Woraus besteht die Untersaat auf Ihrem Betrieb?
Die Untersaat besteht aus einer Klee-Gräser-Mischung. Sobald die Hauptkultur abgereift ist, startet sie durch und durchwurzelt den Boden sehr stark. Der Klee schließt außerdem noch Stickstoff auf. Das bringt den Boden wirklich auf ein anderes Level.
Schaffen es die anderen Kulturen, sich gegen die Untersaaten durchzusetzen?
Der Umbruch ist das Schwierigste an der Untersaat. Die Aussaat ist das einfachste. Dazu bringe ich im Herbst nur 2,5 kg Saatgut pro Hektar aus, die ich mit dem Feinsämereien Streuer ausbringe. Das kostet nur 10 Euro pro Hektar. Die Untersaat im Frühjahr abzutöten, war für mich ein größeres Problem.
Deutsches Weidelgras ist ein Überlebenskünstler, weil es so viel Wurzelmasse hat. Pflügen wäre das Einfachste, aber was bringt es mir, wenn ich Untersaaten anbaue, ein top Bodengefüge habe und dann mit dem Pflug alles umdrehe? Mit meinem derzeitigen System, der Kettenscheibenegge bin ich sehr zufrieden.
Was überzeugt Sie an der Kettenscheibenegge?
Auf die Kettenscheibenegge bin ich im Internet gestoßen. Grundsätzlich geht es auch mit einer Fräse oder einem 6-m-Ultraflachgrubber, aber diese Techniken haben Nachteile. Die Fräse kostet viel Geld, weil sie wenig Flächenleistung hat, und Grubber haben keine Bodenanpassung. Die richtige Einstellung ist hier schwierig. Fährt man damit zu tief, werden große Gras-Wurzel-Horste aus dem Boden gerissen, die immer wieder anwachsen.
Die Kettenscheibenegge ist dagegen primitiv und günstig. Zu beachten ist aber, dass man damit 12 m große Wenderadien fahren muss. Auch die Kettenscheibenegge muss so eingestellt werden, dass sie über die ganze Breite gleich tief arbeitet.
Gibt es Probleme mit Unkraut?
Unkräuter sind immer ein Thema im Bioackerbau. Bei mir spielen besonders die Lichtkeimer eine Rolle. Mais und Soja pflege ich mit einer mit Kamera und GPS gesteuerter Mulchsaat-Hack-Hacktechnik. So kann ich in engen Hackbändern und bei hohen Geschwindigeiten arbeiten. Wenn sich da trotzdem ein Lichtkeimer-Samenpotenzial aufgebaut hat, stelle ich die Fläche für 1 bis 2 Jahre auf Winterungen um. Auch die dauerhafte Bodenbedeckung und ein aktives Bodenleben helfen. Die Untersaat unterdrückt die Unkräuter und das Bodenleben baut die Samen ab.
Welche Erträge erreichen Sie mit dem System?
Beim Körnermais haben wir zuhause durchschnittliche Erträge von um die 10t/ha. Manchmal erreichen wir auch Spitzenerträge von bis zu 13 t/ha. Das ist nicht das Top Level der konventionellen Betriebe in meiner Region, aber auch nicht so weit weg. Beim Getreide liegen wir bei 3 bis 4 t und so als viehloser Bio-Landwirt deutlich unter den konventionellen Betrieben der Region.
Als Biobetrieb haben wir trotz hoher Humusgehalten keinen schnell verfügbaren Stickstoff im Frühjahr. Diesen Nachteil wollen wir mit einer Biogasanlage für Reststoffe und Abfälle ausgleichen. Mit flüssigem Gärrest können wir auch bei den Winterungen 80 Prozent von dem, was die Konventionellen schaffen, erreichen. Das ist ökologisch ausgewogen, da wir als Bio-Betrieb auch weniger Betriebsmittel einsetzen. Wenn ich nur die halben Erträge der Konventionellen erzeuge, kann ich langfristig die Flächennutzung für den Bio-Getreideanbau nicht rechtfertigen.
Wie gehen Sie mit Bodenverdichtungen um?
Ab und an lockere ich auch den Untergrund mit einem Untergrundlockerer in lebenden Zwischenfruchbeständen. Das mache ich aber nur, wenn die Bedingungen perfekt passen. Manchmal stochere ich vorher lange mit dem Spaten herum und überlege, ob es von der Feuchte passt. Es darf weder zu feucht noch zu trocken sein. Außerdem brauche ich einen Pflanzenbestand, der schon da ist, um den gelockerten Unterboden mit seinen Wurzeln zu stabilisieren, sonst ist das Lockern kontraproduktiv. Der Untergrundlockerer hebt den Boden nur etwas an und dreht ihn nicht.
Welche Bedeutung hat Wirtschaftlichkeit für Sie?
Wirtschaftlichkeit ist für mich ein sehr wichtiges Thema. Wir zeichnen alles genau auf, von den Traktorstunden bis zur Werkstatt-Stunde. Arbeitsstunden bewerten wir im Schnitt mit 35 Euro. Damit ich weiß, ob ich auch auf einem wirtschaftlich nachhaltigen Weg bin, muss ich die Kosten genau erfassen.
Letztes Jahr war wirklich gut für uns. Ich glaube, es sollte möglich sein, dass man mit dem Fokus auf Bodenaufbau abzüglich aller Kosten einen Gewinn von über 500/ha Euro erzielen kann, auch auf Flächen, die lange humuszehrend bewirtschaftet wurden. Und den Gewinn brauchen wir auch als Landwirte, die unternehmerische Risiken übernehmen und gesellschaftliche Leistungen erbringen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Mob Grazing?
Ich habe die Flächen ein Jahr lang mit Schafen beweidet. Das hat ein Dreivierteljahr super funktioniert, doch dann begannen sie, ständig auszubrechen. Wir werden deshalb künftig mit einem Landwirt zusammenarbeiten, der Angusrinder hält. Die sind allerdings viel schwerer als Schafe und verdichten den Boden mehr. Die Rinder werden wir überwiegend auf den Wiesen halten und im Sommer auf den Untersaaten weiden lassen, wenn die Witterung passt.
Was raten Sie Berufskollegen, die Bodenaufbau betreiben wollen?
Der einfachste Weg ist, das Feld immer grün zu halten. Untersaaten sind da eine effektive und kostengünstige Methode. Es kann aber auch eine ausgeklügelte Sommerzwischenfrucht oder eine winterharte Zwischenfrucht sein. Je nach Region können auch andere Konzepte besser passen. Nicht zu kompliziert denken, sondern einfach ausprobieren!
Mit dem Spaten aufs Feld gehen und einfach schauen: Was hat mir das auf meiner Fläche gebracht? Was beim Humusaufbau am meisten bringt, ist so viel Pflanzenwachstum wie möglich auf der Fläche. Wenn ich noch den Humusabbau und die Zerstörung des Bodengefüges durch Bodenbearbeitung möglichst weit minimiere, bin ich auf einem guten Weg. Das kann jeder Betrieb. Gerade konventionelle Betriebe, die leichter mit Direktsaaten arbeiten können, haben hier gute Erfolge.
Interview: johanna.fry@agrarheute.com
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