Die verheerenden Waldbrände in Brandenburg bei Beelitz und Treuenbrietzen sind gelöscht - doch die Feuerwehr muss die Glutnester in den Waldgebieten weiter unter Kontrolle halten. Diese säßen bis zu 70 Zentimeter tief im Boden und könnten sich dort über Wochen halten, erklärte die Sprecherin des Landkreises Potsdam Mittelmark, Andrea Metzler. Auch in anderen Teilen Deutschlands hat es sehr hohe Temperaturen und damit Waldbrände gegeben. Wie wird in Zukunft mit dieser Gefahr umgegangen? Stehen die Forschungsflächen in Treuenbrietzen, die darüber hätten Auskunft geben können, nun wieder vor dem Anfang?
Am Wochenende brannten rund 200 ha Wald südlich von Berlin, nahe Treuenbrietzen und Beelitz. Die überwiegenden Kiefernforste sind von nur wenigen Niederschlägen im Jahr geprägt – gepaart mit den heißen Temperaturen des Wochenendes, eine mögliche Brandursache. Hinzu kommen Munitionsreste am Boden, die die Brände auf ehemaligen Truppenübungsplätzen weiter anheizen. Am heutigen Morgen kam der ersehnte Regen und brachte Kontrolle über das Feuer. Es bleibt die Nachsorge und die Angst um die nächsten warmen Wochen und Monate.
Wald brennt, Wissenschaft brennt mit ihm?
2018 hatten in Treuenbrietzen bereits 400 ha Wald gebrannt. Über zwei Wochen hat es damals gedauert, bis die Flammen und der Wald mit ihnen erloschen sind. Bis vor dem vergangenen Wochenende war diese Fläche auf dem Weg der Erholung und Forschungsstätte. Der ehemalige Stadtwaldförster aus Treuenbrietzen und Deutscher Waldpreis-Kandidat in diesem Jahr, Dietrich Henke, setzte sich hier in den letzten Jahren für die natürliche Wiederbewaldung eines ökologisch und ökonomisch stabilen Mischwaldes ein.
„Es ist frustrierend, wieder von vorne Anfangen zu müssen“, so Henke. „Das Wochenende war die Hölle“, beschreibt er die Situation. Bei der Brandlöschung haben auch Bundeswehrhubschrauber geholfen, da Löschfahrzeuge nicht alle Waldgebiete erreichen konnten, berichtet ntv. Das Betreten und Befahren sei Dank teils noch aktiver Kriegsmunition auf ehemaligen Truppenübungsplätzen zu gefährlich, sagt Henke. Für die Zukunft wird auch die Forderung nach einer Flugzeugstaffel für die Waldbrandbekämpfung immer lauter. Henke sieht die Notwendigkeit, denn Brandenburg mache seinem Namen alle Ehre. Hier werde es immer wieder Brände geben, da ist er sich sicher: „Es ist bedrückend, da wir ja wissen, was in den Sommermonaten noch vor uns steht.“
Forschungsprojekte zu Waldbränden und der Waldbrandbekämpfung
Die ehemaligen Brandflächen dienten der Wissenschaft als wichtige Informationsquelle. Wie geht der Wald mit Brandschäden um und was kann auch waldbaulich getan werden, um Waldbrände zu verhindern? Antworten darauf hätten die nächsten Jahre gebracht, nun standen Teile der Forschungsflächen wieder unter Flammen. Bis bekannt ist, wie groß das Ausmaß der Schäden im brandenburgischen Wald und auf den Forschungsflächen ist, müsse man den betroffenen Wald kontrolliert abbrennen lassen und die Glut bewachen, sagt Henke.
In den wissenschaftlichen Projekten „ErWiN“, Thünen-Institut, und „PYROPHOB“, an dem acht verschiedene Forschungsinstitute Deutschlands beteiligt sind, setzte sich Henke für mehr Wissen in Sachen Waldbrandprävention durch waldbauliche Maßnahmen sowie die Bestandesbehandlung nach Kalamitäten wie Waldbränden ein. Infolge immer häufiger vorkommender Dürre- und Hitzeperioden steige die Waldbrandgefahr, bisher werde aber nicht ausreichend in Schutzmaßnahmen auf munitionsverseuchten Flächen investiert.
Die Forschungseinrichtungen setzen auf den Waldumbau, hin zu klimastabileren Mischwäldern, und äußern sich zum aktuellen Anlass mit Forderungen. Beispielsweise sei eine proaktive Risikobewertung für alle Siedlungen in Waldnähe und eine bessere Ausbildung von Feuerwehrleuten in Bezug auf Waldbrände notwendig.
Wie kam es zu dem Waldbrand in Treuenbrietzen?
Wie es mit den Wäldern in Treuenbrietzen weitergeht sowie die Brandursachen sind noch nicht eindeutig geklärt. Teile der Waldbrandflächen gehören zu ehemaligen Truppenübungsplätzen, die noch heute mit, mitunter aktiven, Munitionsresten bestückt seien. Hier könnte der Brand begonnen haben. Auch sei die Munition dafür verantwortlich, dass das Löschen erschwert und teils nur aus der Luft möglich sei, um die Einsatzkräfte nicht zu gefährden. Der Wind habe das Feuer am Wochenende angetrieben, bis 200 ha Wald in Rauch und Flammen standen.
Der Klimawandel sei also nicht zwingend der alleinige Auslöser der Brände. Zwar treibe Hitze Brände weiter an und mache sie wahrscheinlicher, jedoch könne auch Brandstiftung in Treuenbrietzen nicht ausgeschlossen werden, äußern sich die Forschungsinstitute von PYROPHOB. Gerade bei vielen kleinen Feuern, auch in Siedlungsnähe, oder bei örtlich immer wiederkehrenden Bränden liege der Verdacht nahe, so Henke.
Weniger gut brennbare Laubbäume haben sich auf den Forschungsflächen bereits gut entwickelt und sollten den Standort, der überwiegend von Kiefernwäldern bedeckt ist, hin zu brandsichereren Mischwäldern überführen. Das sei aber ein langjähriger Prozess, weshalb in den Wäldern nach wie vor ein hohes Brandrisiko bestehe.
Hitze und Waldbrände in Deutschland
Nicht nur in Treuenbrietzen ist es über das Wochenende, an dem es in Teilen Deutschlands erstmals in diesem Jahr bis über 30 Grad Celsius heiß wurde, zu Waldbränden gekommen. Auch in Hessen, nahe Hainburg brannten 0,5 ha Wald, wie der SPIEGEL berichtet. Vielerorts waren kleinere Brände und Rauchentwicklungen, wie u. a. in bayrischen, niedersächsischen und sächsischen Wäldern, ausgebrochen.
In Treuenbrietzen hat sich die Situation nach dem Regen am Morgen beruhigt. Der Waldbrand sei nicht vollständig gelöscht, aber wieder unter Kontrolle und Anwohner können nach einer Evakuierung am Wochenende in ihr Zuhause zurückkehren. Die Polizei und Feuerwehr sind weiter im Einsatz.
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