In ganz Deutschland finden zur Zeit Feldtage der Saaten-Union statt. Vergangenen Woche kamen rund 90 Landwirte auch nach Langenstein-Böhnshausen zur Nordsaat Saatzucht, um sich unter anderem über die Fallzahlstabilität zu informieren.
Fallzahl: Maß aller Dinge?
Seit langem gilt die Fallzahl als Maß für die Keimungsprozesse im Korn durch die Umwandlung von Stärke in Zucker und wird für die Bezahlung beim Getreide herangezogen. Aber ist sie wirklich das "Maß aller Dinge" und vor allem, wie stabil ist die einmalige Prüfung der Fallzahl? Dr. Martin Kirchhoff, Junior-Weizenzüchter bei der Nordsaat, ging in seinem Vortrag auf die Fallzahlstabilität als Beitrag zum Züchtungsfortschritt beim Winterweizen ein.
Aber Mehle mit niedriger Fallzahl müssen nicht zwangsläufig von schlechter Backqualität sein, führte Dr. Kirchhoff aus.
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Die Fallzahl ist abhängig von Genetik, Reifezeitpunkt und Keimruhe
Die Fallzahl ist abhängig von der Genetik, dem Reifezeitpunkt sowie der Keimruhe vor und nach der Ernte. Bei dieser gibt es Dormanztypen, die bei Feuchte und Kühle keimen und nicht dormante Typen, die unabhängig von der Temperatur keimen, sobald sie Feuchte haben. Die Umweltfaktoren vor und nach der Ernte wie Niederschlagsmenge und -verteilung und der Temperaturverlauf können zu einem Fallzahlanstieg im Lager durch "Nachreife" führen. Als Ursachen für hohe Backqualitäten bei niedrigen Fallzahlen nannte Dr. Kirchhoff Hitze während der Kornfüllungsphase. Dann bilden sich sehr stabile Kleber- und und Stärkeeinheiten, der Stärkeabbau durch die α-Amylase wird erschwert. Gleichzeitig bilden sich aber auch Fette mit positiver Wirkung auf Backfähigkeit.
Alternative Methoden notwendig
Dr. Ralf Schachschneider, Züchter Weizen, Hybridweizen und Triticale erläuterte: "das Bundessortenamt prüft die Fallzahl direkt nach der Ernte, errechnet den Mittelwert über drei Wertprüfungsjahre und stuft die Fallzahl nach der Differenz zur Verrechungssorte Julius ein." Dabei könne es aber zu Mittelwerten kommen, die schlechte Einzelortergebnisse überdecken. Der Mittelwert ist also unzureichend für das Beschreiben der Fallzahlstabilität. Besonders in einem nassen Erntejahr wie 2010, sei die Fallzahl sehr instabil und allein unzureichend für eine genaue Aussage zur Backqualität gewesen, stellte Dr. Schachschneider fest und erklärte "Wir brauchen alternative Ansätze zum Bestimmen der Fallzahlstabiltät!"
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