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Tag des Waldes

Waldumbau oder mehr Ökologie wagen?

Frau vor einer Waldkulisse
am Montag, 21.03.2022 - 14:00 (1 Kommentar)

Forstleute und Waldbesitzer sehen ihre Wälder mit Sorge; die Klimakrise setzt ihnen zu. Zugleich steigen die Anforderungen der Gesellschaft und zudem werden qualifizierte Arbeitskräfte knapp. Was tun? Gar nichts mehr? Gedanken zum Wald.

Auch wenn sich das viele Menschen wünschen – gerne solche, die den Wald als Erholungskulisse betrachten – Urwald gibt es nicht in Deutschland. Jahrhundertelange Hauungen, Waldweide und Pflanzungen haben Wälder geschaffen, die nach unserem Gusto geformt sind. Das Ergebnis sind vielerorts sterbende Wälder – Wälder, die als Verbündete gegen die Klimakrise ausfallen, Wälder, die auch deren Besitzern mehr Kummer als Nutzen bilden. Zum Tag des Waldes monieren Waldbesitzer, Naturschützer und Wissenschaftler unisono, dass es deutschen Wäldern schlecht geht; vier von fünf Bäumen hätten lichte Kronen, die Dürren und Käfer haben sich durch viele Wälder gefressen.

Warum nicht einmal streng der Ökologie folgen?

Natur schafft Wälder, wo es passt

Wer glaubt, ohne die helfende Hand des Försters gäbe es keinen Wald, braucht nur mal in die Vergangenheit zu gucken. Nach der Eiszeit haben sich die Bäume langsam, aber hartnäckig Terrain zurückerobert. Erst vor 4.800 Jahren sind Rotbuchen auf der Höhe Göttingen aufgetaucht. Eine Zeit, als die Ägypter bereits anfingen, Steine zu Pyramiden aufzuschichten. Nach dem Mittelalter, als wir einen vergleichbar hohen Waldanteil wie heute hatten, sind die Bäume ebenfalls zurückgekehrt: Die kleine Eiszeit, Kriege und Krankheit haben den Menschen zurückgedrängt.

Wenn wir uns heute auf die Kraft des Waldes verlassen würden, ginge das auch. Fichtenwälder würden großflächig und endgültig zusammenbrechen, wo sie nicht hingehören. Die kahlen Stellen im Wald bedeckten aber bald schon Birken, Espen, vielleicht die Traubenkirsche. Bei der Gelegenheit könnten wir auch gleich die Jagd einstellen, den kleinen und großen roten Knospenfresser in Ruhe äsen und Knospen knabbern lassen.

Naturkräfte versus Z-Bäume

Im Sinne der Ökologie wäre das schon. Das meint nämlich, die Naturkräfte sich selbst zu überlassen. Wahrscheinlich stellen sich auch dann wieder Buchenwälder ein, spätestens in ein paar hundert Jahren. Wahrscheinlich sind die sogar gesünder, denn ein natürlicher Wald wählt nicht nach Stammqualität aus. Die Zwiesel, die abholzigen und drehwüchsigen Bäume, bringen vielleicht bessere Chancen für die Zukunft mit. Schon längst haben Wissenschaftler angemerkt, dass die Auswahl von Z-Bäumen Flaschenhalseffekte mit sich bringen.

Bleibt die Ökologie beste Wald(um)bauerin – auch in der Klimakrise?

Also, es ist klar, die Ökologie baut bestimmt bessere Wälder. Ob wir den Preis dafür zahlen wollen, weiß ich allerdings nicht. Ich glaube daran, dass wir mit naturnaher oder ökologischer Forstwirtschaft gut aufgestellt sind. Dass wir nicht nur unseren Waldbesitzern und Förstern helfen, wenn wir sie dabei unterstützen. Sondern, dass wir letztendlich auch der Gesellschaft etwas Gutes tun. Der Erhalt des Systems Wald und der Waldumbau hin zu Beständen, die in der Klimakrise bestehen können, vielen Arten eine Heimat bieten und schließlich auch den Menschen direkt oder indirekt nutzen, ist die zentrale Aufgabe der nächsten ein, zwei Generationen. Bitte nicht Ökologie als Ideologie benutzen.

Was Sie in den Wald hineinrufen ...

... ist ihm übrigens ziemlich egal. Die Natur hat eh den längeren Atem.

Kommentar

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