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Notfallzulassungen

Angst vor Ernteausfall: Diese Rübenfungizide sind nur 2023 zugelassen

Liebt feuchtwarmes Wetter und kostet richtig Zuckerertrag: Cercospora verursacht große wirtschaftliche Schäden im Zuckerrübenbestand.
am Montag, 19.06.2023 - 11:57 (Jetzt kommentieren)

Gegen Cercospora, Mehltau und Co. in Rüben gibt es immer weniger Fungizide. Für 2023 hat das BVL Notfallzulassungen bekanntgegeben. Darunter sind zwei Rübenfungizide und eine Reihe an Kupferpräparaten

Während Rübenanbauer in Österreich gegen den Derbrüssler kämpfen und keine insektiziden Beizen zugelassen sind, bangen ihre Berufskollegen in Deutschland wegen Blattkrankheiten wie Cercospora um die Ernte. Immer mehr Fungizide verlieren ihre Zulassung und Resistenzen nehmen zu.

Cercospora ist die wichtigste Blattkrankheit der Zuckerrübe. Der Pilz Cercospora beticola liebt hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um 25 Grad und kann sich dann ideal ausbreiten. Verluste bis über 40 Prozent des Zuckerertrags sind bei starken Infektionen möglich.

Rübenfungizide: Azole fallen weg, Resistenzen gegen Strobilurine

Das Problem: Immer mehr Azolfungizide verlieren ihre Zulassung. Ohne Epoxiconazol ist die Bekämpfung deutlich schwieriger. Auch Cyproconazol (in Sphere und Mercury Pro) durfte 2022 EU-weit zum letzten Mal eingesetzt werden.

Längerfristig erhalten bleiben sollen das Kombiprodukt Amistar Gold (Wirkstoffe: Difenoconazol und Azoxystrobin) und das Fungizid Domark 10 EC (Tetraconazol).

Auch gegen Strobilurine ist der Erreger zunehmend resistent. Besonders, wenn in anfälligen Sorten die erste Fungizidanwendung oder die Anschlussbehandlungen zu spät kamen, brachen die Rübenbestände in den vergangenen Jahren früh zusammen.

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Auch in diesem Jahr hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) als Zulassungsbehörde wieder einige Notfallzulassungen für 120 Tage erteilt.

Darunter sind zwei Fungizide mit neueren Wirkstoffen und sieben Kupferpräparate. Sie können in Tankmischungen mit Azolfungiziden deren Wirkung verbessern und Resistenzen vermeiden.

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Cercospora: Diese Fungizide haben eine Notfallzulassung für 2023

Propulse (Wirkstoffe: Prothioconazol + Fluopyram) darf zwischen 10. Juni und 7. Oktober 2023 gegen Cercospora, Echten Mehltau, Ramularia-Blattflecken, Rübenrost und Stemphylium bei Infektionsgefahr bzw. nach Warndiensthinweis und ab Bestandsschluss (BBCH 39) eingesetzt werden. 1,2 l/ha in 120 bis 400 l Wasser je ha. Maximal 2 Behandlungen im Abstand von mindestens 21 Tagen.

Die Wartezeit zur Ernte beträgt 42 Tage. Der Anbieter Bayer empfiehlt einen Wirkstoffwechsel und bei Starkbefall das Zumischen einen Kontakt-/Multisite-Fungizids, beispielsweise Kupferpräparate. Propulse wirkt nach Auswertungen der ARGE Nord e.V. ähnlich gut wie die bekannten epoxiconazolhaltigen Produkte.

Panorama (Wirkstoffe: Metconazol + Prothioconazol) ist vom 2. Juni bis zum 29. September 2023 gegen Cercospora-Blattflecken zugelassen. Es darf bei Infektionsgefahr oder nach Warndiensthinweis mit 0,6 l/ha in 100 bis 400 l Wasser/ha gespritzt werden. Es sind maximal 2 Behandlungen im Abstand von mindestens 14 Tagen möglich.

Erlaubt sind höchstens 1,2 l/ha in der Kultur. Wartezeit: 28 Tage. Auf Flächen in Nachbarschaft von Oberflächengewässern muss ein Mindestabstand von 10 Metern eingehalten werden. Mit verlustmindernden Geräten beträgt der Mindestabstand 5 Meter.

Diese Kupferpräparate haben eine Notfallzulassung in Zuckerrüben

Coprantol Duo, Grifon SC (Wirkstoffe: Kupferoxychlorid + Kupferhydroxid) vom 15. Juni bis zum 12. Oktober 2023 (Coprantol Duo) bzw. 1. Juni bis zum 28. September 2023 (Grifon SC) mit 1,8 kg/ha in 200 bis 400 l Wasser/ha. Erlaubt sind maximal 2 Behandlungen im Abstand von mindestens 14 Tagen (maximal 3,6 kg/ha in der Kultur).

Funguran Progress (Wirkstoff: Kupferhydroxid) vom 1. Juni bis zum 28. September 2023 mit 2,5 kg/ha in 200 bis 400 l Wasser/ha. Es sind maximal 2 Behandlungen im Abstand von mindestens 14 Tagen möglich (maximal 5 kg/ha in der Kultur).

Mastercop ACT (Wirkstoff: Kupfer als Bordeaux-Mischung (Kupfer(II)-Sulfat + Branntkalk)) vom 15. Juni bis zum 12. Oktober 2023 mit 3,5 l/ha in 100 bis 400 l Wasser/ha. Zugelassen sind maximal 2 Behandlungen im Abstand von mindestens 7 Tagen (maximal 7,0 l/ha in der Kultur).

Recudo (Wirkstoff: Kupferoxychlorid) vom 1. Juni bis zum 28. September 2023 mit 1,0 l/ha in 150 bis 500 l Wasser/ha. Es sind maximal 2 Behandlungen im Abstand von 7 bis 14 Tagen möglich (maximal 2,0 l/ha in der Kultur).

Yucon (Wirkstoffe: Kupfersulfat + Schwefel) vom 1. Juli bis zum 29. Oktober 2023 mit 3,0 l/ha in 150 bis 400 l Wasser/ha. Es sind maximal 2 Behandlungen im Abstand von mindestens 7 Tagen möglich (maximal 6,0 l/ha in der Kultur).

Zerko (Wirkstoff: Kupfersulfat) vom 1. Juni bis zum 28. September 2023 mit 5,3 l/ha in maximal 400 l Wasser/ha. Erlaubt sind maximal 2 Behandlungen im Abstand von mindestens 14 Tagen (maximal 10,6 l/ha in der Kultur).

Auflagen für Kupferpräparate

Alle genannten Kupfermittel haben 14 Tage Wartezeit. Zudem gelten für alle Kupferpräparate weitere Auflagen. Beispielsweise darf die Höchstmenge von 3 kg Reinkupfer je ha und Jahr auch in Kombination mit anderen kupferenthaltenden Pflanzenschutzmitteln nicht überschritten werden.

In den folgenden drei Kalenderjahren dürfen keine Kupferpräparate auf derselben Fläche eingesetzt werden. Verlustmindernde 90-%-Düsen sind Pflicht. Bei Hangneigung über 2 % und Oberflächengewässern ist ein bewachsener 20-m-Randstreifen Pflicht. Behandelte Blätter dürfen nicht verfüttert werden.

Mit Material von BVL, ISIP, Hersteller

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