Das erste Saatgut für Zuckerrüben für 2021 wird bereits angeboten. In Frankreich darf es womöglich bald wieder mit neonicotinoidehaltigen Insektiziden angebeizt werden. In Deutschland ist bisher keine Notfallzulassung geplant.
Rübenanbauer in der Sackgasse
Die Entscheidung des französischen Agrarministeriums, sich nun doch für eine nationale Notfallzulassung von Neonicotinoiden einzusetzen, zeigt, in welcher Sackgasse sich die Rübenanbauer aktuell befinden“, sagt Dr. Hans-Jörg Gebhard, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ). Die deutschen Anbauer kommen da aber aktuell nicht heraus.
Stimmt die französische Nationalversammlung der Notfallzulassung zu, verschärft das die ohnehin schon massiven Verzerrungen des Wettbewerbs in der EU noch weiter. Das geht vor allem auch zu Lasten der deutschen Anbauer.
12 von 19 EU-Staaten mit Notfallzulassung
Als größtes EU-Anbauland wäre Frankreich der zwölfte von 19 rübenanbauenden EU-Staaten mit Notfallzulassung. Das Bundeslandwirtschaftsministerium dürfe dieser Entwicklung nicht tatenlos zuschauen, sagt Gebhard. Die deutsche Zuckerwirtschaft fordert Fair Play für die deutsche Zuckererzeugung. Dazu gehören rund 25.000 Rübenanbauer, vier Zucker erzeugende Unternehmen und die Firmen des Zuckerhandels.
Nach dem EU-Verbot der neonicotinoiden Wirkstoffe gibt es für die Rübenbauern derzeit keine wirksame Möglichkeit, ihre Zuckerrüben vor Schädlingen, Läusen und damit verbunden vor Viruskrankheiten zu schützen, allen voran durch Vergilbungsviren. Ohne die Beize drohen deutliche Ertragsverluste. Letztlich ist immer öfters der komplette Ausstieg aus dem Rübenanbau zu befürchten.
Immer mehr Rübenanbauer steigen aus
Seit 2019 ist der Einsatz von drei Neonics in Rüben in der EU verboten. Die Notfallzulassungen in etlichen EU-Staaten schaffen ungleiche Wettbewerbsbedingungen. Dabei sind Neonics deutlich gezielter und damit umweltschonender einzusetzen, weil sie direkt ans Saatgut angebeizt werden.
Alternativen, etwa Phyrethroide, müssen nun flächendeckend gespritzt werden. Das birgt die Gefahr von Wirkstoffverlusten. Zudem sind sie teurer und wirken weniger. Hiesige Rübenanbauer haben dadurch Verluste beim Deckungsbeitrag. Laut WVZ liegen sie bei bis zu 48 Prozent.
Das Verbot der Neonics ist vor allem dazu gedacht, Bienen zu schützen. Sie fliegen aber Rüben in aller Regel nicht an, da sie als mehrjährige Kultur nicht blühen. Alternative Ansätze gegen Schadinsekten lohnen sich nicht. Erprobt werden etwa Blühstreifen gegen Blattläuse.
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