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Erderwärmung

Steinmehl als Dünger auf die Felder: Warum das nicht das Klima rettet

Basalt-Steinbruch
am Montag, 06.02.2023 - 14:59 (2 Kommentare)

Statt CO2 zu sparen, soll es wieder aus der Atmosphäre entfernt werden. Immer mal wieder kommt dabei Steinmehl ins Gespräch. Und scheitert an der Praxis.

Alle Jahre wieder kommt eine Studie auf den Tisch, die CO2 mit Hilfe von Steinen aus der Luft ziehen will. Dazu mahlt man bestimmte Gesteine und Minerale, verteilt sie und lässt der Chemie ihren Lauf. Und tatsächlich: An dessen Ende ist tatsächlich weniger CO2 in der Atmosphäre. Die Idee ist nun, dass Landwirte es richten sollen, indem sie das Gestein auf ihren Feldern verteilen.

Aktuell ist es eine amerikanische Meta-Studie, die in der Fachzeitschrift „Frontiers of Climate“ veröffentlicht wurde. „Durch beschleunigte Silikatverwitterung auf globalen Nutzflächen könnten der Atmosphäre theoretisch jedes Jahr Milliarden Tonnen CO2 entzogen werden“, heißt es darin.

Verwitterung von Gestein wirkt wie natürliche CO2-Bremse

Die Idee ist charmant. Und folgt einem in der Natur bewährten Mechanismus. Denn Pflanzen sind nicht die einzigen Faktoren, die CO2 binden können. Die Verwitterung von Gestein, hier geht es um solche, silikatreiche Minerale enthalten, verbraucht CO2.

Dabei reagiert CO2 mit Regenwasser zu Kohlensäure, die wiederum Silikatminerale angreift. Hat man beispielsweise Kalziumsilikat zerfällt das in Kalzium-Ionen, Siliziumdioxid und Bikarbonat-Ionen. Die wiederum können über Skelette von Kleinstlebewesen mit viel Geduld zu neuen Gesteinen werden. Man kennt das, so in etwa sind auch Teile der Alpen entstanden. Der Prozess dauert naturgemäß. Dennoch entfernt der Prozess jedes Jahr 0,3 Prozent der menschengemachten Treibhausgase.

Steinmehl als Dünger auf die Felder

Beschleunigen lässt er sich, indem man die Oberfläche des Gesteins erhöht. Das heißt, man zerbricht und zermahlt ihn. Zudem zeigen Studien, dass der Prozess bei höheren Temperaturen und ausreichend Niederschlägen besser funktioniert. Das Gestein Basalt enthält viele Magnesium- und Kalziumsilikate. Auch das Mineral Olivin wird immer wieder genannt.

Jetzt kommen Landwirte ins Spiel. Steinmehle haben sie schon lange zur Verbesserung des Bodens eingesetzt. Jetzt aber sollen sie damit Klimaschutz betreiben. 40 Prozent mehr CO2 kann ein Feld aus der Luft ziehen, wenn es mit Steinmehl gedüngt wurde. Obendrein erhöht sich der Anteil an Kalium, Magnesium und Kalzium. Eine gute Idee, zumal Basalt sehr verbreitet ist und einen großen Teil der Erdkruste ausmacht. Ja, eine gute Idee, könnte man meinen.

Steinmehl ist gut, rettet aber nicht das Klima

Zwar ist die Verwitterung in der Lage, CO2 zu binden. Aber das Ausbringen auf heimische Äcker ist wohl keine praktikable Methode. Wollte man beispielsweise die 800 Millionen Tonnen CO2 Deutschlands neutralisieren, bräuchte man gut 800 Millionen Tonnen des Minerals Olivin beziehungsweise sogar 2,4 Milliarden Tonnen Basalt. Zum Vergleich: Im Jahr 2021/22 lag der Inlandsabsatz von Kalk-Düngemitteln bei rund 2,7 Millionen Tonnen.

Was unterm Strich an CO2 aus der Luft entfernt wird, ist dabei sehr schwer zu sagen. In warmen Klimaten funktioniert das Ganze nun mal besser. Obendrein müsste das Gestein nicht nur gefördert und transportiert sondern auch gebrochen und verteilt werden. Und das kostet auch Energie, vulgo könnte auch dabei wieder CO2 anfallen. Was das massenhafte Ausbringen von Steinstaub in den Ökosystemen auslöst, ist offen. Auch dem Landwirt muss das nicht immer gefallen: So fällt beim Zerfall von Olivin noch Nickel und Chrom an.

Theoretisch ist Steinmehl gut, CO2 zu sparen ist zielführender

Fazit ist, dass es nicht falsch ist, auch die Silikat-Verwitterung weiter zu erforschen. Aber sie als Rettung zu bezeichnen, scheitert an der Realität. Milliarden Tonnen Gestein müssten verarbeitet werden, um auch nur eine Teil des CO2 einzufangen. Das CO2 einzusparen, scheint immer noch die beste Methode zu sein.

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