den empfohlenen Anbaugebieten trotz des hohen Krankheitsdrucks bestätigen. Beide Sorten sind gering gegen Phoma anfällig. Advocat war besonders in den Fränkischen Platten und Jura äußerst standhaft.

Architect ist eine der ersten Sorten mit einer TuYV-Resistenz. Sie kann in der Marktleistung bei einem mittleren Ölgehalt im mehrjährigen Vergleich gerade noch mithalten.

Empfohlene Sorten für Süddeutschland
Sorte Fränkische Platten,
Jura
Tertiärhügelland,
bayerisches Gäu
Verwitterungsstandorte
Südost
Advocat (TuYV) (+) - -
Allesandro KWS (EU) o o o
Ambassador KWS (TuYV) o o o
Architect (TuYV) - - (+)
Daktari (TuYV) o o o
DK Expansion (EU) (+) (+) -
Ernesto KWS + + +
Heiner (TuYV) o o o
Ivo KWS o - -
LG Activus (TuYV) o o o
LG Antigua (TuYV, EU) o o o
Ludger (TuYV) + + +
Otello KWS (EU) o o o
Smaragd (TuYV) + + +

[Empfehlung:  + = empfohlen,  (+) = auslaufend, über die Empfehlung werden die Ergebnisse der Ernte 2022 ent­scheiden, o = neu geprüfte Sorten, Empfehlung noch offen, – = keine Daten bzw. nicht empfohlen; TuYV = Turnip-Yellows-Virus-Resistenz; EU = EU-Sorte; Angaben  ohne Gewähr; Quelle: Hofmann, LfL]

Mit Material von Gabriele Pienz, Uwe Jentsch, Christian Kleimeier, Dorothea Hofmann
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