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Rübenzüchtung

Neue Rübensorten: Herbizidtoleranz ohne Gentechnik

Feldspritze bei Unkrautbehandlung in Zuckerrüben
am Mittwoch, 02.11.2016 - 06:00 (Jetzt kommentieren)

Neue Sorten, die konventionell gezüchtet und tolerant gegen die Wirkstoffgruppe der ALS-Hemmer sind, versprechen eine flexiblere Unkrautbekämpfung. Sie werden wohl 2018 bei uns angeboten. Das dlz agrarmagazin sagt schon jetzt, was davon zu halten ist.

Unkrautkontrolle in Zuckerrüben leicht gemacht – das verspricht die neuste Technik von KWS Saat und Bayer Crop Science mit herbizidtoleranten Rübensorten. Die langsame Jugendentwicklung macht die Rübe sehr konkurrenzschwach. Daher ist eine effektive Unkrautkontrolle sehr früh nötig.

Das neue Angebot beinhaltet neben den toleranten Rübensorten das dazugehörige Herbizid Conviso. Im Gegensatz zu Glyphosat-resistenten GVO-Rüben, die gentechnisch gezüchtet wurden, handelt es sich bei Conviso-smart-Rüben um klassisch gezüchtete Sorten. Damit lassen sich Wirkstoffe aus der Gruppe der Acetolactat-Synthase(ALS)-Inhibitoren, auch ALS-Hammer genannt, in Kulturen einsetzen, in denen das bisher kaum oder nicht möglich war.

Das Herbizid Conviso, das die ALS-Hemmer enthält, befindet sich derzeit im Zulassungsprozess für Zuckerrüben. Das Mittel besteht aus dem blattaktiven Wirkstoff Foramsulfuron und dem blatt- und bodenaktiven Thiencarbazone-methyl. Beide waren bisher nur in Mais verfügbar.

Der Aufwand der öligen Dispersion soll in Rüben bei 50 g/ha Foramsulfuron und 30 g/ha Thiencarbazone-methyl liegen. Die Wirkstoffe werden mit 1 l/ha oder zweimal 0,5 l/ha im Splitting im Abstand von 10 bis 14 Tagen gespritzt. 

Einsatzzeit später, flexibler

Der Einsatztermin ist so flexibler. Er liegt bei den Unkräutern im 1- bis 4-, bei Weißem Gänsefuß sogar im 2- bis 8-Blatt-Stadium – ganz anders als bei den sonst üblichen Verfahren im Keimblattstadium der Unkräuter. So sollen künftig alle wichtigen Unkräuter in Rüben, wie Knöterich und Gänsefuß, ohne den Zusatz weiterer Mittel erfasst werden. Auch werden Ausfallgetreide, -raps, -sonnenblume und -kartoffel sowie Schosserrüben damit unterdrückt. Die 100-prozentige Toleranz der Rübe gegenüber dem Herbizid soll die Kultur nicht schädigen, auch nicht in Überlappungsbereichen, etwa im Vorgewende.

Neben den Vorteilen herbizidtoleranter Kulturen bergen diese auch immer die Gefahr einer entstehenden Resistenz gegenüber dem einseitig genutzten Wirkstoff. So sind bei uns bereits Resistenzen gegenüber ALS-Hemmern bei Ackerfuchsschwanz, Kamille, Vogelmiere und Klatschmohn bekannt. Wie passt also die Technik in die Fruchtfolge mit 20 bis 33 Prozent Anteil? Und wie ist Resistenzen vorzubeugen?

System nicht ohne Anti-Resistenz-Strategie

Grundsätzlich gilt es, ein integriertes Unkrautmanagement mit ausgeglichener Fruchtfolge und unterschiedlichen ­Wirkstoffen zu fahren. ALS-Hemmer ­sollten möglichst durch andere Wirk­mechanismen ersetzt werden. Zusätzlich empfiehlt sich eine angepasste Bodenbearbeitung, kombiniert mit mechanischer ­Unkrautkontrolle.

Ein Beispiel ist eine dreijährige Fruchtfolge mit 33 Prozent Rüben und Wintergetreide. Dabei sollte der Pflug vor der Saat des Wintergetreides zum Einsatz kommen, ebenso wie Vor- und Nachauflaufmittel, um den Unkrautdruck über die gesamte Fruchtfolge sehr gering zu halten. Der Verzicht auf ALS-Hemmer in anderen Kulturen, der Pflugeinsatz und ein Vorsaatherbizid beugen Resistenz  vor.

Bei Wirklücken von Conviso lassen sich andere Herbizide im Einzelfall beimischen. Das System geht auch im konservierenden Anbau: Hier ist ein Vorsaatherbizid wegen der Altverunkrautung und zum Brechen der grünen Brücke unumgänglich. Das System braucht eine sorgfältige Resistenzstrategie mit ackerbaulichen Möglichkeiten und regelmäßigem Monitoring im Feld.

Weiter sollte das System auf Flächen mit vorhandenen ALS-resistenten Unkräutern nicht eingesetzt werden. Nötig ist der verantwortungsvolle Umgang damit, ähnlich wie bei Clearfield-Sorten in Raps. Nur so lässt sich eine effiziente Unkrautkontrolle auch in Zukunft gewährleisten – ohne darauf folgende Beschränkungen.

Der vollständige Beitrag ist im dlz agrarmagazin November 2016 erschienen.

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