Nach Angaben der Vereinigten Hagelversicherung sind in der Folge des Sturmtiefs "Kolle" in Bayern und Baden-Württemberg rund 15.000 ha als Schadensfläche gemeldet worden, wovon allein 13.000 ha auf Mais entfallen seien. Aber auch Mähdruschfrüchte wie Getreide und Raps seien durch Hagel und schwere Sturmböen zerstört worden.
Die Witterung in diesem Jahr habe die Erntearbeiten vielerorts immer wieder unterbrochen, so dass die Früchte noch auf dem Halm gestanden hätten, erläuterte die Versicherung. Ihr zufolge waren auch Gemüse, Hopfen, Tabak und Kernobst von dem Unwetter betroffen. Der versicherte Wert der Kulturen belaufe sich auf etwa 35 Mio. Euro.
Mais wird übel zugerichtet
Drei besonders markante Unwetterlinien hatten sich der Versicherung zufolge am vorvergangenen Freitag bis in den Abend hinein gebildet. In der Folge seien in Bayern fast 4.000 ha Mais nur durch Sturm zu Schaden gekommen, eine doppelt so große Fläche habe unter Hagelschlag gelitten. Da nach Angaben der Vereinigten Hagelversicherung der Abschluss von Policen gegen Sturm noch nicht so verbreitet ist wie gegen Hagel, dürften etliche Hektar geschädigt sein, für die kein Versicherungsschutz besteht.
"Dass Mais als hoch wachsende Pflanze anfällig für Sturmschäden ist, war bekannt. Aber das Ausmaß der Verwüstung gerade im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn ist auch für mich überraschend", erklärte der bayerische Bezirksdirektor Dr. Philipp Schönbach. Die Pflanzen lägen auf der Seite oder seien sogar komplett abgeknickt.
Ein ähnliches Bild zeigt sich der Versicherung zufolge auch im benachbarten Baden-Württemberg, wo es schwere Sturmschäden vor allem in der Hohenloher Ebene und in Oberschwaben gegeben habe. Die Versicherung rät deshalb dringend dazu, den Mais neben Hagel auch gegen Sturm und Starkregen zu versichern. Dafür werde ein Zuschlag bei der Prämie fällig; die Versicherungssteuer erhöhe sich dadurch jedoch nicht.
Brunner kündigt staatliche Hilfen an
Der Gewittersturm hat nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch im bayerischen Forst erhebliche Verwüstungen angerichtet. Wie Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner am vergangenen Mittwoch mitteilte, sind ersten Schätzungen zufolge mindestens 2 Mio. m³ Schadholz angefallen. Mehr als 90 Prozent davon seien alleine auf die beiden niederbayerischen Landkreise Passau und Freyung-Grafenau entfallen. "Hier hat der Sturm tausende Hektar Wald verwüstet und die Arbeit ganzer Waldbesitzer-Generationen zunichte gemacht", berichtete Brunner.
Weil damit für die Waldbesitzer enorme wirtschaftliche Einbußen und Aufwendungen verbunden seien, werde es staatliche Hilfsmaßnahmen geben, kündigte der Minister an.
Unwetterschäden in Bayern: Betroffene Wälder meiden
Brunner mahnte mit Blick auf die Aufräumarbeiten im Wald zudem zu äußerster Vorsicht: "Die umgestürzten Stämme stehen unter großer Spannung, die Gefahr herabfallender Äste ist wesentlich höher als sonst", so Brunner. Jeder unachtsame Einsatz mit Motorsäge oder Axt könne tödliche Folgen haben. Häufig sei deshalb der unterstützende Einsatz von Holzerntemaschinen die sicherste Arbeitsweise.
Professionelle Beratung und Hilfe würden die betroffenen Waldbesitzer bei den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie bei den forstlichen Zusammenschlüssen finden. Auch für Waldbesucher gab der Minister noch keine Entwarnung: „Der Aufenthalt im Wald ist vielerorts lebensgefährlich“, warnte er. Spaziergänger sollten deshalb die betroffenen Waldgebiete möglichst meiden und Sperrungen unbedingt beachten.
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