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Kommentar

Von wegen guter Naturschutz, böser Landwirt - NABU-Studie überrascht

Boden
am Samstag, 25.03.2023 - 05:00 (8 Kommentare)

Bislang sind die Fronten klar: hier der gute Naturschutz, da die böse Landwirtschaft. Doch mit einer Studie geht der NABU auf Landwirte zu. Das sollten alle Seiten nutzen! Ein Kommentar.

Letzte Woche ist eine Studie des Naturschutzbundes Nabu in die Medien gekommen. Tenor: Regenerative Landwirtschaft bedeutet ein Dreifach-Gewinn, für Landwirte, Verbraucher und die Natur. Eine bemerkenswerte Meldung finde ich. Da macht eine NGO, die häufig Landwirtschaft kritisiert, einen Schritt auf die Landwirte zu. Das finde ich grandios, denn nur bar jeder Ideologie finden sich Lösungen, bei denen niemand eingeschnappt auf der Strecke bleiben muss.

Landwirt wird gerne als Buhmann hingestellt

Natur- und Umweltschützer und mit ihnen manch Medium verbreiten oft ein ebenso gängiges wie falsches Bild: Landwirtschaft wäre schuld an den meisten Problemen unserer Zeit. Insekten sterben, Massentierhaltung, Grundwasser verseucht - der Landwirt war‘s. Dabei bleibt für eine Debatte um Zwänge und Verantwortung wenig Platz. In ein paar knappe Zeilen passen eben oft nur kurze Statements und Parolen.

Nur Bioanbau ist nicht das allein Seligmachende

Im Ergebnis bleibt von komplexen Debatten, Kaskaden und Zusammenhängen übrig, dass allein der Biobauer die Schöpfung bewahrt. Nur seine Form der Bewirtschaftung ist die einzig wahre. Dass auch Bio Monokultur bedeuten kann, weniger Erträge produziert, den Landwirt vor große Aufgaben stellt und schließlich auf Verbraucher trifft, die dann doch aufs Geld gucken, fällt gern mal hintüber. Es gibt nicht den guten Biobauern auf der einen Seite und den bösen konventionellen Landwirt auf der anderen Seite.

Landwirtschaft lebt von Veränderung

Ich behaupte mal, dass die allermeisten Landwirte verantwortlich mit Natur und Umwelt umgehen möchten. Sie wollen aber auch - wer kann es ihnen verübeln - ein Auskommen haben. Zudem ist Landwirtschaft immer ein Hort der Innovation gewesen. Auch der konservativste Knochen wird über kurz oder lang Chancen der Veränderung nutzen.

Hier kommt die Regenerative Landwirtschaft ins Spiel. In der Szene ist sie nichts Neues. Landwirte experimentieren schon lange mit Elementen wie Biostimulanzien, der bodenschonenden Bearbeitung etc. Wo es ihnen hilft, Chemie und damit auch Taler einzusparen, Erträge zu sichern, machen sie damit weiter.

Regenerative Landwirtschaft als dritter Weg

Es ist dabei Fluch und Segen zugleich, dass der Begriff Regenerative Landwirtschaft immer noch ein wenig im Unklaren liegt. Es gibt eben viele Spielarten der Regenerativen Landwirtschaft. Dass der NABU mit seiner Studie anerkennt, welche große Chancen in ihr stecken, sollte ein Zeichen sein. Immerhin billigen sie Landwirten ihr Gewinnstreben zu. Und zeigen sogar, wie sich das auszahlen könnte: 60 Prozent Gewinnsteigerung hält die Studie für möglich. Ich sehe das als Erkenntnis, dass Landwirtschaft sich auch rechnen muss.

Wenn der Landwirt mit dem Naturschützer

Spannend wird, was nun weiter passiert. Werden sich die vermeintlichen Kontrahenten zusammensetzen? Oder landet man trotz solcher Erkenntnisse doch wieder bei bekannten Positionen? Es wäre Landwirten und der Natur geholfen, wenn man auf das Gespräch und nicht den Konflikt setzt. Gilt für Naturschützer und Landwirte gleichermaßen.

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