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Zwei Jungandwirte in Australien

Totalherbizide nach der Ernte bis zur Aussaat

Der Lohnunternehmer ist mit Fendt 936 Vario und der 6000l-Spritze mit 36 m-Gestänge und Trimble Kameratechnik unterwegs.

Erst Schafe, dann Totalherbizide – so halten die Australier das wertvolle Niederschlagswasser im Boden für Folgekulturen.

am Samstag, 08.04.2023 - 05:00 (2 Kommentare)

In der dritten Dezemberwoche starteten die beiden deutschen Junglandwirte Lukas Ternes und Clemens Lindwedel während ihrer Tour in die australische Lupinen-Ernte. Rund 350 ha Lupinen, verteilt auf vier Flächen, lagen vor uns. Ein Schlag hatte damit eine durchschnittliche Flächengröße von 87,5 ha. Einen Teil der Flächen wurden dazu vorher in Schwad gelegt. Dabei fiel uns auf, dass viele Lupinen-Körner ausgefallen waren, sodass wir während des Schwadens kleine Verluste verbuchen mussten. Wir vermuten, dass es aufgrund der Abreifung im Schwad und dem Regen in den letzten Wochen zu diesen Verlusten kam. Einen Teil der Lupinen mussten wir mit dem Schneidwerk dreschen, da der Schwadleger die Kultur gewechselt hatte, dabei kaputt ging und wir die Fläche daher nicht fertig schwaden konnten. Clemens drosch die geschwadeten Bahnen, während Finn, ein weiterer Erntehelfer aus Deutschland, mit dem normalen Schneidwerk die Lupinen erntete. Die Erträge, lagen so bei rund 2,2 t/ha und waren damit, wie bei bisher allen anderen gedroschenen Kulturen trotz der Verluste, sehr gut.

Wenn die Hinterachse während der Fahrt bricht

Mir, Lukas, ist auf den letzten 100 ha die Hinterachse des Überladewagens gebrochen, genauer gesagt riss die linke Achsseite vom Reifen zur Lenkachse ab. Grund dafür war wohl Rost an der Rissstelle, den man aber in der Buchse von außen nicht einsehen konnte. Während der Fahrt bei 20 km/h riss so das linke Hinterrad ab. Glücklicherweise konnte ich das circa 40 t schwere Gespann kontrolliert abbremsen. Als Erstes luden wir dann die Lupinen vom Überladewagen auf den LKW ab und fingen an, alles abzumontieren. Ein Mechaniker reparierte die Achse in anderthalb Tagen, sodass die Ernteabläufe schnell normal weiter gehen konnte. Die beiden Mähdrescher mussten währenddessen selbst an die Feldsilos und an die Schlauchmaschine heranfahren und abbunkern. Dies hat uns viel Zeit gekostet, aber ein neuer Überladewagen zur kurzfristigen Miete war nicht in Aussicht.

Einsatz von Totalherbiziden nach der Ernte bis zur Aussaat

Kurz nach der Ernte ließ unser Chef die Schafe auf die Stoppeln, um das Auflaufgetreide, die auflaufende Lupine und das Unkraut abzugrasen. Durch das fast tägliche Umtreiben zu anderen Flächen ist nur wenig zusätzliches Füttern nötig. Nachdem die Schafe mit der Fläche fertig waren, wird das restliche Auflaufgetreide und Unkraut mit Glyphosat tot gespritzt. Die Aufwandmenge liegt dabei zwischen 1l und 3l, bei 70 l Wassermenge, je nach Auflauf. Zur besseren Wirkung wird entweder Bittersalz oder das Herbizid Theodore hinzugefügt. Ziel ist es Auflauf und Unkraut möglichst schnell tot zu spritzen, um das Wasser aus den vielen Niederschlägen für die Folgekulturen im Boden zu bewahren. Drei bis vier Überfahrten je nach Bewuchs sind so bis zur Aussaat nötig. Neben dem uns bekannten Glyphosat wird ein weiteres Totalherbizid namens Paraquat eingesetzt. Dieses wird meist einen Monat vor der Aussaat gespritzt, um eine hundertprozentige Wirkung zu erzielen. Die Aufwandmenge beträgt 1 bis 2 l/ha. Das Mittel Paraquat ist in Deutschland seit rund15 Jahren verboten.

Wichtiger Pflanzenschutz mittels Section-Control

Ausgebracht wird dies mittels John Deere Spritze mit 36 m Arbeitsbreite, bei einer Geschwindigkeit von bis zu 20 km/h. Mit dieser Geschwindigkeit sind 65 h die Stunde unter optimalen Bedingungen machbar. Zwischen insgesamt 6 verschiedene Düsen kann er am Düsenstock des Gestänges wählen. Die Spritze verfügt über Sectioncontrol, Einzeldüsenschaltung und einem RTK-Lenksystem. Mit seinem 6.000 l-Tank kann er bis zu 85 ha spritzen, wenn er eine Wassermenge von 70 l/ha wählt. Mit den 36 m Arbeitsbreite und der Arbeitsspur von 3 m ist die Spritze auf das System des Controlled-Traffic-Farming (CTF) angepasst. Durch die geringe Bodenbearbeitung spielt der chemische Pflanzenschutz nach der Ernte bis zur Aussaat eine bedeutende Rolle. Einen Pflanzenschutzschein, wie wir ihn haben müssen, gibt es hier aber nicht.

Genauer Herbizideinsatz mittels Kamera

Für spezielle Pflanzenschutzeinsätze setzt unser Chef auf eine besondere Kameratechnik von Trimble. Das sogenannte Spot-Spraying spritzt nur da, wo Unkraut ist. Gerade Unkräuter die Nästerweise vorkommen lassen sich mit gezieltem Einsatz dieser Kameratechnik effizient treffen. Weniger Herbizideinsatz, geringere Umweltbelastung und ein dadurch optimiertes Resistenzmanagement können so durchaus zu Mehrerträgen führen. Es lassen sich zudem durch dieses System bis zu 75 Prozent Mittel einsparen. So beauftragte unser Chef, für einen Totalherbizid-Einsatz in den Weizenstoppeln einen Lohnunternehmer, der über diese Kameratechnik, die richtige Arbeitsbreite und auch Spurbreite (CTF-System) verfügt. Gerade der Bewuchs mit argentinischem Berufkraut und der Zierstachelkgurke war Nästerweise so extrem, dass sich der Einsatz des Lohnunternehmers gelohnt hat.

Nicht nur Direktsaat

Unser Chef lockert daneben alle vier Jahre seine Flächen mit dem Bednar Tiefengrubber durch. Damit will er die Durchlüftung und Durchmischung garantieren. Die Bearbeitung betrifft bei 2.700 ha, 675 ha jährlich. Mit der Bodenbearbeitung wird Mitte Januar gestartet. Die Zinken verschleißen bei diesen sandigen Böden mit großen Steinen schnell. Gegrubbert wird mit dem 9570R John Deere.

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