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Moorschutz

Wiedervernässung: Streit ums Moor in Brandenburg

Viele Moorflächen werden in Brandenburg als Grünland genutzt.
am Dienstag, 21.03.2023 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Die Landesregierung Brandenburgs hat ein Moorschutzprogramm beschlossen. Ansässige Landwirte befürchten Flächenverluste.

Brandenburg ist reich an Mooren. 264.000 Hektar Moor von deutschlandweit insgesamt 1,8 Millionen Hektar liegen in dem Bundesland. Damit liegt Brandenburg bei den Moorflächen nach Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern an dritter Stelle.

Auch hier sind die torfreichen Böden in der Vergangenheit großflächig entwässert worden. Genutzt werden sie größtenteils für Grünland, aber auch für Ackerbau und Forstwirtschaft.

Welche Pläne hat Brandenburgs Landesregierung zur Wiedervernässung?

Die entwässerten Moorflächen stoßen viele Treibhausgase aus. Dem Klimaplan-Gutachten zufolge sind die Emissionen aus dem Moor so groß wie der Treibhausgas-Ausstoß des gesamten brandenburgischen Verkehrssektors. Das Gutachten skizziert die Klimaschutzstrategie, mit dem Brandenburg bis 2045 Klimaneutralität erreichen will.

"Nur mit einer deutlichen Verringerung der Treibhausgasemissionen aus den entwässerten Niedermooren kann das Land Brandenburg im Jahr 2045 klimaneutral werden“, sagt Umweltminister Axel Vogel. Deshalb spielt der Moorschutz im Klimaplan eine deutliche Rolle.

Was steht im Moorschutzprogramm Brandenburgs?

Am 14. März hatte die Landesregierung nun ein Moorschutzprogramm beschlossen, das einen Handlungsrahmen vorgeben soll. Die Landeigentümer und Nutzer will die Landesregierung durch Beratung, transparente Verfahren und Flurneuordnungsverfahren in ihre Vorhaben einbeziehen. Das Land setzt auf Freiwilligkeit und will zunächst auf landeseigenen Flächen Vorhaben umsetzen. „Flächenkauf soll nur im Ausnahmefall erfolgen“, schreibt das Ministerium.

Künftig schwebt der Landesregierung eine klimaneutrale Bewirtschaftung von Moorböden vor. So lasse sich auf nassen Moorböden Biomasse erzeugen, die als Dämmstoffe, Einstreu oder Pflanzerde nutzbar ist. Eine andere Möglichkeit sei die Haltung von Wasserbüffeln auf Moorstandorten.

Was kritisiert der Landesbauernverband am Vorhaben zum Moorschutz?

Der Landesbauernverband Brandenburg hat die Pläne des Ministeriums scharf kritisiert.

„Diese einseitige Verfügung über Privateigentum und über die wichtigste Produktionsgrundlage der Landwirtschaft, die vorrangig der Erzeugung von Lebensmitteln dient, kann der Landesbauernverband und kann die Gesellschaft so nicht akzeptieren“, erklärt Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes.

„Auch hieß es immer, das Gutachten zum Klimaplan sei nur eine wissenschaftliche Grundlage. Der politische Diskurs folge danach“, kritisiert Wendorff. Nun sei das Vorhaben einfach im Kabinett verabschiedet worden. So lasse man den ländlichen Raum hängen und verliere ihn.

Kritik übt der Verband auch am Umgang des Ministeriums mit den Betroffenen. Im Gespräch mit dem RBB sagte Wendorff: „Wir brauchen mehr Antworten auf unsere Fragen.“ Zum Beispiel: „Klare Aussagen, welche Flächen man wieder vernässen will, welche sich hierzu überhaupt eignen“

Wie viel Fläche könnte der Landwirtschaft verloren gehen?

Laut Gutachten zum Klimaplan entziehe das bis 2045 rund 400.000 ha Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung, schätzt der Verband.

Zu den rund 260.000 ha Moorfläche kämen zusätzlich noch 70.000 ha für die Wiederaufforstung und 60.000 ha Fläche für Solaranlagen und Windenergie hinzu, um die Klimaziele zu erreichen. So könne brandenburgischen Landwirten rund ein Drittel der Nutzfläche verloren gehen.

Wie will die Landesregierung Flächenverluste kompensieren?

Bis 2030 plant die Landesregierung nach Angaben des RBB eine Zahlung von 1 Milliarde Euro Kompensation an die Landwirte, die durch die Vernässung Flächen verlieren.

Der Landesbauernverband schätzt den Kompensationsbedarf auf mindestens 4 Milliarden Euro ein. Grund dafür ist auch, dass sich das Marktpotenzial für die klimaneutralen Moor-Produkte noch schwer beziffern lassen. 

Mit Material von RBB, Landesbauernverband Brandenburg, MLUK Brandenburg

Moorgrünland wiedervernässen und trotzdem nutzen - funktioniert das?

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