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Verbote im Pflanzenschutz: Diese Maßnahmen werden wichtiger

Die Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes ist politisch gewollt. Es fallen aber auch immer mehr Wirkstoffe weg.
am Dienstag, 16.05.2023 - 05:00 (8 Kommentare)

Den chemischen Pflanzenschutz zu reduzieren ist Ziel der Europäischen Kommission. Immer mehr Wirkstoffe fallen weg. Diese Möglichkeiten bleiben Praktikern künftig, um ihre Erträge zu schützen.

In der Farm-to-Fork-Strategie der Europäischen Kommission spielen Pflanzenschutzmittel eine wichtige Rolle. Der Gesamteinsatz und der Einsatz gefährlicherer Pflanzenschutzmittel soll um 50 Prozent gesenkt werden. Zu letzteren zählen beispielsweise auch biologische Mittel mit dem Wirkstoff Kupfer. Neben den Reduktionszielen stehen auch die Schutzgebiete, die Schulung und Beratung sowie die Dokumentation im Fokus. Bei der Dokumentation soll die Transparenz erhöht werden, sodass ersichtlich sein wird, wer welche Pflanzenschutzmaßnahme getätigt hat.

2020 gab es nach Angaben des Industrieverband Agrar e.V. (IVA) noch 872 zugelassene Pflanzenschutzmittel mit 285 Wirkstoffen. Für Herbizide gab es noch 23 Wirkmechanismen, 40 in Fungiziden und 18 in Insektiziden. Bis 2030 könnte die Zahl der zugelassenen Wirkstoffe in Deutschland auf 150 sinken, schätzt der Verband. Drei Wirkstoffklassen pro Kultur seien nicht mehr gewährleistet.

Unkräutern mit Aussaatterminen und Saatstärken entgegenwirken

Wenn die Mittel immer knapper werden, gilt es, beim Pflanzenschutz künftig umzudenken. Für die Phytomedizinerin Dr. Sabine Andert von der Universität Rostock kommt es in Zukunft mehr auf das richtige Unkrautmanagement an. Vor allem das Vorbeugen gewinnt an Bedeutung. So ist es beispielsweise wichtig, die biologischen Parameter im Blick zu behalten. Vorbeugen lässt sich etwa durch

  • die Anpassung der Saattermine,
  • das Anregen zum Keimen in der Zwischenkulturzeit,
  • eine wendende Bodenbearbeitung
  • und eine diversifizierte Fruchtfolge. Die passenden Sorten für Ihre Fruchtfolge finden Sie im digitalen Sortenführer Hetairos.

Viele Unkraut- und Ungrassamen überleben nicht lange im Boden. So keimen 80 Prozent der Ackerfuchsschwanzpflanzen im Herbst. Hier helfen spätere Saattermine. Bei späten Saatterminen läuft weniger Fuchsschwanz auf, ergaben Versuche der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Auch können Getreidesorten mit verschiedenen Blattspreiten beim Unterdrücken der Unkräuter helfen. Versuche aus den USA zeigen, dass höhere Saatstärken helfen können.

Statt Glyphosat: Geräte gegen Wurzelunkräuter

Die Samenvorräte im Boden lassen sich hingegen durch den wiederholten Einsatz des Strohstriegels reduzieren. Wird alle sieben bis zehn Tage gestriegelt, verfällt der Fuchsschwanz nicht in Keimruhe und läuft immer wieder auf. Andert stellt aber auch fest, dass die Effekte der ackerbaulichen Maßnahmen stark jahresabhängig sind.

Künftig fallen Wirkstoffe wie Glyphosat weg und selektive Herbizide sind zu reduzieren. Als Ersatz entwickeln einige Landtechnikhersteller aktuell Geräte, die durch den Boden schneiden und so Wurzelausläufer zerstören. Gegen Wurzelunkräuter könne mehrjähriger Ackerfutterbau helfen. Schröpfen im Frühjahr ist Andert zufolge besonders effektiv.Ihr Fazit: In Zukunft könnte die permanente Störung der Populationsdynamik durch Kombination von ackerbaulichen Aspekten und neuen Techniken bei der Unkrautbekämpfung an Bedeutung gewinnen.

Bandspritzen erfordert Umdenken im Pflanzenschutz

„Bandspritzen sind nichts Neues“, stellt Harald Kramer vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen fest. Allerdings halten die Techniken auch neue Herausforderungen bereit und erfordern zum Teil ein Umdenken bei den Praktikern. Bei der Kombination Hacke-Bandspritze lässt sich zumindest die Herbizidmenge um bis zu 70 Prozent reduzieren. Ein Problem ist, dass die Bedingungen zum Hacken eher trocken und zum Spritzen eher feucht sein müssen. Auch benötigt die Bandspritze eine spezielle Düse, da die Verteilung der üblichen Flachstrahldüse nicht zu den Reihenweiten passt.

Ein Kernelement ist aber die Gestängebewegung. Sie muss bei der Bandspritze optimal sein. Deshalb sind beim Einsatz des Systems eine ausreichende Vorbereitung und die richtige Montage wichtig.

Sä-, Hack- und Spritztechnik müssten optimal aufeinander abgestimmt sein, da die Breite des Spritzbands von der Aussaat abhängig ist. „Um den Einsatz der Technik zu erleichtern, müssten wir Rüben eher auf 50 cm anbauen“, sagt Kramer. Nicht zuletzt sei das Wichtigste, dass die Praktiker nicht vergessen, den Pflanzenschutzaufwand nur für das Band und nicht für die Gesamtfläche zu berechnen.

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