An Hanf scheiden sich die Geister. Während die einen auf die Möglichkeiten der Pflanze verweisen, befürchten andere, dass die Welt bei jeder Lockerung im Drogendunst untergeht. Dabei ist die positive Wirkung der Inhaltsstoffe des Hanfs unbestritten. Kanadische Wissenschaftler der Universität Lethbridge sehen sogar Hinweise, dass Hanf helfen könnte, die Corona-Pandemie in den Griff zu kriegen. Doch es geht nicht nur um die medizinische Wirkung des Hanfs.
Ob Christoph Kolumbus oder Henry Ford: Die Nutzung von Hanf ist keine Entdeckung von heute. Während der eine Taue auf Basis der unverwüstlichen Fasern nutzte, um damit die Welt zu besegeln, baute der andere Anfang der 1940er-Jahre ein revolutionäres Auto auf Basis von Hanf, Treibstoff inklusive. Auch der Anbau der Pflanze war früher keine Seltenheit. In den 1850er-Jahren gedieh der Allrounder in Frankreich beispielsweise noch auf 100.000 Hektar. Als jedoch 1929 der Besitz der Pflanze in Deutschland verboten wurde, verschwand der Nutzhanf von den Ackerflächen. Seit 1996 erlebt er wieder eine kleine Renaissance, und das nicht ohne Grund.
Nutzhanf: Drei Produktgruppen aus einer Pflanze
Im Wesentlichen kann man aus Hanf drei Produktgruppen gewinnen:
- Hanffasern
- Hanfsamen
- CBD
Die Fasern von Hanf lassen sich zu Kleidung, Dämmmaterialen oder als Ersatz von Kohlefasern zu Verbundwerkstoffen verarbeiten. Zum Beispiel sind sie im neuen Porsche 718 Cayman GT4 Clubsport verbaut. Winterhanf kann zur Herstellung von Textilien genutzt werden.
Die Samen von Hanf eignen sich dank wertvollen Spurenelementen und essentiellen Fettsäuren als ideale Ergänzung auf unserem Speiseplan. Und zu guter Letzt hat die Pflanze auch einen medizinischen Nutzen. Neben dem berauschenden Wirkstoff Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) lässt sich aus Hanf auch der nicht psychoaktive Wirkstoff Cannabidiol (CBD) gewinnen. CBD wirkt entzündungshemmend und kann bei Asthma und chronischen Darmerkrankungen eingesetzt werden.
Hanfpflanze stellt geringe Ansprüche
Der Hanf selbst macht es dem Landwirt leicht. Er braucht kaum Wasser, weil seine Wurzeln bis in 3 m Tiefe reichen. Die Hanfpflanze ist in der Lage, schnell einen Bestandesschluss zu erreichen und braucht damit de facto keinen Pflanzenschutz.
Die Saat der Hanfsamen erfolgt im April, die Hanfernte ab Ende Juli, wenn die Blüten erscheinen. Der Stickstoffbedarf von Hanf liegt bei 80 bis 100 kg/ha. Die Ernte der Pflanze erfordert allerdings den Einsatz von speziellen Maschinen.
Strenge Auflagen erschweren den Anbau von Nutzhanf
Der Anbau von Nutzhanf wird vor allem durch strenge Regeln erschwert. Hier greift nämlich das Betäubungsmittelgesetz, auch wenn die Hanfsorte keinen Rausch erzeugt. Zunächst dürfen nur Sorten (derzeit 58) gesät werden, die einen THC-Gehalt von unter 0,2 Prozent haben. Und das auch nur von Landwirten, die Mitglied in der landwirtschaftlichen Sozialversicherung sind.
Die Kultur muss der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) angezeigt werden. Sie prüft den THC-Gehalt. Erst wenn der Hanf kontrolliert ist oder es ein Freigabeschreiben der BLE gibt, darf der Landwirt den Hanf ernten. Zudem braucht er immer neues Saatgut, weil Hanf natürlicherweise in der nächsten Generation einen höheren THC-Gehalt hätte.
Schlussendlich stellt die Vermarktung noch eine letzte Hürde da. Da es in Deutschland im Wesentlichen nur drei hanfverarbeitende Betriebe gibt, sind die Transportwege für viele Landwirte schlichtweg zu groß.