Die bakterielle Zuckerrübenkrankheit Syndrome Basse Richesses (SBR) breitet sich immer weiter in Deutschland aus. Gerade in Rheinland-Pfalz, Südhessen und Franken sind die typischen gelben Blätter häufig zu sehen. Rübenanbauer fürchten besonders die Ertragsrückgänge, die bis zu 45 % betragen können.
Nun gibt es Hoffnung. Forscher des Projekts NIKIZ haben mehrere Sorten mit Toleranz gegenüber der SBR-Krankheit identifiziert. Somit stehen für das Jahr 2022 voraussichtlich mehrere empfohlene Sorten zur Verfügung.
Neue Sorten mit Toleranz in den Startlöchern
Der erste Sortenfund mit Toleranz, Fitis, wurde bereits in diesem Jahr zugelassen. Die Sorte stand zunächst aber nur für Versuchszwecke zur Verfügung.
Aber auch weitere Sorten stehen in den Startlöchern. An 9 verschiedenen Standorten haben haben die Forscher Versuche mit weiteren Sorten angelegt. Aus diesen Versuchen ergeben sich die neuen Sortenempfehlungen für die betroffenen Standorte.
„Das ist aber erst der Anfang. Ziel muss es sein, dass gleichzeitig auch noch andere Krankheiten besser toleriert werden“, sagt Dr. Christian Lang, Projektleiter des NIKIZ-Teams. Lang rechnet damit, dass noch einige Jahre in Forschung investiert werden müssen, um dem Schädling einigermaßen Herr zu werden. Weiterhin sei das Ziel, durch ackerbauliche Maßnahmen oder Nützlinge die ungezügelte Vermehrung der Zikade und der Krankheitserreger zu bremsen.
So stark hat sich die SBR-Krankheit ausgebreitet
Im vergangenen Jahr waren rund 20.000 ha in Deutschland betroffen, in diesem Jahr hat sich die Flächen nach Schätzungen sogar auf rund 40.000 ha verdoppelt. Beim Schädlingsmonitoring 2021 fanden sich sogar fast doppelt so viele Zikaden in den Beständen wie im Vorjahr. Sie gelten als Hauptüberträger.
Die SBR-Krankheit ist in Frankreich und der Schweiz schon weit verbreitet. In Deutschland ist bislang hauptsächlich der Rheingraben mit seinem warmen Klima betroffen. Durch den Klimawandel breitet sich das Bakterium mit seinem Überträger weiter in Richtung Norden aus.
Diese Zikade ist überträgt die Krankheit
Die Schilf-Glasflügelzikade ist der Hauptüberträger der bakteriellen SBR-Krankheit. Im Schnitt tragen 44% der Zikaden das Bakterium in sich.
Die Schilf-Glasflügelzikade ist in Mitteleuropa heimisch, steht in Deutschland sogar auf der Roten Liste, und war ursprünglich meist im Schilf zu finden. In den letzten Jahren hat sie den den Lebensraum Zuckerrübe für sich entdeckt. In der Praxis sind bislang keine wirksamen Bekämpfungsmöglichkeiten gegen die Insekten bekannt.
NIKIZ steht für „Nachhaltiges Insekten- und Krankheitsmanagement im Zuckerrübenanbau der Zukunft“ und ist ein Netzwerk aus Praxis, Beratung und Forschung.
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